Baden Geotouren                                                                   

  • Joachim Ringelnatz - Einsiedlers Heiliger Abend

    Einsiedlers Heiliger Abend

     

    Ich hab’ in den Weihnachtstagen -

    Ich weiß auch, warum -

    Mir selbst einen Christbaum geschlagen,

    Der ist ganz verkrüppelt und krumm

     

    Ich bohrte ein Loch in die Diele

    Und steckte ihn da hinein

    Und stellte rings um ihn viele

    Flaschen Burgunderwein.

     

    Und zierte, um Baumschmuck und Lichter

    Zu sparen, ihn abends noch spät

    Mit Löffeln, Gabeln und Trichter

    Und anderem blanken Gerät.

     

    Ich kochte zur heiligen Stunde

    Mir Erbsensuppe mit Speck

    Und gab meinem fröhlichen Hunde

    Gulasch und litt seinen Dreck.

     

    Und sang aus burgundernder Kehle

    Das Pfannenflickerlied.

    Und pries mit bewundernder Seele

    Alles das, was ich mied.

     

    Es glimmte petroleumbetrunken

    Später der Lampendocht.

    Ich saß in Gedanken versunken.

    Da hat’s an die Tür gepocht,

     

    Und pochte wieder und wieder.

    Es konnte das Christkind sein.

    Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder?

    Ich aber rief nicht: „Herein!“

     

    Ich zog mich aus und ging leise

    Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,

    Und dankte auf krumme Weise

    Lallend dem lieben Gott.

     

    Joachim Ringelnatz

     
  • USA Prop. 1942

    Scan 72

    V for VICTORY by Stan Cohen, USA, 1942

  • Jarash Kosmas&Damian

    Mosaik

    Die Kirche St. Kosmas und Damian in Gerasa, Jordanien.

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     Mosaik Kirche o
     
     
    Mosaik Kirche Detail
     
     
  • Moses-Gedächtniskirche

    Mosaik

    Moses-Gedächtniskirche

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    Vom Berg Nebo in Jordanien überblickt man im Westen den Jordangraben und das Tote Meer.

    Es heißt, dass an dieser Stelle Moses das gelobte Land sehen durfte. 

    Auf den Grundmauern eines Klosters wurde hier im 4. Jahrhundert die Moses-Gedächtniskirche erbaut.

    Der Boden und die Wände sind mit Mosaiken aus verschiedenen Zeiträumen (4. bis 8. Jahrhundert) geschmückt, deren Schichtungen erst 1963 von Fr. Virgilio Corbo entdeckt wurden.

    Kirche Mittelschiff

     

    Nebo Bodenmosaik Flora Fauna

    Taufkapelle

    Taufkapelle Wandmosaik

     

    Taufbecken

    Taufbecken

    Mosaik Wand Boden

     

    Bodenmosaik II

    Marien-Kapelle

     Nebo Marienkapelle Boden Mosaik

     

    Bodenmosaik III

     

    Mosaik Blatt Kreis

     

    Nebo Mosaik Vierecke Kreise

     

     
  • Jüdische Friedhöfe Steinheim-Institut

     

    Worms Heiliger Sand

    Worms, Heiliger Sand

     

    GF Jüdischer Friedhof III 

    Gifhorn, Jüdischer Friedhof

     

    Jüdische Synagoge Bodenplatte

    Baden-Baden, Jüdischer Friedhof

    Das Steinheim-Institut

     

    http://steinheim-institut.de/wiki/index.php/Hauptseite

     

    epidat

    http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat

  • Zoo Hannover - Erdmännchen

     

    Herbst 

    Erdmännchen

    Zoo Hannover, Erdmännchen

  • Erde Mond / ISS

    Erde Mond ISS NASA I

    ISS / NASA

  • Erich Kästner - Entwicklung der Menschheit

    Entwicklung der Menschheit

    Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
    behaart und mit böser Visage.
    Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
    Und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
    bis zur 30. Etage.
     
    Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
    in zentralgeheizten Räumen.
    Da sitzen sie nun am Telefon.
    Und es herrscht noch genau derselbe Ton
    wie seinerzeit  auf den Bäumen. 
     
    Sie hören weit. Sie sehen fern.
    Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
    Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
    Die Erde ist ein gebildeter Stern
    Mit sehr viel Wasserspülung.
     
    Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
    Sie jagen und züchten Mikroben.
    Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
    Sie fliegen steil in den Himmel empor
    Und bleiben zwei Wochen oben.
     
    Was ihre Verdauung übrig läßt,
    das verarbeiten sie zu Watte.
    Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
    Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
    daß Cäsar Plattfüße hatte.
     
    So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
    Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
    Doch davon mal abgesehen und
    Bei Lichte betrachtet, sind sie im Grund
    Noch immer die alten Affen. 

    Erich Kästner

  • Mosaike von Pompeji, Haus des Fauns

    Mosaike von Pompeji, Haus des Fauns
     
    Faun Mosaike Pompeji Haus des Fauns Neapel MAN

     

    Mosaik Tauben Haus des Fauns Pompeji 

    Mosaik Wasserfauna flora Pompeji Haus des Fauns Neapel MAN

     

    Mosaik Wassertiere Fauna Pompeji Haus des Fauns Neapel MAN

     

    Mosaik Tauben Wasser Kessel

     

    Mosaik Alexander Darius Pompeji Haus des Fauns

    Pompeji Haus des Fauns Alexander Darius

     

    Mosaik Satyr und Nymphe Pompeji Haus des Fauns Neapel MAN

     

    Mosaik Schädel Lot Pompeji

     

    Moderner Faun Neapel MAN

     

    Objekte 

    Archäologisches Nationalmuseum in Neapel

  • Joachim Ringelnatz Oh, Mond

    „OH“, rief ein Glas Burgunder

    „Oh, Mond, du göttliches Wunder!

    Du gießt aus silberner Schale

    Das liebestaumelnde, fahle,

    Trunkene Licht wie sengende Glut

    Hin über das nachtigallige Land...“

    Da rief der Mond, indem er verschwand:  

                                                                                                                                                                                                    

    „Ich weiß! Ich weiß! Schon gut! Schon gut!"

    Joachim Ringelnatz

     

  • Der Vesuv

    Der Vesuv

    Vesuv v Hotel

    A’muntagna, der Berg, so heißt der Vesuv nicht nur im 10 km entfernten Neapel.

    El Vesuvio befindet sich über der nördlichst gelegenen Subduktionszone der afrikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte. Er existiert seit über 400.000 Jahren. Seit er aus dem Meer auftauchte, formte, vernichtete, gestaltete, förderte und prägte er die Bewohner und deren Landschaft.

    Vor zweitausend Jahren hatte der Vesuv noch die typische Kegelform und war über 2000 m (über N.N.) hoch. 

    Vesuv Bacco il Vesuvio Pompeji Haus des Centenario 70 d.C

    Bacco e il Vesuvio, Pompeji, Haus des Centenario, 68-78 n.Chr.

     

    Auf seinen Hängen wuchsen Reben und Bäume, selbst in der Caldera. Damals war hier ein Paradies.

     

    Der Vesuv ist ein gefährlicher Vulkan.

    Seine Ausbrüche verlaufen seit der Zeitenwende in zwei dramatischen Phasen.

    In der ersten Phase wird das aufsteigende Magma von Gesteinsschichten aufgehalten. Der Druck steigt bis der alte Verschluss weggesprengt wird. Dann rast der Materiestrom mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit nach oben und bildet eine Eruptionssäule bis in die Stratosphäre. Diese kühlt ab und fällt als Lapilli-Regen (Bimsstein und kleine Gesteinsbrocken) auf die Erde.

    Geht der Materialnachschub zu Ende, fällt in der zweiten Phase die Eruptionssäule  zusammen und fließt mit hoher Geschwindigkeit als pyroklastischer Strom, ein bis zu 800°C heißes Feststoff und Gasgemisch, den Vulkankegel hinab. 

    Dieser Eruptionsablauf wird heute als plinianische Eruption bezeichnet.

    Eine der verheerendsten dieser Eruptionen erfolgte im Jahr 79 n.Chr.

    Namensgeber sind Plinius der Jüngere, der achtundzwanzig Jahre später in zwei Briefen an Tacitus diesen Ausbruch beschrieb und sein Onkel Plinius der Ältere, Gelehrter, Naturforscher, Marineoffizier, den der Vesus tötete. Plinius beschreibt zum ersten Mal in der Geschichte einen Vulkanausbruch mit naturwissenschaftlichen und nicht mit religiösen oder mythologischen Begriffen. (1)

    Bei dem Ausbruch des Vesuvs 79 begrub eine 6-8 m hohe Asche- und Steinschicht Pompeji und andere Orte an der Küste. 

    Herculaneum wurde von dem folgenden pyroklastischen Strom in Gestalt einer 20m hohen Schlammlawine verschüttet.

    Bootshafen

    Herculaneum, Bootshafen

     

    Die Gewalt der Eruption verlegte den Vulkankanal und schuf die heutige Form des Vesuvs.

     

    Im Jahr 472 fand ein Ausbruch statt, der die Aschwolken bis nach Konstantinopel und Tripolis trug.

    Weitere relativ schwache Eruptionen ereigneten sich 202/203, 472, 512, 685, 787, 982, 993, 999,  1036, 1038, 1039, 1139, 1150, 1270 und 1500.

    Eine über hundertjährige Ruhephase ging 1631 zu Ende. Mit einem langanhaltenden Donner begann am 15.Dezember der verheerende Ausbruch. Zehn Lavaströme begruben alle Ortschaften am Ostabhang. Über 4.000 Menschen fanden den Tod. Erst im Februar des folgenden Jahres beruhigte sich der Vulkan. 

    Wiederum schwächere Ausbrüche folgten 1660, 1694, 1707, 1737, 1767, 1779, 1794, 1858 und 1861.

     

    Vesuv 1872

    Vesuv, Meyers Konversations-Lexikon, Leipzig und Wien, 1897

     

    Der Ausbruch im Jahr 1906 begann im Februar. Zuerst färbte sich die vertraute Rauchfahne gelb, und Zeitzeugen berichteten von beißenden Schwefeldämpfen. Nach einer Woche waren die Pflanzen abgestorben. Ab dem 5. April wurden die ersten Erdstöße registriert. Gewaltige Mengen von Lava begannen den Berg hinabzufließen und nahmen Kurs auf den kleinen Ort Boscotrecase. Viele der verängstigten Bewohner flohen in die Stadtkirche. Doch als der Pfarrer die Messe zu lesen begann, stürzte das Kirchendach ein und begrub die Gläubigen.

    Viele Ortschaften (Torre Annunziata, Somma und Ottaviano) waren zerstört, als der Vulkan am 21. April endlich Ruhe gab.

    Von 1913 bis 1943 erfolgte fast jährlich ein schwacher Ausbruch, bis am 18. März 1944 der Vulkan förmlich explodierte. In den folgenden „Tagen der Lavafontänen“ wurden diese bis zu 5 km hoch in die Atmosphäre geschleudert. In Angri und Pagani (d.h. in 16km südöstlicher Entfernung) fielen die Schlacken vom Himmel. In Albanien regnete es schwarze Asche.

    Über 30 Millionen Kubikmeter Lava wurden damals ausgestoßen.

    Dieser letzte Ausbruch endete im April 1944. 

     

    Seitdem ist auch die berühmte Rauchfahne des Vesuvs verschwunden.

    El Vesuvio ruht.

     

    Pompeji Blick auf Vesuv

    Vesuv, von Pompeji

     

     

    (1) 

    Gaius Plinius beschreibt die Eruptionssäule: 

    „Am 24 August, etwa um ein Uhr nachmittags, meldet ihm (Plinius dem Älteren) seine Mutter, es zeige sich eine Wolke von ungewöhnlicher Größe und Gestalt......Die Wolke erhob sich,........, der Form nach einem Baum, und zwar am ehesten einer Pinie ähnlich. Denn sie wuchs wie auf einem sehr hohen Stamm empor und breitete gewissermaßen Äste aus; wahrscheinlich, weil sie durch einen frischen Luftzug hochgetragen wurde und dann, wenn dieser nachließ, vielleicht auch durch ihr Eigengewicht, ihren Auftrieb verlor, und sich in die Breite verflüchtigte. Bisweilen war sie weiß, bisweilen schmutzig und fleckig, je nachdem sie Erde oder Asche mit sich geführt hatte.“

    Plinius d.Ä., lässt Boote (Vierruderer) startklar machen. Er will diesen Ausbruch aus der Nähe studieren und Menschen aus der Gefahrenzone bringen. Diese „Helden“-Reise wird seine letzte sein. Als sie auf die Küste zusteuerten fiel heiße Asche auf die Boote. „Schon fielen auch Bimssteine und schwarze, halbverbrannte und von der Hitze geborstene Steine, schon zeigte sich plötzlich eine Untiefe und durch den Bergsturz wurden die Ufer unzugänglich.“ Plinius landete mit starkem Wind von Achtern bei Stabiae. Innerhalb von Stunden wuchs die Asche- und Bimsstein-Schicht um einen Meter. Sie mussten das Haus verlassen. In dieser Nacht starb er. Gaius sagte „Sein Aussehen glich eher einem Schlafenden.“

    Übersetzt von A. Lambert, 1996 Artemis

     

    Quelle / Literatur:

    Der Vesuv, Geschichten und Gedichte über den brennenden Berg, gesammelt von Dieter Richter, insel taschenbuch

    Der Vesuv, Geschichte und Eruptionen eines Vulkans, L.E.G.O.

    Die letzten Tage von Pompeji, Edward Bulwer, Bertelsmann Lesering, 1958

     

     

    Links:

     

    House of Caecilius Iucundus in Pompeii (Pompeya)

    https://www.youtube.com/watch?v=yf5r8U6J9jM

     
    Herculaneum, Bootshaus

    Vulkane

    http://volcano.si.edu

     

    Museen

    https://www.pompei.it/pompeii/

    https://www.museoarcheologiconapoli.it/it/

  • Mark Twain, Die Wahrheit

    "Die Wahrheit ist das kostbarste, was wir besitzen. Gehen wir sparsam damit um." 

     

    "Truth is the most valuable thing we have. Let us economize it."

    Mark Twain.

    Following the Equator, chapter VII
  • Literatur-Tipp: Mark Twain - Bummel durch Europa

    Bummel durch Europa

     

    MTwain BdE Cover

     

    Auszug, 21. Kapitel:

    „Baden-Baden liegt im Schoße der Berge, und die natürlichen und die künstlich geschaffenen Schönheiten der Umgebung bilden eine wirkungsvolle und bezaubernde Einheit. In dem ebenen Grund, der sich durch die Stadt hindurch und über die Stadt hinaus erstreckt, hat man schöne Parks angelegt, die von prächtigen Bäumen beschattet und in Abständen mit hohen, glitzernden Springbrunnen geschmückt sind. Dreimal am Tag spielt auf der Promenade vor dem Kurhaus eine gute Musikkapelle, und nachmittags und abends wimmelt dieser Ort von elegant gekleideten Leuten beiderlei Geschlechts, die an dem großen Musikpodium vorbei auf und ab wandeln und sehr gelangweilt aussehen, obwohl sie so tun, als wären sie es nicht. Das sieht nach einem ziemlich ziellosen und stumpfsinnigen Dasein aus. Jedoch ist ein großer Teil dieser Leute aus einem triftigen Grunde da: Sie werden von Rheumatismus geplagt und sind hier, um ihn in den heißen Bädern auszuschwitzen. Diese Invaliden sahen recht melancholisch aus, wie sie auf ihren Stöcken und Krücken umherhinkten und offenbar über traurige Dinge aller Art grübelten. Es heißt, Deutschland mit seinen feuchten Steinhäusern sei die Heimat des Rheumatismus. Wenn das so ist, muß die Vorsehung das vorausgesehen und deswegen das Land mit diesen Heilbädern ausgestattet haben. Wohl kein anderes Land ist mit Heilquellen so reich versehen wie Deutschland.“

  • Erich Kästner, Was auch immer geschieht

    Was immer auch geschieht!
     
    Was auch immer geschieht.
    Nie dürft ihr so tief sinken,
    von dem Kakao, durch den man euch zieht,
    auch noch zu trinken!

    Erich Kästner

  • Joachim Ringelnatz, An den Mann im Spiegel

    An den Mann im Spiegel

    Du bist ein krummer, dummer Hund!

    Und hast es doch so gut gehabt,

    Bist gar nicht reich und bist gesund,

    Auch großenteils nicht unbegabt.

    Du altes Schwein im Trüffelbeet,

    Weißt du auch stets, wie gut’s dir geht?

    Du, spring nicht über Schranken,

    Die höher, als du selbst bist, sind.

    Vergiß nie, täglich wie ein Kind

    Für alles tief zu danken.

    Joachim Ringelnatz

  • Christian Morgenstern - Mopsenleben

    Mopsenleben

     

    Es sitzen Möpse gern auf Mauerecken,
    die sich ins Straßenbild hinauserstrecken,
    um von sotanen vorteilhaften Posten
    die bunte Welt gemächlich auszukosten.
    O Mensch, lieg vor dir selber auf der Lauer,
    sonst bist du auch ein Mops nur auf der Mauer.

    Christian Morgenstern

  • Christian Morgenstern - Der Sperling und das Känguru

    Der Sperling und das Känguru

    In seinem Zaun das Känguru –
    es hockt und guckt dem Sperling zu.
    Der Sperling sitzt auf dem Gebäude –
    doch ohne sonderliche Freude.
    Vielmehr, er fühlt, den Kopf geduckt,
    wie ihn das Känguru beguckt.
    Der Sperling sträubt den Federflaus –
    die Sache ist auch gar zu kraus.
    Ihm ist, als ob er kaum noch säße …
    Wenn nun das Känguru ihn fräße?!
    Doch dieses dreht nach einer Stunde
    den Kopf, aus irgend einem Grunde,
    vielleicht auch ohne tiefern Sinn,
    nach einer andern Richtung hin.
     

    Christian Morgenstern

  • Die Hurdy Gurdy Girls aus Butzbach

    Die Hurdy Gurdy Girls aus Butzbach
     
    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts herrschte in weiten Teilen Europas große Not. Es war kalt, die kleine Eiszeit war noch nicht zu Ende. Die feuchte Kälte reduzierte die Ernteerträge, die Menschen hungerten.

    1815 brach der Vulkan Tambora in Sumbawa, Indonesien aus.

    Der größte und gewaltigste Vulkanausbrauch in der dokumentierten Menschheitsgeschichte. 

    Ca. 160 km³ pyroklastisches Material mit einer Masse von 140 Milliarden Tonnen wurden innerhalb eines Tages in die Atmosphäre geschleudert. (1)

    Die Aschewolke verteilte sich um die gesamte Erde und führte 1816 in Europa und Nordamerika zu einem „Jahr ohne Sommer“.

    „Im Juni verdunkelte sich wiederholt der Himmel und es schneite. Im August gab es mehrfach Frost“ berichteten die Zeitzeugen.

    Die Pflanzen verkümmerten und die Tiere starben.

    Die Aschewolke verbreitete sich mehrere Jahre lang in der Erdatmosphäre.

    In der Wetterau, rund um den Vogelsberg und im Taunus waren die Böden mager und der Hunger groß. Die Not zwang die Bewohner zur Heimarbeit.  In den langen kalten Nächten stellten sie Korbwaren her, fertigten Hutschachteln und Fliegenwedel. (2)

    Waren die kargen Äcker im Frühjahr bestellt verließen die Menschen ihre Dörfer. 

    Wenige blieben. Das Vieh, das noch lebte, musste versorgt werden.

    Viele arbeiteten als Erntehelfer, zogen bis nach Holland und brachten nach drei Monaten harte Gulden mit zurück. 

    Andere verkauften ihre im Winter hergestellten Produkte in den großen Städten. 

    Oft waren ganze Familienclans mit ihren Kindern unterwegs. 

    Als die Eifel preußisch wurde revoltierte die Bevölkerung gegen die Schulpflicht. 

    Die „Landgänger“ aus dem Hintertaunus zogen durch ganz Europa. 

    Ihre Töchter sangen oberhessische Lieder in Paris und tanzten 

    zur Drehleier in Petersburg. (3)

     

    Die „Drehleier Mädchen“ nannte man jene junge Frauen, die zunächst mit dem Drehorgel- oder Drehleier- und Harmonikaspielern mitzogen, deren Instrumente trugen und vor allem durch ihr Tanzen, Singen und Betteln wesentlich zum Erfolg der Fahrten der hausierenden hessischen Landgänger beitrugen.
     
    Drehleiermädchen 1737
    Drehleiermädchen, Radierung, 1737
    Museum Butzbach

     

    Bald waren die Mädchen wichtiger als die Fliegenwedel.

    Sie gingen „über Land“, reisten nach Holland, England, Schweden und Russland oder wanderten aus - in die neue Welt, nach Amerika. (4)

    Das war nicht ungefährlich.

     

    Warnung
    Deutsches Auswanderer Haus Bremerhaven

     

    Viele hessische Mädchen, die ihre Reisigbesen bis nach London verkauften, wurden von Schleppern als broom-girls (Besenmädchen) an Zuhälter verkauft.

    In Amerika landeten viele der jungen Frauen als Hurdy Gurdy Girls in Saloons, Tanzhäusern und Bordellen. 

     

    HGG Bakersville
    Hurdy Gurdy Girls in Bakersville, 1865
    Museum Butzbach
     

    Nur wenige kamen als diereicheTante aus Amerika wieder in ihre Heimat zurück. 

     

    (1) Clive Oppenheimer: Climatic, environmental and human consequences of the largest known historic eruption: Tambora volcano (Indonesia) 1815. In: Progress in Physical Geography. 27, Nr. 2, 2003, S. 230–259. 

     

    (2) Der reich verzierte und bunt bemalte Fliegenwedel war die Erfindung des Besenfabrikanten Ulm aus Espa. Ab 1817 war dieser praktische und schöne Wedel der Renner, die Fliegenwedelhändler etablierten sich unter den Sparten der Hausierer und verkauften ihre Fliegenwedel bis nach England.

     

    (3) Die Drehleier (engl. hurdy gurdy), anfangs ein Kircheninstrument, war ein in der Bevölkerung über die Jahrhunderte hinweg sehr beliebtes Musikinstrument.

    W.A. MozartDeutscher Tanz KV 602/3

    https://www.youtube.com/watch?v=I7TQCNxN0HY

    Auch die Drehleierspieler wurden besungen.

    Donovan, hurdy gurdy man

    https://www.youtube.com/watch?v=jRsrDLkACTs

     

    (4) Zwischen 1821 und 1912 wanderten ca. 6 Millionen Deutsche in die USA aus.

    Friedrich Naumann, Die amerikanische Neutralität, Wochenschrift für Politik, Literatur und Kunst, Berlin, 1916

     

    Auswanderung 1841 1859
    Freiheitsmuseum Rastatt

     

    Links zu Museen

    Deutsches Auswanderer Haus, Bremerhaven

     

    Museum der Stadt Butzbach

  • Der deutsche Michel und seine Ausbeuter

    Der deutsche Michel und seine Ausbeuter

    Der deutsche Michel und seine Ausbeuter

    1843 Sabatky, R. Zeichner u. Lithograph
    Kreidelithographie handkoloriert
    Museum Butzbach
  • Dinosaurierfährten von Obernkirchen

    Dinosaurierfährten von Obernkirchen

    auf dem Bückeberg in Niedersachsen

     

    In den Oberkirchener Sandsteinbrüchen gibt es eine Vielzahl von Fußabdrücken verschiedener Theropoden (Raptoren) und in einer zweiten Schicht, die verschiedener Iguanodonten. Über 2.700 Fußabdrücke wurden identifiziert.

    Sie sind etwa 140 Millionen Jahre alt.

    Damals breitete sich hier eine Lagune aus.

     
    Wellen
     
     
    Spurenebene Abbruchkante Wald
     
     
    Dinofussabdücke vor Tümpeln
     
     
    A Schautafel Vom Strand zum Meer NS
     
     
    B Schautafel Verhalten in Stein NS
     
     
    C Schautafel Vom Schlamm zum Sandstein
     
     
    Hundepfoten
     
     
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