Wälder rund um Baden-Baden

Panorama auf dem Merkur A

Baden-Badens Wälder erstrecken sich über eine Fläche von fast 86 Quadratkilometer. Im Stadtwald von Baden-Baden herrschen Tannen und Fichten vor, Bäume, die die Römer bewogen, den Schwarzwald „silva negra“, also „schwarzer Wald“ zu nennen.

Doch das war nicht immer so. Nachdem sich nach der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren die Gletscher des Schwarzwaldes zurückzogen und eine baumlose, steppenähnliche Landschaft hinterließen, stiegen die mittleren Temperaturen immer weiter an und die ersten Laubwälder entstanden, bestehend aus Eschen, Ahorn, Linden, Ulmen und Eichen.

 Eiben gesellten sich dazu, Eibe: im mittelhochdeutschen „iwe“ genannt.

 

Blick auf die Yburg A

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Der Name Yburg benennt also einen ehemals mit Eiben bestandenen Berg.

Erst vor 6.000 Jahren kamen Buchen und Tannen hinzu.

Schon immer war der Wald auch Nutzwald.

Die Bauern hielten ihre Schweine im Wald, diese fraßen die Früchte der Buchen (Buchecker) und die der Eichen, der lat. Name esca (dt. Speise) für die Eiche weist noch auf diese Nutzung hin.

Seit dem Mittelalter waren die Bäume des Schwarzwalds ein begehrtes Wirtschaftsgut.

Ab dem 18. Jahrhundert wurde das wertvolle Holz bis in die Niederlande verschifft, mittels riesiger Flöße. In Mannheim wurde es, falls es noch nicht bereits hier verkauft wurde, zu gewaltigen Holländerflößen zusammengefasst.

 „Mit ihren Anhängen und Kniestücken, mit drei Lagen Holz übereinander bildeten diese die gewaltige Menge von 500.000 Kubikfuß (etwa 15.000 m3) Holz.“ [1]

Flößerei A[2]

Doch es gab noch weitere Industriezweige, die auf Holz angewiesen waren.
Köhler benötigten Holz für ihre Meiler, Erz verarbeitende Industrien und Glashütten hatten einen noch größeren Bedarf.

Im 19. Jahrhundert hatte sich der Schwarzwald wieder - wie vor 10.000 Jahren - zu einer fast baumlosen Steppe gewandelt. Also wurde aufgeforstet, und so entstanden die Fichtenmonokulturen, die das Bild des Schwarzwalds bis heute prägen.

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LotharAls am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1999 der Orkan Lothar wütete und allein in Baden-Württemberg 25 Millionen Festmeter Holz flachlegte, entstanden auch im Schwarzwald und im Stadtwald von Baden-Baden immense Schäden.

Wie sich 15 Jahre nach dieser Katastrophe die Natur regeneriert hat, kann man heute am Lotharpfad, einem Lehrpfad im Naturschutzzentrum Ruhestein gut nachempfinden.

Doch gehen wir wieder in der Zeit zurück und wandern zusammen mit Mark Twain durch die lichtdurchfluteten Wälder des Schwarzwalds:

 

„Von Baden-Baden aus machten wir den üblichen Abstecher in den Schwarzwald. Die meiste Zeit über waren wir auf den Beinen. Man kann diese edlen Wälder ebensowenig beschreiben wie die Empfindung, die sie hervorrufen. Ein Zug dieser Empfindung ist jedoch ein Gefühl tiefer Zufriedenheit; ein anderer Zug ist eine heitere, jungenhafte Fröhlichkeit; und ein dritter und deutlich spürbarer Zug ist das Gefühl, daß die Alltagswelt weit entfernt und daß man von ihr und ihren Angelegenheiten vollkommen befreit sei."

 

Lotharpfad 4 A"Diese Wälder erstrecken sich ohne Unterbrechung über ein riesiges Gebiet; und überall sind sie sehr dicht, sehr still, sehr harzig und duftend. Die Baumstämme sind stark und geradegewachsen, und an vielen Stellen ist der Boden meilenweit unter einem dichten Moospolster von leuchtend-grüner Farbe verborgen, dessen Oberfläche keine welken oder rissigen Stellen aufweist und dessen makellose Sauberkeit keine herabfallendes Ästchen oder Blatt befleckt.

Das satte Dämmerlicht einer Kathedrale durchdringt die Säulengänge; die vereinzelten Sonnenflecke, die hier auf einen Stamm und dort auf einen Ast treffen, treten deshalb stark hervor, und wenn sie auf das Moos treffen, so scheint das beinahe zu brennen.

Aber die sonderbarste und zauberhafteste Wirkung bringt das zerstreute Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne hervor; da vermag kein einzelner Strahl in die Tiefe zu dringen, doch das zerstreute Licht nimmt von Moos und Laubwerk Farbe an und durchflutet den Wald wie ein schwacher, grüngetönter Dunst, das Bühnenfeuer des Feenreiches.

Der Hauch des Geheimnisvollen und des Übernatürlichen, der zu allen Zeiten im Wald spukt, wird durch dieses unirdische Glühen noch verstärkt.“ [3]

 Willi Andreas Weishaupt 2014

Quellen:

[1] Günter Sachs, Das Floß der armen Leute, Seite 158, ebd.
[2] S.Mohr, Die Flößerei auf dem Rhein, Mannheim 1897
[3] Mark Twain, Bummel durch Europa, 22. Kapitel, ebd.
[4] Badisches Tagblatt