Baden Geotouren                                                                   

29. Dezember 2023

Heute ist

Jürgen Herrmann,

Jurgen

 

Gründer und Betreiber von Baden-Geotouren,

in Baden-Baden gestorben.

Mögen seine Ideen und seine Visionen weiterleben.

Scar of Bethlehem

Advent auf dem Mummelsee

Advent auf dem Mummelsee

 

"Der Schnee wird tauen, das grüne ukrainische Gras wird heranwachsen und die Erde bedecken, die Saaten werden üppig aufgehen, darüber werden Hitzewellen flimmern, und kein Blut wird zu sehen sein. Das Blut ist billig auf diesen rotgoldenen Feldern, und niemand wird dafür bezahlen."

Bulgakow, Michail: Die weiße Garde. Berlin: Volk und Welt 1969, S. 293

Lieber Herr UN-Hochkommissar,

dies ist meine letzte offizielle Mitteilung als Direktor des New Yorker Büros des UN-Menschenrechtskommissars an Sie.

Ich schreibe dies in einem Augenblick großer Pein für die Welt, darunter auch für viele unserer Kollegen. Wieder einmal sehen wir, wie sich vor unseren Augen ein Völkermord vollzieht, und die Organisation, der wir dienen, scheint machtlos, ihn aufzuhalten. Für mich als jemand, der sich seit den 1980er Jahren intensiv mit den Menschenrechten in Palästina befasst hat, der in den 1990er Jahren als Menschenrechtsberater in Gaza gelebt hat und der davor und danach mehrmals im Dienste der Menschenrechte in diesem Land war, hat das eine tiefe persönliche Bedeutung.

Ich habe in diesen Räumen der Vereinten Nationen auch während der Völkermorde an den Tutsi, an bosnischen Muslimen, an den Jesiden und an den Rohingya gearbeitet. In jedem dieser Fälle wurde es, nachdem sich der Staub auf die, gegen die wehrlose Zivilbevölkerung gerichteten, Schrecken gelegt hatte, schmerzlich deutlich, dass wir in unserer Pflicht versagt hatten – unserer Pflicht, massenhaft begangene Gräueltaten zu verhindern, die Schwachen zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Genauso verhielt es sich mit den sukzessiven Wellen von Mord und Verfolgung von Palästinensern während der gesamten Zeit des Bestehens der Vereinten Nationen.

Herr Hochkommissar, wir versagen soeben erneut.

Als Menschenrechtsanwalt mit mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung auf diesem Gebiet ist mir geläufig, dass das Konzept des Genozids oft politisch missbraucht wurde. Doch das Blutbad, das aktuell an den Palästinensern verübt wird, welches in einer ethno-nationalistischen, kolonialen Siedlermentalität wurzelt und die Fortsetzung ihrer jahrzehntelangen systematischen Vertreibung und ethnischen Säuberung darstellt, die allein auf ihrem Status als Araber beruht und die mit expliziten Absichtserklärungen führender Mitglieder der israelischen Regierung und des israelischen Militärs einhergeht, lässt keinen Spielraum für Zweifel oder Diskussionen. In Gaza werden Wohnhäuser, Schulen, Kirchen, Moscheen und medizinische Einrichtungen mutwillig angegriffen und tausende Zivilisten massakriert. In der Westbank inklusive dem besetzten Jerusalem werden Häuser beschlagnahmt und neu zugewiesen, rein nach rassistischen Kriterien, und brutale Pogrome durch Siedler werden von israelischen Militäreinheiten begleitet. Im ganzen Land herrscht Apartheid.

Dies hier ist ein Paradebeispiel für Völkermord. Die letzte Phase des europäischen, ethno-nationalistischen Siedler-Kolonialprojekts in Palästina hat begonnen, es geht um die Auslöschung der verbliebenen Überreste ursprünglichen palästinensischen Lebens in Palästina. Dazu kommt, dass die Regierungen der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und eines Großteils von Europa an diesem abscheulichen Angriff mitwirken. Diese Regierungen halten nicht nur nicht ihre vertraglichen Verpflichtungen zur „Einhaltung“ der Genfer Konventionen ein. Sie steuern für den Angriff auch noch aktiv Waffen bei, stellen wirtschaftliche und geheimdienstliche Unterstützung bereit und gewähren politische und diplomatische Deckung für Israels Gräueltaten.

Im Einklang damit stehen die westlichen Konzernmedien, zunehmend vereinnahmt und staatsnah, im offenen Widerspruch zu Artikel 20 des UN-Zivilpakts, indem sie die Palästinenser fortwährend entmenschlichen und damit den Völkermord ermöglichen und Kriegspropaganda verbreiten sowie nationalen, rassistischen oder religiösen Hass verbreiten, welcher Diskriminierung, Feindseligkeit und Gewalt befeuert. In den USA angesiedelte Social Media unterdrücken die Stimmen von Menschenrechts-Verteidigern und verstärken zugleich pro-israelische Propaganda. Internet-Trolle und GONGOS (Government-operated non-governmental organization) belästigen und verleumden Menschenrechts-Verteidiger, und westliche Universitäten und Arbeitgeber arbeiten mit ihnen zusammen, um jene zu strafen, die es wagen, sich gegen die Gräuel auszusprechen. Nach diesem Völkermord müssen auch diese Akteure zur Verantwortung gezogen werden, wie einst die Macher des hassverbreitenden Senders Radio-Télévision Libre des Mille Collines in Ruanda.

Unter diesen Umständen müssen wir als Organisation mehr denn je prinzipientreu und effektiv handeln. Doch wir haben diese Herausforderung nicht angenommen. Die Schutzmacht Sicherheitsrat wurde erneut durch die Unnachgiebigkeit der USA blockiert; der UN-Generalsekretär gerät wegen sanftester Kritik unter Beschuss,und unsere Menschenrechts-Mechanismen werden fortwährend auf rufschädigende Weise von einem organisierten virtuellen Netzwerk, das sich für Straflosigkeit einsetzt, angegriffen.

Jahrzehntelang haben die illusionären und großenteils unehrlichen Versprechungen von Oslo die Organisation von ihrer wichtigsten Pflicht abgehalten, das Völkerrecht, die internationalen Menschenrechte und die UN-Charta zu verteidigen. Das Mantra von der „Zweistaatenlösung“ ist auf den Korridoren der Vereinten Nationen zum offenen Witz geworden, und zwar sowohl wegen ihrer faktischen Nichtrealisierbarkeit als auch, weil sie für die unveräußerlichen Menschenrechte der Palästinenser überhaupt nicht einsteht. Das sogenannte Nahost-Quartett ist zum Feigenblatt für Nichtstun und für unterwürfiges Abfinden mit einem brutalen Status quo verkommen. Die Rücksicht auf „Vereinbarungen zwischen den betroffenen Parteien selbst“ – anstatt der Einhaltung des Völkerrechts – war immer ein durchsichtiger Trick, der zum Ziel hatte, die Macht Israels über die Rechte der besetzten und enteigneten Palästinenser zu stärken.

Herr Hochkommissar, ich bin dieser Organisation in den 1980er Jahren beigetreten, weil ich darin eine prinzipientreue, auf Normen beruhende Institution sah, die ohne Wenn und Aber auf der Seite der Menschenrechte stand, selbst in Fällen, in denen die mächtigen USA, Großbritannien und Europa nicht auf unserer Seite waren. Während meine eigene Regierung, ihre untergeordneten Institutionen und ein Großteil der US-Medien noch immer die Apartheid Südafrikas, die israelische Unterdrückung und zentralamerikanische Todesschwadronen unterstützten oder rechtfertigten, standen die Vereinten Nationen auf für die unterdrückten Völker dieser Länder. Wir hatten das Völkerrecht auf unserer Seite. Wir hattendie Menschenrechte auf unserer Seite. Wir hatten Grundsätze. Unsere Autorität wurzelte in unserer Integrität. Aber das ist vorbei.

In den vergangenen Jahrzehnten haben maßgebliche Teile der Vereinten Nationen vor der Macht der USA und aus Furcht vor der Israel-Lobby kapituliert, haben diese Grundsätze verraten und das Völkerrecht preisgegeben. Dies hatte einen hohen Preis, nicht zuletzt haben wir unsere globale Glaubwürdigkeit verloren. Doch das palästinensische Volk hatte die größten Verluste aufgrund unseres Scheiterns zu ertragen. Es ist von atemberaubender historischer Ironie, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte im selben Jahr verabschiedet wurde, in dem die Nakba gegen das palästinensische Volk verübt wurde. Bei der 75-Jahr-Feier der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) täten wir gut daran, das alte Klischee fallenzulassen, dass die Verabschiedung der AEMR auf die Gräuel zurückgeht, die in den Jahren davor verübt worden waren, und zuzugeben, dass die AEMR parallel zu einem der schrecklichsten Genozide des 20. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickten: der Zerstörung Palästinas. Gewissermaßen versprachen die Verfasser allen Menschen Menschenrechte, außer dem palästinensischen Volk. Und erinnern wir uns auch daran, dass die UNO-Organisation selbst die Ursünde in sich birgt, die Enteignung der Palästinenser mit ermöglicht zu haben. Sie haben das europäische koloniale Siedlerprojekt ratifiziert, das palästinensisches Land genommen und den Kolonialisten gegeben hat. Wir haben viel zu büßen.

Doch der Weg zur Sühne liegt klar vor uns. Wir können viel lernen von der Grundhaltung, die in den vergangenen Tagen in Städten weltweit zu sehen ist, in denen Menschen massenhaft gegen Völkermord aufstehen, selbst wenn ihnen Schläge und Festnahme drohen. Palästinenser und ihre Verbündeten, Menschenrechtsverfechter jeder Couleur, christliche und muslimische Organisationen und progressive jüdische Stimmen, die sagen:
„Nicht in unserem Namen“, weisen uns den Weg. Wir müssen ihnen nur folgen.

Gestern, nur wenige Straßen weiter, haben tausende jüdische Menschenrechtsaktivisten die New Yorker Central Station besetzt. Sie stellten sich auf die Seite des palästinensischen Volkes und forderten ein Ende der israelischen Tyrannei, viele riskierten, festgenommen zu werden. Auf diese Weise haben sie die israelische Hasbara-Propaganda, einen alten antisemitischen Topos, enttarnt, dass Israel irgendwie das jüdische Volk repräsentiere. Das tut es nicht. Und deshalb ist allein Israel für seine Verbrechen verantwortlich. Man darf an dieser Stelle einmal wiederholen, auch wenn die Israel-Lobby das Gegenteil behauptet:


Kritik an Israels Menschenrechtsverletzungen ist genauso wenig antisemitisch, wie die Kritik an saudischen Menschenrechtsverletzungen islamophob, die Kritik an Myanmars Menschenrechtsverletzungen anti-buddhistisch oder die Kritik an indischen Menschenrechtsverletzungen anti-Hindu sind. Wenn sie versuchen, uns mit Verleumdungen mundtot zu machen, müssen wir unsere Stimme erheben, nicht leiser werden. Ich vertraue darauf, dass Sie, Hochkommissar, zustimmen, dass genau das gemeint ist mit: den Mächtigen die Wahrheit sagen.


Doch ich finde auch Hoffnung in jenen Teilen der UN, die sich weigerten, die Menschenrechts-Prinzipien der Organisation infrage zu stellen, obwohl riesiger Druck auf sie ausgeübt wurde. Unsere unabhängigen Sonderberichterstatter, Untersuchungskommissionen und Experten der UN-Vertragsorgane stehen – Seite an Seite mit einem Großteil unserer Mitarbeiter – weiterhin für die Menschenrechte der Palästinenser auf, selbst wenn andere Teile der UN – sogar auf den höchsten Ebenen – schändlicherweise vor der Macht eingeknickt sind. Als Wächter der Menschenrechtsnormen und -standards hat das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) eine besondere Verpflichtung, diese Standards zu verteidigen. Ich halte es für unsere Aufgabe, unserer Stimme Gehör zu verschaffen – vom UN-Generalsekretär hinunter zum neu eingestellten UN-Mitarbeiter und quer durch das ganze UN-System – und darauf zu bestehen, dass die Menschenrechte des palästinensischen Volkes nicht zur Diskussion stehen, nicht verhandelbar sind und es darüber keinerlei Kompromisse unter der blauen Flagge gibt.

Wie also sähe eine auf UN-Normen basierende Position aus? Wofür würden wir uns einsetzen, nähmen wir unsere rhetorischen Verweise auf die Menschenrechte, die Gleichheit aller Menschen, die Haftung von Tätern, die Entschädigung von Opfern, den Schutz der Schwachen und die Ermächtigung von Rechteinhabern ernst, die alle der Herrschaft des Gesetzes unterworfen sind? Ich denke, die Antwort ist einfach – wenn wir hinter den Propagandanebel blicken, der die Vision der Gerechtigkeit verschleiert, der wir alle verpflichtet sind, sind es der Mut, die Furcht und Unterwürfigkeit vor mächtigen Staaten abzuschütteln, und der Wille, das Banner der Menschenrechte und des Friedens aufzunehmen. Das ist natürlich ein langfristiges Projekt und eine gehörige Kraftanstrengung. Doch wir müssen jetzt damit beginnen oder uns unaussprechlichem Horror ergeben. Ich sehe zehn wichtige Punkte.

Legitimes Handeln: Erstens müssen wir in der UNO das gescheiterte und größtenteils unaufrichtige Oslo-Paradigma, seine illusorische Zweistaatenlösung, sein ohnmächtiges und mitschuldiges Nahost-Quartett und seine Unterwerfung des Völkerrechts unter das Diktat vermeintlicher Zweckmäßigkeit aufgeben. Unsere Positionen müssen kompromisslos auf den internationalen Menschenrechten und dem Völkerrecht basieren.
Klarheit der Vision: Wir müssen mit dem Vorwand aufhören, dass es sich lediglich um einen Konflikt um Land oder Religion zwischen zwei Kriegsparteien handelt, und die Realität der Situation anerkennen, dass nämlich ein unverhältnismäßig mächtiger Staat eine indigene Bevölkerung aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit kolonisiert, verfolgt und enteignet.
Ein Staat auf der Grundlage der Menschenrechte: Wir müssen die Errichtung eines einzigen demokratischen, säkularen Staates im gesamten historischen Palästina mit gleichen Rechten für Christen, Muslime und Juden und damit den Abbau des zutiefst rassistischen Siedlerstaats und Kolonialprojekts unterstützen und der Apartheid im ganzen Land ein Ende setzen.
Bekämpfung von Apartheid
Wir müssen wieder alle Anstrengungen und Mittel der UNO auf den Kampf gegen Apartheid richten, so wie wir es in den 1970er, 1980er und den frühen 1990ern getan haben.
Rückkehr und Entschädigung
Wir müssen das Recht auf Rückkehr und volle Entschädigung für alle Palästinenser und ihre Familien, die derzeit in den besetzten Gebieten, im Libanon, Jordanien, Syrien und in der Diaspora auf der ganzen Welt leben, bekräftigen und darauf bestehen.
Wahrheit und Gerechtigkeit
Wir müssen einen Prozess der Übergangsjustiz fordern, die sich auf die jahrzehntelang gesammelten Untersuchungen, Ermittlungen und Berichte stützt, um die Wahrheit zu dokumentieren und die Rechenschaftspflicht aller Täter, die Wiedergutmachung für alle Opfer und die Entschädigung für dokumentierte Ungerechtigkeit sicherzustellen.
Schutz
Wir müssen auf den Einsatz einer gut ausgestatteten und mit einem starken, dauerhaften Mandat versehenen UN-Schutztruppe zum Schutz der Zivilbevölkerung zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer drängen.
Abrüstung
Wir müssen für die Beseitigung und Zerstörung von Israels riesigen Beständen an atomaren, chemischen und biologischen Waffen einstehen, damit der Konflikt nicht zur Auslöschung der Region und möglicherweise noch darüber hinaus führt.
Vermittlung
Wir müssen anerkennen, dass die USA und andere westliche Mächte keine glaubwürdigen Vermittler, sondern vielmehr selbst Konfliktparteien sind, die zusammen mit Israel eine Mitschuld an der Verletzung der Rechte der Palästinenser tragen, und wir müssen entsprechend mit ihnen umgehen.
Solidarität
Wir müssen unsere Türen und die Türen des UN-Generalsekretariats weit öffnen für die Scharen an palästinensischen, israelischen, jüdischen, muslimischen und christlichen Verteidigern der Menschenrechte, die sich solidarisch an die Seite des palästinensischen Volkes und ihrer Menschenrechte stellen. Und wir müssen den ungebremsten Strom an Israel-Lobbyisten zu den Türen leitender UNO-Mitarbeiter aufhalten, bei denen sie sich für eine Fortsetzung des Krieges, für Verfolgung, Apartheid und Straffreiheit einsetzen und unsere Menschenrechtsschützer wegen ihrer prinzipientreuen Verteidigung palästinensischer Rechte verleumden.
Dies zu erreichen, wird Jahre in Anspruch nehmen, und westliche Mächte werden uns auf jedem Schritt dieses Weges bekämpfen. Wir müssen also beharrlich sein. Kurzfristig müssen wir uns für einen sofortigen Waffenstillstand einsetzen und die langjährige Belagerung von Gaza beenden. Wir müssen gegen die ethnische Säuberung von Gaza, Jerusalem und der Westbank und anderswo aufstehen, müssen den völkermörderischen Angriff in Gaza dokumentieren, müssen dabei mitwirken, den Palästinensern umfassende humanitäre Hilfe und Hilfe beim Wiederaufbau zukommen zu lassen. Wir müssen uns um unsere traumatisierten Kollegen und ihre Familien kümmern und müssen alles Menschenmöglichetun, um zu einer prinzipienfesten Haltung in den politischen UNO-Büros zu gelangen.

Das bisherige Versagen der UNO in Palästina ist kein Grund zum Rückzug für uns. Es sollte uns vielmehr den Mut geben, das gescheiterte Paradigma der Vergangenheit hinter uns zu lassen und einen prinzipienfesteren Kurs einzuschlagen. Lasst uns als Büro des Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) mutig und aufrecht der Anti-Apartheidsbewegung anschließen, die weltwelt wächst, und unser Logo auf das Banner der Gleichberechtigung des palästinensischen Volkes hinzufügen. Die Welt schaut zu. Wir alle werden dafür verantwortlich sein, wo wir in diesem entscheidenden Augenblick der Geschichte standen.
Lasst uns auf der Seite der Gerechtigkeit stehen.

Ich danke Ihnen dafür, Herr Hochkommissar, Volker, diesen meinen letzten Aufruf von meinem Schreibtisch angehört zu haben. Ich verlasse das Büro in wenigen Tagen zum letzten Mal, nach über drei Jahrzehnten im Dienst.
Doch zögern Sie bitte nicht, sich bei mir zu melden, wenn ich künftig von Nutzen sein kann.

Hochachtungsvoll,
Craig Mokhiber

 

Kündigungsschreiben des Direktors des New Yorker Büros des UN-Menschenrechtskommissars Craig Mokhiber vom 28.10.2023.

Übersetzt von Nachdenkseiten.de

 Kalenderblatt 21. November 1878

Am 21.November 1878 marschierten die Briten mit über 30.000 Soldaten in Afghanistan ein.

Die Afghanen konnten dieser Militärpräsenz nur wenig entgegensetzen.

Afghanistans Emir Mohammed Yakub, Nachfolger von Shir Ali musste im Mai 1879 die Kontrolle über die Presse und die Hohheit über die Außenpolitik an die Briten abgeben.

Mit der Durand-Linie gelang es Großbritannien 1893, seine kolonialen Besitzungen in Indien gegen Afghanistan abzugrenzen. Die Linie wurde nach dem damaligen Außenminister der indischen Verwaltung, Sir Henry Mortimer Durand, benannt und unter britischem Druck im Einvernehmen beider Seiten für 100 Jahre von 1893 bis 1993 beschlossen. Die Demarkationslinie wurde bewusst durch die Siedlungsgebiete der Paschtunen gelegt, um aus Afghanistan eine Pufferzone zu machen und so das Volk der Afghanen besser kontrollieren zu können. Etwa ein Drittel Afghanistans wurde von den Briten annektiert. Diese Stammesgebiete liegen heute in Pakistan.

 

 Caton Woodville Battle of Kandahar
Die Schlacht um Kandahar, Caton Woodville

Zum 1. September veröffentlichen wir den Aufruf von Elfriede Jelinek und Konstantin Wecker aus allen Angriffskriegen zu desertieren.

Der 1. September wurde seit 1947 in der DDR und seit 1957 in der BRD als Weltfriedenstag bzw. Antikriegstag begangen.

 Frieden ist mehr als ein Traum 

Dieser Text erscheint in Solidarität mit dem Internationalen Kurdischen Kulturfestival am 9. September 2023 in Frankfurt am Main.

Plötzlich, nachts, hörten wir Schreie, so, als wenn ein Mensch furchtbare Schmerzen leidet. Dann war’s still. Wird wohl einer zu Tode getroffen sein, dachten wir. Nach einer Stunde vernahmen wir wieder Schreie, und nun hörte es nicht mehr auf. Die ganze Nacht schrie ein Mensch. Den ganzen Tag schrie ein Mensch. Immer klagender, immer hilfloser. (…) Er schrie, wie ein Säugling schreit, nackt, ohne Worte. Vier Tage und vier Nächte schrie er. Für uns waren es vier Jahre. Wir stopften uns Papier in die Ohren. Es half nichts. Dann wurde es still.

Nicht: der Feind. Der Mensch. Der Mensch schrie. (…) In solchen Stunden, in denen man, wie soll ich’s sagen, hinabsteigt bis zum Grundwasser, fragt man sich: Warum das alles? Wofür das alles? Würdet ihr auch so fragen? 

In allen Ländern grübelten die Menschen über die gleiche Frage. In allen Ländern gaben sich Menschen die gleiche Antwort. Für Gold, für Land, für Kohlen, für lauter tote Dinge, sterben, hungern, verzweifeln die Menschen, hieß die Antwort. Und dort und dort standen die Mutigsten des Volkes auf, riefen den Blinden zu ihr hartes Nein, wollten, daß dieser Krieg aufhörte und alle Kriege, kämpften für eine Welt, in der es alle Kinder gut hätten.“

Diese Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg, „die passiert ist, bei der ich dabei war“, ließ der Schriftsteller Ernst Toller seinen Protagonisten Karl Thomas in seinem Stück Hoppla, wir leben! erzählen. Nur sechs Jahre später schrieb Toller am Tag der Verbrennung seiner Bücher in Deutschland: „Im Tornado des Krieges, der mit steigenden Rüstungsaktien drohend sich kündet, stürzt sich Europa in den Abgrund des Selbstmords. (…) Um ehrlich zu sein, muss man wissen. Um tapfer zu sein, muss man verstehen. Um gerecht zu sein, darf man nicht vergessen.“

Jeden Tag wird getötet

Schon fast 20 Monate dauert der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Täglich werden Menschen getötet und verstümmelt. So wie bei allen imperialen Kriegen wie dem des NATO-Staates Türkei gegen die Menschen in Kurdistan und in den selbstverwalteten Regionen Rojavas in Nordsyrien oder dem Krieg Saudi-Arabiens im Jemen sowie in den vergangenen Kriegen wie denen der NATO 1999 gegen die Republik Jugoslawien, 2001 gegen Afghanistan oder beim Krieg der US-geführten „Koalition der Willigen“ 2003 gegen den Irak.

Die Aussichten auf ein baldiges Ende des Kriegs gegen die Ukraine stehen schlecht, der Krieg ist zu einem „Abnutzungskrieg“ geworden. Er wird nicht gewonnen werden, sondern wie so oft in der Weltgeschichte viel zu spät zu Ende gehen. Wir sollten verstehen, um zu handeln.

Diese imperialen Kriege müssen sofort beendet werden: der Krieg gegen die Menschen in der Ukraine genauso wie der gegen die Kurd*innen in der Türkei, in Nordsyrien, im Iran. Ebenso müssen die drohenden, noch viel größeren Kriege verhindert werden. Solange es die Menschen weltweit noch schaffen können. Wir haben nicht vergessen, was der österreichische Autor Karl Kraus 1917 geschrieben hat: „Als zum erstenmal das Wort ,Friede‘ ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrien auf im Schmerz: Wir haben verdient! Lasst uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!“

Ernst Toller hat den Ersten Weltkrieg selbst erlebt, seine literarischen Werke und Dramen über Krieg, Revolution und Frieden sind uns Ermutigung und Mahnung zugleich. Als Antimilitarist schwer verletzt aus den Schützengräben zurückgekehrt, beteiligte er sich 1917 mit Kurt Eisner, Sarah Sonja Lerch (geb. Rabinowitz), Erich und Zenzl Mühsam und vielen anderen in München an den Vorbereitungen der Revolution, ist beim Sturz der Monarchie und der Räterevolution aktiv dabei. Über seine fünfjährige Festungshaft nach der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik durch die Truppen des SPD-Bluthundes Noske und die präfaschistischen Freikorps schrieb er: „Nein, ich war nie allein in diesen fünf Jahren, in der trostlosesten Verlassenheit nie allein. Die Sonne hat mich getröstet und der Mond, Wind, der über eine Pfütze strich und sie wellte zu fliehenden Kreisen, Gras, das im Frühjahr wuchs zwischen Steinen des Hofes, ein guter Blick, ein Gruß geliebter Menschen, Freundschaft der Kameraden, der Glaube an eine Welt der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Menschlichkeit, an eine Welt ohne Angst und ohne Hunger.“

Ein besseres Leben für alle Menschen auf unserer Welt ist möglich – davon zu träumen, darüber zu schreiben, davon zu singen, darauf zu bestehen und sich gemeinsam dafür zu engagieren, das wollen wir alle einzeln und zusammen tun: am globalen Antikriegstag am 1. September, und überall und jeden Tag weltweit.

Wir werden niemals aufhören, zu träumen von einer herrschaftsfreien Welt ohne Kriege, Faschismus, Rassismus, Patriarchat, ohne die zerstörerische Ausbeutung von Menschen und Natur.

Als Künstler*innen, als eine Literatin und ein Musiker, bestehen wir darauf, was Ernst Bloch in seinem Werk Das Prinzip Hoffnung formuliert hat: „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. (…) Der Affekt des Hoffens geht aus sich heraus, macht die Menschen weit, statt sie zu verengen (…). Die Arbeit dieses Affekts verlangt Menschen, die sich ins Werdende tätig hineinwerfen, zu dem sie selber gehören. (…) Wie reich wurde allzeit geträumt, vom besseren Leben geträumt, das möglich wäre.“

Die Aufstandsbewegung im Iran nach der Ermordung der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini hat weltweit Hoffnung auf eine globale feministische Perspektive wachsen lassen: Jin, Jiyan, Azadî – Frau, Leben, Freiheit – Woman, Life, Freedom! Diese visionäre Position hat eine lange Geschichte in der kurdischen feministischen Bewegung für Geschlechtergerechtigkeit.

Unsere Träume können die Kriegsherren und Politiker*innen dieser Welt weder verbieten, noch können sie unsere Versuche, diese Wirklichkeit werden zu lassen, auf Dauer verhindern. Weder in Ankara noch in Teheran, weder in Moskau noch in Washington, Peking oder Berlin.

„Es ist unsere Verantwortung, als Intellektuelle oder einfach als nachdenkliche Menschen zu versuchen, zumindest zu überlegen, wie etwas Besseres aussehen könnte. Und wenn es Leute gibt, die tatsächlich versuchen, etwas Besseres zu schaffen, liegt es in unserer Verantwortung, ihnen dabei zu helfen“, sagte David Graeber über die Bedeutung der „echten Revolution“ in Rojava in einem Gespräch mit der Journalistin Pınar Öğünç. Das spricht uns aus der Seele. Der Anthropologe, Anarchist und Antifaschist Graeber ist am 2. September 2020 viel zu früh aus dem Leben gerissen worden. Er, der Denker, Forscher und Occupy-Aktivist, versicherte seinen Leser*innen stets, dass wir die Probleme der Welt überwinden können, indem wir Alternativen schaffen. Darum sollten wir nie aufhören, zu träumen, zu hoffen und uns auf die Suche zu machen.

Die Utopie von Rojava lebt

Unerträglich ist dagegen die Tatsache, dass die deutsche Regierung, die deutschen Konzerne und die deutsche Rüstungsindustrie bis heute das verbrecherische und rassistische Erdoğan-Regime unterstützen: Damit machen sich die regierenden Politiker*innen mitschuldig an einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg – denn die türkische NATO-Armee begeht ihre Kriegsverbrechen auch mit deutschen Waffen und mit deutschen Panzern wie bei der völkerrechtswidrigen Besetzung des nordsyrischen Kantons Efrin 2018 und der Vertreibung der dortigen kurdischen und jesidischen Bevölkerung.

So ist auch der Händedruck der deutschen Innenministerin Nancy Faeser in Ankara mit ihrem türkischen Kollegen 2023 empörend und erhellend zugleich: Nichts an der deutschen (Außen-)Politik ist feministisch, sie ist verlogen und heuchlerisch. Der Angriffskrieg des türkischen Erdoğan-Regimes gegen die Menschen in Rojava in Nordsyrien und in Südkurdistan im Nordirak ist völkerrechtswidrig und ein Verbrechen gegen die Menschheit. Er muss sofort gestoppt werden. Doch die deutsche Regierung schweigt und besiegelt damit erneut ihren schmutzigen Deal mit dem NATO-Partner Türkei gegen Geflüchtete. Dieser Pakt ist tödlich für sehr viele Menschen. Sie sterben im Mittelmeer, an den Außengrenzen der Festung Europa und in den Folterkellern der „Verbündeten“.

Rojava und Kurdistan gehen uns alle an: Die Menschen von Rojava brauchen jetzt unsere weltweite Solidarität. Und wir brauchen die Utopie von Rojava: dieses gesellschaftliche Experiment einer basis- und rätedemokratischen, feministischen, ökologischen und sozial gerechten, multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft in einer Region patriarchaler Autokraten, von Gewalt und Kriegen. Seit Jahren ist das selbstverwaltete Projekt in Rojava der einzige Hoffnungsschimmer für viele Menschen in der gesamten Region für Frieden und eine antirassistische Solidarität gegen Hass und Zerstörung.

Gestoppt werden muss endlich auch der tödliche EU-Türkei-Deal gegen alle Menschen, die vor Krieg, Hunger, Not und Zerstörung flüchten müssen. Er war der Auftakt für die Abschaffung des Asylrechts im Juni dieses Jahres und die EU-Politik gegen Geflüchtete. Wir wünschen uns, dass sich auf der ganzen Welt viele Menschen engagieren und auf die Straßen gehen für Rojava und gegen die Kriege: Wir brauchen eine weltweite Welle des zivilen Ungehorsams, damit wir alle Waffenlieferungen stoppen!

Als Schriftstellerin, als Musiker sind wir stets verpflichtet, die Wahrheit zu sprechen. Das habe ich, Elfriede Jelinek, 2022 auch im Rahmen der Initiative „Schriftsteller bitten Russen, sprechen Sie die Wahrheit aus“ in einem längeren Text geschrieben: „Klar gesagt: Was Ihnen gezeigt wird, stimmt nicht. Die Bilder lügen, es fehlen ihnen die Worte. (…) Ein großes Kulturvolk wie das russische, dessen Literatur ich immer bewundert habe, darf nicht in diesen plumpen Unwahrheiten erstarren, es muß die Wahrheit sprechen. So wie Ihre wunderbaren Dichterinnen und Dichter, Ihre Schriftsteller und Denker, die Wahrheit gesagt haben und damit zum Eigentum der Menschheit geworden sind. Lassen Sie sich aus dieser Gemeinschaft nicht ausschließen, sagen auch Sie jedem die Wahrheit, der Ihnen zuhört, daß dieser Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat wie die Ukraine beendet werden muß, sofort.“

Wir unterstützen unsere Friedensfreund*innen in Russland. „Es braucht dort eine Massenmobilisierung gegen den Aggressionskrieg, eine Aufforderung an alle russischen Soldaten, sofort den Befehl zu verweigern und zu desertieren. Nur eine Revolte unter den russischen Soldaten kann diesen Krieg sofort stoppen!“ Das schrieb ich, Konstantin Wecker, im Antikriegsmanifest am 3. März 2022, zehn Tage nach Beginn des russischen Angriffs. Die Älteren unter uns werden sich erinnern: So war es auch in Vietnam – der Anfang vom Ende des US-Angriffskrieges damals waren die massenhafte Desertion und die Revolten der einfachen US-Soldaten gegen ihre Offiziere und Generäle.

Wir wollen von einem weiteren Kriegsverbrechen erzählen: einem Massaker, das in den Bergen Kurdistans von Offizieren und Soldaten des NATO-Mitglieds Türkei begangen worden ist. Die Täter sind bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen worden, fast 25 Jahre nach dem Verbrechen. Es ist ein Beispiel von vielen: Die Münchnerin Andrea Wolf/Ronahî sowie der kurdische Musiker Hoznan Hogir und mindestens eine weitere Person sind am 23. Oktober 1998 als unbewaffnete Gefangene von Offizieren und Soldaten der türkischen Armee in den Bergen der kurdischen Region Wan (türkisch: Van) nach ihrer Festnahme gefoltert und hingerichtet worden.

Erst 15 Jahre später konnte im September 2013 ein Friedhof in den Bergen von Keleh bei Çatak in der Nähe des Massakers eröffnet werden, doch die Angehörigen der Getöteten konnten physisch vor Ort nur kurze Zeit an ihre Liebsten erinnern. Nur zwei Jahre später, am Sonntag, den 29. November 2015, wenige Wochen nachdem Angela Merkel in Ankara den „EU-Türkei-Deal“ gegen Geflüchtete besiegelt hatte, hat das türkische Militär mit Helikoptern, Kampfflugzeugen und Granaten den nach der deutschen Internationalistin, Feministin und Antifaschistin Andrea Wolf benannten Friedhof sowie die Gedenkstätte und das Dokumentationszentrum bombardiert und zerstört. So wie es viele andere Friedhöfe in Kurdistan bombardiert und zerstört hat. Übrigens ist auch das ein Kriegsverbrechen nach internationalem Völkerrecht.

Sie bomben nicht nur die Lebenden, sie bomben auch die Getöteten und Ermordeten, weil sie die Erinnerung an ihre Ideen und ihre Träume auslöschen wollen. Doch das wird ihnen nicht gelingen.

Wir sollten uns an die Ideen und Utopien der Getöteten erinnern, damit sie niemals vergessen werden, weder die Ideen noch die Menschen: „Ich würde mir wünschen, dass es in den Metropolen Bewegungen gäbe, die diesen Krieg angreifen, unmöglich machen würden. Einfach den Nachschub kappen. Ich weiß, es ist angesichts des Zustands in den Metropolen utopisch (...) Auch auf längere Zeit wird es so bleiben. Schade, das wäre was. Eine militante Bewegung, die die Kriegsmaschine lahmlegt.“ Andrea Wolf schrieb diese Sätze mit 32 Jahren am 1. Mai 1997 in den Bergen Kurdistans, knapp 17 Monate vor ihrer Ermordung.

„Um gerecht zu sein, darf man nicht vergessen“, schrieb der Schriftsteller Ernst Toller am Tag der Verbrennung seiner Bücher in Deutschland. Und so wollen wir analog zu unserem Aufruf an die Menschen in Russland die Menschen in Deutschland heute, am internationalen Antikriegstag, dazu aufrufen, endlich ihr Schweigen zu beenden und die Wahrheit auszusprechen: Die deutsche Regierung liefert bis heute Waffen an ihren NATO-Partner Türkei, und mit diesen Waffen werden täglich Menschen getötet und völkerrechtswidrige Angriffskriege geführt. Die Abkommen der EU und der deutschen Regierung mit der Türkei sind mitverantwortlich für das Massensterben von Geflüchteten im Mittelmeer und an den EU-Außengrenzen.

Die Pflicht zum Ungehorsam

In dem Aufruf „Die Katastrophe verhindern“ forderten Intellektuelle, darunter auch die Autorin dieses Textes, bereits 2019: „Statt Erdoğans Diffamierung der Kurden und überhaupt aller Oppositionellen als ,Terroristen‘ zu flankieren, sollte die EU die Kooperation überprüfen, die sie in der Migrationspolitik mit Ankara eingegangen ist. Dies richtet sich insbesondere an die deutsche Regierung, die bereits das Zeigen kurdischer Symbole verbietet. Im Gegenzug ist das Recht von Menschen aus Syrien, in Deutschland und Europa Schutz vor ihren Verfolgern zu finden, ausdrücklich zu garantieren. Das läge auch im eigenen Interesse: Wer demokratische Prozesse schwächt oder gar zerstört, indem er autoritären Regimes freie Hand lässt, wird diese Welt für niemanden sicherer machen können.“

Abdullah Öcalan wird seit 1999, also seit 24 Jahren, in Isolationshaft auf der Gefängnisinsel İmralı festgehalten. In seinem Buch Jenseits von Staat, Macht und Gewalt schreibt der kurdische Politiker, Repräsentant und bedeutende Theoretiker:

„Attraktiv finde ich ethisch-politische Menschen, die Freundschaft mit Tieren pflegen, in Eintracht mit der Natur leben, auf einem Gleichgewicht der Geschlechter aufbauen, in Freiheit, Gleichheit und Liebe leben und die Kraft der Wissenschaft und der Technik davor bewahren, Spielzeug für Krieger und Mächtige zu sein. Ich rede definitiv nicht von einer Sehnsucht, die durch die Haft in einem Ein-Personen-Gefängnis hervorgerufen wird! Ich rede von einem geistig-seelischen Paradigma. Kategorisch sage ich: das Anbeten von Kraft und Macht, das funkelnde und glitzernde Leben aller blutbesudelten Zivilisationen, ich habe es wirklich satt und hasse es. (…) Der Bruch mit der hierarchischen, etatistischen Klassenzivilisation ist die stärkste Selbstkritik. Ich glaube daran, dass ich ihn erfolgreich vollziehen werde. Die Kindheit der Menschheit, die ins Vergessen gestoßene Geschichte der Werktätigen und der Völker, die Welten der Freiheit und der Gleichheit in den Utopien der Frauen, der Kinder und der Kind gebliebenen Greise – ich will mich lieber an ihnen beteiligen, dort einen Erfolg erzielen.

All das ist Utopie. Aber manchmal sind Utopien die einzig rettende Inspiration. Aus den heutigen Bauten, die schlimmer sind als Gräber, wird man natürlich durch Utopien ausbrechen.“

Eine gerechte und friedliche Lösung für die Menschen in Kurdistan setzt die Freilassung von Abdullah Öcalan und die Aufhebung des Verbotes der PKK in Deutschland voraus. Wir fordern daher die sofortige Freilassung von Abdullah Öcalan!

„Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“ Mit diesem Satz hat der Widerstandskämpfer Martin Löwenberg (1925 – 2018) auf vielen gemeinsamen Demonstrationen Menschen zur Zivilcourage ermutigt, Nazi-Aufmärsche durch Blockaden zu verhindern, Menschenleben zu retten und Geflüchtete zu verstecken. „Es kann legitim sein, was nicht legal ist“, sagt der frühere KZ-Häftling und Widerstandskämpfer Löwenberg in dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Petra Gerschner und Michael Backmund über sein Leben gegen Faschismus, Unterdrückung und Krieg.

Wir wollen unseren Beitrag mit dem Gedicht Am Ende der Zeit der Lyrikerin Rose Ausländer (1901 – 1988) schließen. 1941 sperrten die Faschisten Rose Ausländer ins Ghetto Czernowitz. Dort lernte sie den Lyriker Paul Celan kennen, beide verband eine lebenslange Freundschaft und ihre Liebe zur Poesie. Auch nach der Auflösung des Ghettos durfte Rose Ausländer die Stadt nicht verlassen, entzog sich aber Zwangsarbeit und Deportation und überlebte in einem Kellerversteck Holocaust und Krieg. Dieses Gedicht ist voller Liebe zu den Menschen und voller Sehnsucht und Hoffnung auf ein Leben nach dem Krieg. Und das ist es, was wir von Herzen besonders auch den Menschen in allen Teilen Kurdistans wünschen, die seit über 100 Jahren unter kolonialer Unterdrückung und Krieg leiden, dass der Krieg, der stets „Terror der Mächtigen“ ist, endlich endet:

Am Ende der Zeit

Wenn der Krieg beendet ist
am Ende der Zeit

gehn wir wieder spazieren
in der Muschelallee
einverstanden
mit Mensch und Mensch

Es wird schön sein
wenn es sein wird

am Ende der Zeit

 

- Rose Ausländer

Elfriede Jelinek, geboren 1946 in Österreich, erhielt 2004 den Literaturnobelpreis. Die Schriftstellerin setzt sich in ihren Stücken mit Patriarchat, Krieg und Faschismus auseinander, etwa in Rechnitz (Der Würgeengel) . Auch in politischen Texten unterstützt Jelinek seit Jahrzehnten die Menschen in Kurdistan und engagiert sich für Kolleg*innen im Exil, wie die türkische Schriftstellerin Aslı Erdoğan

Konstantin Wecker, geboren 1947 in München, unterstützt die kurdische Bewegung seit Jahren. Der Liedermacher wuchs in einem antifaschistischen Haus auf: Sein Vater verweigerte den Dienst in der Wehrmacht, die Mutter ging mit ihm zu Demos. Elfriede Jelinek bewundert der Poet für die Kraft und Radikalität ihrer Stücke. Über die Zusammenarbeit an diesem Text freut er sich „unbandig“.

 

 © der Freitag

 

„Als zum erstenmal das Wort ,Friede‘ ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik“

- Karl Kraus, 1917

Die Prinzipien der Kriegspropaganda

 

  1. Wir wollen den Krieg nicht.
  2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung für den Krieg.
  3. Der Führer des Gegners hat dämonische Züge („der Bösewicht vom Dienst“).
  4. Wir kämpfen für eine gute Sache.
  5. Der Gegner kämpft mit verbotenen Waffen.
  6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns handelt es sich um Irrtümer aus Versehen.
  7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
  8. Angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
  9. Unsere Mission ist heilig.
  10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners und ist ein Verräter.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Arthur Ponsonby, Falsehood in Wartime. Propaganda Lies of the First World War

 

 http://www.vlib.us/wwi/resources/archives/texts/t050824i/ponsonby.html

 

 

 

 

 

Kalenderblatt 10. Juni 1963

„Welche Art von Frieden wollen wir?

Nicht eine Pax Americana, die der Welt durch US-amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Nicht Friedhofsruhe oder die Sicherheit von Sklaven. Ich spreche von echtem Frieden, der Art von Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht, der Art, die es Menschen und Nationen ermöglicht, zu wachsen, zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen – nicht nur Frieden für Amerikaner, sondern Frieden für alle Männer und Frauen – nicht nur Frieden in unserer Zeit, sondern Frieden für alle Zeit.“

John F. Kennedy, am 10. Juni 1963 in Washington D.C.

CODEX ATLANTICUS

Der Codex Atlanticus ist die größte Sammlung originaler Notizen, Skizzen und Zeichnungen von Leonardo da Vinci.

Dessen Inhalte wurden nun digitalisiert und veröffentlicht.

Codice Atlantico Legatura

Codex-atlanticus.it

 

Ich dachte immer,

jeder Mensch sei gegen den Krieg,

bis ich herausfand, dass es welche gibt,

die dafür sind,

besonders die, die nicht hingehen müssen.

 

Erich Maria Remarque

 

 

Baden-Geotouren wünscht allen eine frohe Weihnachtszeit!

 

virginmaryandjesusoldpersianminiature

Maria und Jesus, Maryam und Issa, Altpersische Miniatur

 

 

Kalenderblatt 5.12.1952

 TOPFOTO UNITED ARCHIVES 91050 PICTURE ALLIANCE AUSSCHNITT

Am 5. Dezember 1952 begann der Great Smog (die große Smogkatastrophe) in London.

Eine Inversionswetterlage hielt die kalte Luft am Boden, es fand quasi kein Luftaustausch mit der darüberliegenden Warmluft statt. Der Nebel war so dicht, dass die Sichtweite nur 30 cm betrug! Man sah weder den Boden noch seine Füße.

Mit dieser bodennahen Luft mischten sich die Rauchgase der Kohleheizungen, die Abgase der Verbrennungsmotoren (London hatte alle elektrisch betriebenen Straßenbahnen abgeschafft und durch dieselbetriebene Busse ersetzt) und die Abgase der Industrie.

Tausende starben an den Folgen des eine Woche andauernden Smogs.

https://www.spektrum.de/kolumne/kleine-geschichte-vom-smog-der-london-in-toedlichen-nebel-huellte/2148663?utm_source=sdwv_daily&utm_medium=nl&utm_content=kolumne

 

Kalenderblatt 27. November 1868

Am 27. November 1868 wurde Black Kettle, Häuptling der Cheyenne in seinem Zeltdorf am Washita River in Oklahoma von einem US-Regiment unter Befehl von G.A. Custer getötet.

Chief Black Kettle

1861 war er Mitunterzeichner des Vertrages von Fort Wise.

1863 besuchte er Präsidenten Abraham Lincoln in Washington, der ihm eine Amerikanische Flagge überreichte.

Solange diese Flagge bei euch weht, seid ihr sicher.

1864 entkam er dem Gemetzel von Sand-Creek, bei dem Hunderte-vor allem Frauen und Kinder-ermordet, skalpiert und verstümmelt wurden, nur knapp.

Die amerikanische Flagge, die er schwenkte, schützte nicht ihn und auch nicht sein Dorf.

Über hundert skalpierte Leichen wurden im Theater in Denver ausgestellt.

Das waren die Bloody Thierdsters.

1865 unterzeichnete er den Friedensvertrag von Little Arkansas.

1867 den von Medicine Lodge Creek.

1868 ermordeten ihn die Truppen General Custers.

„Wir müssen Energie sparen, für den Krieg, der dem Frieden dient.

Der Strom wird jetzt abgeschaltet.“

Aus George Orwells Film „1984“, in der deutschen Synchronisation von 1956

 

 

 

Kloster Allerheiligen

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 Kloster Allerheiligen SchattenTor

Kloster Allerheiligen BlumenTor

 

Kloster Allerheiligen RundFenster Das Auge 2

 

BGT I

 

Kloster Allerheiligen Bogenund Rundfenster

 

kloster Allerheiligen

Worms

In alten Ansichten

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Worms 1550

Worms 1600

Worms 1650 II

Das brennende Worms 1689

 

 

Worms 1700

Worms 1830

 

Worms N 1866

Worms 1888

Worms 1900

Worms 1930

Worms 1945

 

Worms 1969

 

Schautafeln: Worms, Nibelungenmuseum, Wehrgang

https://www.nibelungenmuseum.de/nibelungenmuseum/Museum/

 

 

 

 

Küsten

Kliff, Helgoland

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1 HL Blick auf die Nordmohle

Blick auf die Nordmohle

2 HL Lange Anna Vogelkolonien

Die lange Anna, Brutplatz im Juni

3 HL Lummen Brut

Basstölpel am Nistplatz

4 Lummen Begrußung

Basstölpelpaare begrüßen sich

5 HL Bootsfahrt NO Kuste

NO Kliff

6 HL WKuste vD

weiter gen NO

7 Anna von N

 Blick von Norden

9 HL WKuste M

 Nistplätze des Westkliffs

10 HL WK A

SüdWestwärts

11 Bootsfahrt W Kuste Tolpel

 Trottellummen vor der Westküste

 https://www.spektrum.de/news/vogelgrippe-auf-helgoland-bedroht-deutsche-basstoelpel-kolonie/2042413?utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=heute

 

 

 

Helgoland

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Helgoland bei schwerer See F. Schensky 

Für die Menschen vor 4.000 Jahren war Helgoland ein Ort der Magie.

Hier wurden Sonnenwendfeste gefeiert und Häuptlinge und Kriegerinnen begraben.

Damals war dies das heilige Land, dat helge Land, im Friesischen Halig Lunn. genannt (1)

Heute sieht man blaues Wasser um Helgoland, aber damals war hier grünes Marschland. Die flache Tiefebene zog sich von der schleswig-holsteinischen Geest bis zur Doggerbank und inmitten dieser weiten Ebene ragte ein Bundsandsteinfelsen empor, dat helge Land.

Tacitus spricht um 98 n.Chr. von einem heiligen Hain mitten im Meer.

720 n. Chr. wird die Insel zum ersten Mal von Willibrod, Bischof von Utrecht, urkundlich erwähnt. Er berichtet auch über die friesische Gottheit Fosite.

100 Jahre später vernichtet Bischof Liudger aus Münster auf Helgoland alle Heiligtümer Fosites und bekehrt die Bewohner zum christlichen Glauben.

Erster Priester wird Landricus, ein Helgoländer Hauptlingssohn.

 

Im Spätmittelalter war Helgoland Heringsland und Kupferlieferant.

Im 16. Jahrhundert tauchten riesige Heringsschwärme vor der Insel auf.

350 Schiffe und fast 3.000 Mann Besatzung gingen auf Heringsfang.

Fischfang Stahlstich

100 Jahre später blieben die Schwärme aus, und viele Helgoländer Fischer gingen auf Wal- und Robbenfang im Norden.

Oder sie wurden Lotsen. Seit 1665 gilt für die Elbe ein Lotsenexamen und die Lotsenordnung von 1682 bildete für viele Helgoländer eine neue Existenzgrundlage.

Wer, wenn nicht die Helgoländer, kannten die Flüsse, die Elbe und das Meer.

1711 wird südlich der Insel eine Austernbank angelegt, die jährlich bis zu einer Million Austern erbracht haben soll.

1721 kam die Nordsee an Land. Durch die Neujahrsflut wurde die Insel Helgoland von der Düne getrennt, der Steinwall zwischen den beiden Inselteilen wurde weggespült.

1807 eroberten die Engländer Helgoland, um die Kontinentalsperre Napoleons zu unterlaufen.

Für die Helgoländer war dieses Jahr das schlimmste Hungerjahr ihrer Geschichte.

Schon im nächsten Jahr erlebte die Insel durch die Blockadebrecher im Auftrag der Briten einen wirtschaftlichen Aufschwung ohnegleichen.

Der bekannteste Rebell war Klaus Reimers, der mit der Tochter des Neuwerker Leuchtturmwärters, die die notwendigen Signale gab, die Schmuggelfahrten organisierte.

Der Handel florierte. 1809 lagen Waren im Wert von 10 Millionen Mark auf der Insel, 1810 wurden Güter im Wert von 20 Millionen Pfund Sterling von Helgoland aus verschifft.

Der gesamte britische Handel lief über die Kronkolonien Helgoland, Capri, Malta, die Kanalinseln und Gibraltar. Zeitweilig lebten und wirkten über 150 Schmuggler und Spione auf der Insel. Auf Reede lagen bis zu 100 Segler.

Helgoland war britische Kronkolonie von 1807 – 1890.

Helgoland Standort Enten

Von diesem Standpunkt aus beobachteten die Helgoländer am 9.Mai 1864 die Seeschlacht zwischen preußischen Schiffen, einer unter dem Kommando des Admirals Tegethoff aus Triest zu Hilfe geeilten österreichischen Flotte und dänischen Kriegsschiffen.

„Die dänische Flotte räumte am Abend das Schlachtfeld und kehrte nicht zurück. Wohl aber beherrschten die deutschen Schiffe die Gewässer von Holland bis Skagen“ schrieb Heinrich Gätke am 18. Mai 1864 in den Hamburger Nachrichten.

Im Oktober wurde der „Frieden von Wien“ geschlossen. Dänemark verlor die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg.

Nach der Übernahme Helgolands durch das Deutsche Reich im Jahre 1890 beginnt der Ausbau der Insel zur Seefestung mit der Anlage eines Kriegshafens, dem heutigen Südhafen, im Jahre 1906.

4 Jahre später war der Hafen so weit ausgebaut, dass auch die letzten Austernbänke zerstört waren.

Im August 1914, zu Beginn des ersten Weltkrieges müssen alle Inselbewohner ihre Heimat verlassen.

4.000 Marinesoldaten werden auf Helgoland stationiert.

U Boothafen auf Helgoland 1916

U-Boothafen auf Helgoland, 1916

 

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, am 18./19. April 1945 flog die britische Air Force ihren letzten Vernichtungsangriff.

Ziel war Helgoland.

Alle Häuser wurden zerstört und gingen in Flammen auf. Nur der Flakturm, der heutige Leuchtturm, wurde nicht getroffen.

285 Menschen starben.

Alle Inselbewohner mussten am 19. April 1945 evakuiert werden.

Die Insel-Gemeinde existierte nicht mehr.

Die Engländer nutzten die Insel als Zielopjekt. Die Lummen brüteten weiter.

Zwei Jahre später, am Jahres-Tag der Bombardierung, versuchen die Engländer, die Insel zu sprengen. Mit 6.700 t Sprengstoff in den Bunkern und Kasematten zerstörten die Engländer fast alle Militäranlagen und fast alle unterirdischen Tunnels der Insel.

Sprengung

 

Doch Dat helge Land, es ging nicht unter.

 

Am 1. März 1952 gaben die Briten die Insel an die BRD zurück.

Die Bevölkerung durfte zurückkehren.

1962 erhielt Helgoland die staatliche Anerkennung als Nordseeheilbad.

Seit 2015 fördern die Off-Shore-Windparks Strom, und spülen Euros in Helgolands Kassen.

Helgoland soll Produzent von grünem Wasserstoff werden.

 

 

Quellen:

Viele der folgenden Texte sind (teilweise modifizierte) Texte der Schautafeln des Helgoländer Klippenrandweges.

Kalenderblatt 18. Juni 1999

Die Bombardierung des Kosovos geht zu Ende, J. Solana verkündete am 21. Juni das Ende der Luftangriffe.

In dieser zweiten Phase des Konflikts, vom 24. März bis zum 19. Juni 1999, wurden 10.000 Menschen getötet.

1 Million Menschen mussten ihre Heimat verlassen.

 Natoa Flyer


THE NORTH ATLANTIC TREATY
Washington D.C., 4 April 1949

ARTICLE 1
The Parties undertake, as set forth in the Charter of the United Nations,
to settle any international disputes in which they may be involved by peaceful
means in such a manner that international peace and security, and justice, are not
endangered, and to refrain in their international relations from the threat or use of
force in any manner inconsistent with the purposes of the United Nations.

Die Mitgliedsländer verpflichten sich, gemäß den Satzungen der UN, jede Kontroverse, die sie betreffen könnte, friedlich zu lösen, dergestalt, dass internationaler Friede und Sicherheit, und Gerechtigkeit nicht gefährdet sind, und in ihren internationalen Beziehungen, Drohungen und Gewalt zu unterlassen, die in dieser Art mit den Grundgesetzen der UN unvereinbar sind.

Link :

https://www.nato.int/docu/handbook/2006/hb-en-2006.pdf

 

Werben (Elbe)

Jedes Jahr findet am ersten Juliwochenende in der Hansestadt Werben (Elbe) ein Biedermeier-Sommer Fest statt.

Die ganze Stadt feiert.

 

 2 Bidermeierfrauen
 
Pferdekutsche Damen Unterkleider Biedermeier
 
Werben St. Johannis
St. Johannis
Werben Biedermeier Markt
Werben, Biedermeier Markt
 

Kalenderblatt 14. Juni 1634

Am 14. Juni 1634 wurde der Ewige Friede, auch Friede von Polanów genannt,

zwischen dem Königreich Polen und dem Zarenreich Russland geschlossen.

Der König verzichtete auf die russische Krone, der Zar zahlte eine Entschädigung in Gold.

Michail I. Romanov   Rubens Władysław Vasa detail

Zar Michail I., Romanov                                                                                  König Władysław Vasa, Rubens
 

Der ewige Friede währte 14 Jahre, und er war eine goldene Zeit für alle.

Dann begann die Blutigen Sintflut.

Kalenderblatt 13. Juni 1865

Am 13. Juni 1865 wurde Karl Blossfeldt,

Photograph, Bildhauer und Pflanzenfreund,

Karl Blossfeldt 1895

Karl Blossfeldt, 1895

in Schielo geboren.

 

 

Blossfeldt 96a

Eisenhut, Karl Blossfeldt

 

Links

https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&lei=My-mYtjQEo6C9u8PrcmLyAQ&q=karl%20blossfeldt%20archiv&ved=2ahUKEwiYtuKtxKj4AhUOgf0HHa3kAkkQsKwBKAR6BQiMARAF&biw=1330&bih=1062&dpr=2

Kalenderblatt 12. Juni 1816

Am 12. Juni 1816 fuhr der britische Raddampfer The Defiance als erstes Dampfschiff den Rhein hinauf bis nach Köln.

Defiance 1812

Ursprünglich sollte The Defiance im Packetdienst auf dem Rhein zwischen Emmerich und Frankfurt/Main eingesetzt werden.

Tatsächlich gelangte der Raddampfer nur einmal, nämlich am 12. Juni 1816 bis nach Köln. Der starken Strömung des Rheins flussaufwärts war The Defiance nicht gewachsen.

Ende des Jahres fuhr The Defiance zur Reparatur zurück nach England und kehrte nie wieder zurück.

 

 

Kalenderblatt 26. Mai 1938

 

Am 26. Mai 1938 legte Adolf Hitler 

in der Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben

den Grundstein für das Volkswagenwerk Wolfsburg.

 

Bundesarchiv Bild 183 H06734 Grundsteinlegung fur Werk des KdF Wagens

Bundesarchiv_Bild_183-H06734, Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes, ganz rechts F.Porsche

F.Porsche Skoda

Skoda Museum, Mlada Boleslav

 
 

Kalenderblatt 16. Mai 1916

Am 16. Mai 1916 wurde das Sykes-Picot Abkommen offiziell verabschiedet.

Frankreich und England teilten, in Erwartung der Niederlage des Osmanischen Reichs im 1. Weltkrieg, den nahen Osten unter sich auf.

 

2560px MPK1 426 Sykes Picot Agreement Map signed 8 May 1916

Originalkarte vom 8. Mai 1916 mit den Unterschriften der Beteiligten Mark Sykes u.a. und François Georges-Picot 

Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16960916

Großbritannien schenkte sich das heutige Jordanien, den Irak und das Gebiet um Haifa.

Frankreich sollte die Herrschaft über die Südost-Türkei, den Nordirak, Syrien und den Libanon übernehmen. 

Beide Länder konnten die Staatsgrenzen innerhalb ihrer Einflusszonen frei bestimmen. 

Palästina sollte unter internationale Verwaltung gestellt werden. 

% wikipedia

Kalenderblatt 2. Mai 1772

Am 2. Mai 1772 wurde  der Dichter und Philosoph

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, der sich Novalis  nannte,

auf Schloss Oberwiederstedt im Südharz, geboren.

 Der verlorengegangene Held

„Der Mann ist lyrisch, die Frau episch, die Ehe dramatisch.“

Aus den „Bruchstücken des fortlaufenden Selbstgesprächs in mir.“

 

 

 

Kalenderblatt 29. April 1827

 

Am 29. April 1827 schlug Dey Hussein Pascha,

Statthalter und letzter Ottomanischer Herrscher Algeriens,

bei einem Empfang zu Ramadan,

den französischen Konsul Pierre Deval dreimal mit seinem Fliegenwedel.

Le coup d eventail 1827

 

Zwei Jahre später war Algerien eine französische Kolonie.

 

La prise de Constantine 1837 par Horace Vernet

Kalenderblatt 21. April 753 v. Chr.

Rom

 

Am 21. April 753 v. Chr. gründete Romulus Rom,

so die Erzählung Origo gentis Romanae (vom Ursprung des römischen Stammes), die mit der Stadtgründung endet.

Damit begann auch eine neue Zeitrechnung, der römische Kalender wurde eingeführt.

Rom Panorama von Pl. Garibaldi

Rom, vom Gianicolo, nach NO

Mosaiken

Caracalla-Thermen

 

 

 Rom Caracalla Thermen Mosaik R
 
 
 
 
 
CT Mosaik R
 
Scale Pattern Mosaic
 
Mosaik 1
 
Mosaik 2
 
Eros Seamonster  CT Fische
 
 

Rom

Caracalla-Thermen

 

Die Caracalla-Thermen in Rom wurden 204 von Kaiser Septimus Severus geplant und zwei Jahre begonnen. Gebaut wurden sie am Aventin, dem südlichsten Hügel von Rom.

Der Kaiser wollte nicht die größten Thermen in Rom bauen, aber die prächtigsten.

Der innere Bereich der Thermen erstreckt sich über eine Fläche von 90.000 qm2. Der anschließende Park war zehnmal so groß.

Jeder Bürger Roms konnte kostenlos die Thermen besuchen.

Saunen, kalte und warme Bäder, Ruheräume, Sonnenterassen, Liegewiesen, sowie zwei Bibliotheken, standen den Besuchern zur Verfügung.

Das benötigte Wasser wurde über ein Aquädukt Aqua Marcia Antoniniana herangeführt.

Über vierzig Öfen unter der Anlage, betrieben von einhundert Sklaven, sorgten für angenehme Wassertemperaturen.

Mehrere Tonnen Holz wurden jeden Tag verfeuert.

Bis zu 6.000 Besucher besuchten die Thermen pro Tag.

Rom hatte ein neues Weltwunder.

Und wem hatte das Rom zu verdanken?

Caracalla natürlich.

Der Sohn von Septimus Severus „schenkte“ die Thermen 216 medienwirksam den Römern.

CT Modell RRR

CT, Schautafel im heutigen Eingangsbereich

CT Modell Ub

CT, Übersicht

 

CT

Frigidarium

 

CT Plan of the complex

Übersicht der Ebenen

CT Ways Underground water system

 

CT ST NebenRaume

Schautafel

 

CT Modell heute R

heutiger Zustand

 

 

Kalenderblatt 19. April 1941

Am 19. April 1941 wurde Bertolt Brechts Drama Mutter Courage und ihre Kinder

in Zürich uraufgeführt.

In seinem schwedischen Exil las Brecht das Traktätlein

Die Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courasche

von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

https://www.projekt-gutenberg.org/grimmels/courasch/courasch.html

 

Es gibt keine Kriegsherren. Der Krieg regiert immer nur sich selbst. Er hat keinen Vorgesetzten. Die Zufallsketten und die Willkürlichkeiten, die er hervorbringt, sind jedem Entscheider überlegen.

Alexander Kluge

 

 

Ippolito Caffi - Blick auf das Pantheon

Ippolito Caffi - Aqua Claudia

Carl Blechen - Forum Romanum
Das Sonnensystem
Erde

Erde
Quelle: NASA

 

Das Sonnensystem
Erde

Rotation der Erde
Quelle: NASA

 

Das Sonnensystem
Saturn

Saturn
Quelle: NASA

 

Sonnenfinsternis 1842

Leander Russ - Sonnenfinsternis 1842
Sonnenfinsternis 1842

Ippolito Caffi -  Sonnenfinsternis 1842
Das Sonnensystem
Sonnenfinsternis

Sonnenfinsternis vom Mond aus gesehen
Das Sonnensystem
Sonne

Die Sonne, beobachtet vom Solar Dynamics Observatory
Quelle: NASA

 

Das Sonnensystem
Sonne

Die Sonne am 7. Juni 1992
Quelle: NASA

 

Das Sonnensystem
Sonne

Die Chromosphäre der Sonne im Licht der H-α-Linie
Quelle: NASA

 

Das Sonnensystem
Sonne

Die untere Korona, gesehen von TRACE bei 17,1 nm Wellenlänge
Quelle: NASA

 

Das Sonnensystem
Plutomond Charon

Plutomond Charon
Quelle: NASA

 

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