Kloster Lichtenthal

 

 ist ein Cistercienserinnen Kloster in Lichtental (heute Ortsteil von Baden-Baden) das seit seiner Gründung im 13. Jahrhundert nie zerstört wurde.

 

Kloster L. Luftaufnahme v. Ballon Sign

Heutige Sicht auf Kloster Lichtenthal gen Süden

 

Kloster LUCIDA VALLIS (Leuchtendes Tal) wurde es genannt, zur Erinnerung an das Kloster Clairvaux- CLARA VALLIS (Helles Tal).

„Wir übergeben unserer Herrin und Mutter das Patronatsrecht der Kirchen in Ettlingen und Baden, ihren Zehnten in Iffezheim, die Dörfer Winden und Beuern mit allem Zubehör, zwei Höfe in Oos, .....“

So steht es im Stiftungsbrief, den die beiden Markgrafensöhne Hermann und Rudolf ihrer Mutter Irmengard, Markgräfin von Baden und Gründerin des Klosters, im Frühjahr 1245 ausstellten und wodurch fast alle herrschaftlichen Rechte auf das Kloster übertragen wurden.

„Mit allem Zubehör“ – damit waren auch die meisten Einwohner in Beuern (heute Ortsteil von Baden-Baden) gemeint, die nun Leibeigene des Klosters wurden. Die besaßen keine Rechtspersönlichkeit. Ihre Besitzstände konnten nicht vererbt werden, sondern fielen im Todesfall dem Adel oder der Kirche zu.

Die Freien zahlten ihre vielfältigen Abgaben und Steuern.

Im 13. Jahrhundert prosperierte das Kloster Lichtenthal.

Seit der Gründung war das Kloster direkt dem Papst unterstellt und zusammen mit dem mächtigen Orden konnten Begehrlichkeiten kirchlicher und weltlicher Herren, wie dem Bischof von Straßburg abgewehrt werden.

Missernten und Pestepidemien führten im 14. Jahrhundert zu einer veränderten Weltsicht und zur ersten Existenzkrise des Klosters Lichtenthal.

1350 waren die meisten Nonnen adlige Frauen, die wenig zum klösterlichen Leben beitrugen und mehr den weltlichen Genüssen zugewandt waren. Sogar Darlehen vergab das Kloster, gegen Zinsen natürlich. Um die Macht im Konvent wurde zwischen den adligen Frauen und ihren Häusern erbittert gekämpft.

1426 setzte das Ordenskapitel der Cistercienser diesem Treiben ein Ende.

Kloster Lichtenthal wurde unter Aufsicht gestellt.

Die Klöster Lützel, Maulbronn und Herrenalb waren für die „Observanz“ verantwortlich.

Klosterschaffner wurden etabliert. Diese wurden direkt vom Markgrafen eingesetzt und waren für die Verwaltung aller weltlichen Besitztümer und deren Aktivitäten zuständig.

Der Klosterschaffner stand in der Hierarchie auf der gleichen Stufe wie der ranghöchste markgräfliche Beamte des Amtsbezirkes Baden.

Er überwachte alle Lieferungen an das Kloster und an den markgräflichen Hof, die die Beuerner zu leisten hatten. Er hatte die richterliche Gewalt inne und ohne seine Einwilligung durfte kein Einwohner heiraten, oder wegziehen. Er überwachte die „Frontage“ (Arbeitsdienst der Bevölkerung für das Kloster) und zog die Bethe (Grund- und Bodensteuer) ein.

Dann kam der Bauernkrieg. Obwohl angeblich eine weiße Frau vom Himmel herabschwebte und die Bauern Kraft ihrer Erscheinung aus dem Kloster trieb

musste dieses 1526 vorübergehend geräumt werden.

Das im Augsburger Religionsfrieden verbriefte Recht der Fürsten die Religionszugehörigkeit in ihrem Herrschaftsgebiet eigenmächtig zu bestimmen führte in der Bevölkerung, aber auch im Kloster zu großen Verunsicherungen.

War ein katholischer Markgraf an der Macht, ging es dem Kloster gut, war der Markgraf Protestant, bangte das Kloster um sein weiteres Bestehen. Da musste man nur ins benachbarte Württemberg schauen, wo Herzog Ulrich das Kloster Maulbronn kurzerhand auflöste.

Zahlungen, wie die „Türkensteuer“ konnten vom Kloster nicht mehr geleistet werden. 1583 musste die Äbtissin eine Anleihe beim Markgrafen aufnehmen.

Die Zeiten wurden immer schlechter.

Aber der Wein wurde immer besser. Auf dem heutigen Schafsberg wuchsen damals die Reben des Klosters. 17 Fuder Wein (ca. 25.000l) wurden in einem Durchschnittsjahr erzeugt.

Im Dreißigjährigen Krieg zogen schwedische und französische Truppen plündernd und mordend durch Baden. Immer musste „Schutzgeld“ bezahlt werden. Das Kloster Lichtenthal wurde geplündert, ausgeraubt, aber nicht zerstört.

1688 überschritten die französische Truppen Ludwigs XIV. den Rhein und verwüsteten die Pfalz und Mittelbaden. Baden-Baden wurde wie viele andere Städte (Bretten, Bruchsal, Durlach,....) niedergebrannt, aber das Kloster blieb verschont.

1697 endete der Pfälzische Erbfolgekrieg mit dem Frieden von Rijswijk. Damit war der Krieg in Baden zu Ende.

Unterstützt durch die Markgrafenwitwe Sibylla Augusta begann eine rege Bautätigkeit am Kloster. (Frauenchor, Konventgebäude, Abteiflügel).

1781/85 entstand der heutige Torbau und die Außenmauer.

Am 23. Juli 1783 schuf Markgraf Karl Friedrich in seinem Land die Leibeigenschaft ab. Ausgenommen waren die Orte, die nicht allein dem Markgrafen unterstanden. Dazu gehörte auch das Kloster Lichtenthal.

Erst am 19. März 1808 wurde die Leibeigenschaft in Beuern aufgehoben.

Als Markgraf Karl Friedrich nach den napoleonischen Kriegen seine linksrheinischen Besitztümer an Frankreich abgeben musste, erhielt er dafür die Ländereien und Besitztümer der Kirchen.

Kloster Lichtenthal wurde zwar verstaatlicht und die Ländereien wie üblich eingezogen, jedoch finanzierte der Staat die Nonnen und das Klosterleben.

Karl Friedrich wird als „zweyter Stifter“ des Klosters bezeichnet.

Dafür sollten die Nonnen eine Mädchenschule gründen.

Am 9. Februar 1815 wurde das „Lehrinstitut“ für die Beuerner Mädchen eröffnet.

Die Schulräume waren im ehemaligen Schaffnerhaus (das Gebäude links neben der Fürstenkapelle) eingerichtet.

Zu Zeiten der badischen Revolution 1848/49 verwandelte sich das Kloster zeitweise in ein Soldatenlager.

1877 wurde die Schule als staatliche Volksschule anerkannt, aber der Knabenschule in Lichtental unterstellt.

Ab 1909 können Mädchen im Kloster den Realschulabschluss erlangen.

Seit 1925 gehört das Kloster der Mehrerauer Kongregation an.

Ab November 1944 war das Kloster Sitz der NS-Gauleitung unter Robert Wagner, der 1945 nach Schönwald im Schwarzwald floh.

1960 wurden das Wirtschaftgebäude und die Abteikirche renoviert.

Heute ist das Kloster Lichtenthal neben seiner Schule berühmt für seine Paramentenstickerei (in der Kirche und der Liturgie verwendete Textilien), seinen Graphikerinnen, die die klösterliche Schreibkunst pflegen, sowie seine Goldschmiedinnen.

Natürlich muss der nach alten Rezepten hergestellte Klosterlikör hier auch erwähnt werden.

 

KL Schnitte W O

 

Quellen / Literatur:

Robert Erhard, Aus der Geschichte des Baden-Badener Stadtteils Oberbeuern, Bürgervereinigung Oberbeuern e.V.

Kloster Lichtenthal, Festschrift zum Klosterjubiläum

Badener Tagblatt, Henning Zorn, Wolfgang Breyer (Fotos), Das Kloster Lichtenthal, 6 Folgen im Februar 1995

Emil Lacroix, Peter Hirschfeld und Heinrich Niester, Kunstdenkmäler Badens Baden-Baden, C.F.Müller, 1942

WIKIPEDIA

Bildnachweis:

WAW, eigenes Werk

Emil Lacroix, Peter Hirschfeld und Heinrich Niester, Kunstdenkmäler Badens Baden-Baden, C.F.Müller, 1942, S. 438