Kirchen

 

Sankt Severin, Keitum, Sylt

_____________________________________________________________________________________

 

Die Kirche ließ um 1020 Knut der Große, Herrscher über ein Nordseereich, das England, Dänemark, Norwegen und Südschweden umfasste, erbauen. 

Der Dachstuhl stammt wohl aus dem Jahr 1216. 

Sankt Severin ist der älteste Sakralbau Schleswig-Holsteins.

 

Früher befand sich hier, auf dem Sylter Geestkern, ein Heiligtum des Gottes Odin und ein Quellen Heiligtum der Göttin Freya. 

Rundherum wurden die Toten bestattet. Der Ringwall ist noch heute erkennbar.

Das Fundament der Kirche besteht aus lokalem Findlings-Granit, die Mauern aus rheinischem Tuffstein und Ziegelsteinen.

St. Severin Grundriß           St. Severin Zeichnung Kirche Schmidt Eppendorf         

St. Severin, Zeichnungen von Schmidt-Eppendorf in (1)

 

Namensgeber der Kirche war der heilige Severin, der dritte Bischof von Köln (um 400). Auch der Taufstein (um 1000) wurde aus rheinischem Sandstein gefertigt.

St. Severin Taufbecken

 

Der Turm und die Sakristei stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

St. Severin SW           St. Severin Turm und Kirche Nordseite          St. Severin Apsis Grabsteine

                

Der Turm ist eine markante Landmarke, weithin sichtbar.

Er war früher zur Kirche hin zugemauert, diente als Zuflucht und auch als Gefängnis.

St. Severein W

 

 

Der Kircheneingang im Süden war den Männern und den schwangeren Frauen vorbehalten, der Nordeingang den Frauen und Kindern.

St. Severin Südeingang                 St. Severin Nordeingang

Kircheneingang Süden                                                                            Heutiger Nordeingang der Kirche im Turm

 

Als Bodenpodest des Nordeingangs diente die Quellsteinplatte aus Freyas Heiligtum.

 St. Severin Freyjas Quellstein

Man musste die Göttin mit Füßen treten, um in dieses Gotteshaus zu gelangen.

Das gefiel nicht allen.

 

Das 14. Jahrhundert war für die Nordseeanreiner ein Jahrhundert des Untergangs, eine einzige Heimsuchung.

Erst kam die Pest, dann die Allerheiligenflut 1341 und 1362 die zweite Marcellusflut.

Ganze Dörfer und Regionen, die Menschen und das Vieh, alles versank im Meer. Sylt wurde zur Insel.

Karte SyltFöhr u. Amrum 1240 und 1872

Die Inseln Sylt, Föhr und Amrum um 1240 und um 1872, Museum Altfriesisches Haus, Keitum, Sylt

 

Warum wurden die armen Sylter so hart gestraft? Waren sie keine guten Christen?

 

Die Sylter verjagten die Pfaffen und verehrten wieder ihre alten Götter.

Wenn auch nur für kurze Zeit. Dann kam die Reformation in den Norden. 

1537 verließ der letze katholische Bischof Skandinavien.

 

Durch Handel und Walfang wurden viele Sylter wohlhabend und spendeten für Severin, für ihre Kirche (1)

 

1580 Kanzel, gestiftet von Pastor Cruppius und seiner Frau Katharina

1650 Holzstatue Johannes der Täufer, oberrheinische Arbeit

1699 Einbau der Westempore

1700 Die drei Deckenleuchter wurden von mehreren Kapitänsfamilien gestiftet

1724 Einbau der Nordempore

1846 Standuhr, gestiftet von Uhrmacher M.Nielsen

 

Und noch heute blickt ein heidnischer Gott von einem Deckenleuchter auf die Kirchenbesucher.

St. Severin Innenraum Orgel Empore Leuchter

 

Quelle, Literatur:

 

(1) Verweilen in Sankt Severin, Keitum auf Sylt, Kirchengemeinde Keitum

     Antiquariat 

 

Bilder: Willi Weishaupt