Villa Cäcilienberg

 

ist eine 1900 im Stil des Historismus erbaute 5-geschossige Villa auf dem Cäcilienberg (Leisberg) im Baden-Badener Stadtteil Lichtental.

Gustav Stroh, am 22. Februar 1846 als Sohn des Hofglasmeisters im Baden-Badener Stadtteil Oos geboren, war um die Jahrhundertwende Großherzoglicher Baurat in Berlin und an den Entwürfen des Reichstags- und des Justizgebäudes beteiligt.

1898 kaufte er von der damals noch selbstständigen Gemeinde Lichtental ein ca. 8.000 qm großes Grundstück am östlichen Leisberg.

Der Ort ist gut gewählt. Auf der spektakulären Dachterrasse überschaut man das Geroldsauer Tal (Grobbachtal) und den Schwarzwald im Süden, Lichtental und Beuern im Osten, Schafberg, Merkur und Battert im Norden, Schloss Hohenbaden und blickt auf die Pfälzer Berge im Westen.

Am Leisberg wurde seit Jahrhunderten Porphyr gebrochen.

Auch die nahegelegene St. Bonifatiuskirche besteht aus dem roten Porphyr des Leisbergs.

Gustav Stroh erbaute in zwei Jahren nach eigenen Plänen an diesem Ort die Burg seiner Träume.

 

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Postkarte, v.n. 1920 nach H.Hoffmann (Links: Kirche St. Bonifatius, Bildmitte: Villa Stroh, Rechts: Kloster Lichtental und Lutherkirche)

 

1904 starb der ledige und kinderlose Gustav in Berlin.

Mathilde, seine Schwester, lebte mit ihrem Ehemann Alois Kamm in der Villa.

1922 verkaufte Mathilde die Immobilie an Kurt Brenner.

Der 1926 an Albert Steigenberger.

Im Oktober 1939 wurde die Villa Staatsbesitz und von den Nationalsozialisten als Kommandozentrale genutzt.

Der Leisbergbunker unterhalb des Gebäudes wurde zum Gefechtsstand ausgebaut.

Reichsführer-SS Heinrich Himmler residierte hier, im Januar 1945.

Am 12. April 1945 beschossen französische Panzer die Villa.

Der Volkssturm und die Hitlerjugend hatten sich dort verschanzt.

Nach dem Krieg beschlagnahmten die Franzosen die Villa und wollten den Leisbergbunker sprengen. Buchstäblich in letzter Minute wurde dies durch die Badener Bevölkerung und deren lokale Vertretung verhindert.

1950 wurde das Bunkerareal als Wasserreservoir ausgebaut um die desolate Trinkwasserversorgung der ländlichen Stadtteile zu verbessern. Heute stehen diese steinernen Hallen leer.

1951 wurde auch die Villa wieder privatisiert.

Der Sohn von Otto Lehmann (Entdecker der: Flüssige Kristalle ) unterhielt in der Villa ein Forschungslabor.

Danach nutzte Prof. Dieter Krause das Gebäude als Firmensitz der Apparatebau-Hundsbach.

Seit 2013 gehört die Villa der Kompanija Dostar in Almaty, Kasachstan, einem Mischkonzern, der auch als Eigentümer des Schlosses Seelach und der Bühlerhöhe auftritt.

Nutzer dieser Immobilien ist Yakov Andreevich Tskhay, dessen Bruder Yuri Präsident des Konzerns und Mitglied des kasachischen Senats ist.

 DF Villa Stroh RS

 

Villa Stroh Stolleneingan s

Sicht von der Seelachstrasse nach N-Westen, links der Villa: der heutige Eingang zum Leisbergstollen.

 

Villa Stroh von Leisbergstr.

 Blick von der Leisbergstrasse nach N-West

 

Quellen/Literatur:

Klaus Fischer AQUAE AURELIAE Geschichte der Stadt und des Kurortes BADEN-BADEN 1945-1992

Battert verlag baden-baden

Badisches Tagblatt, P. Fritsch, 16. August 2014, 2. September 2014

AQUAE 04, Petra Kirsch, Die Geschichte der Villa Stroh in Baden-Baden

 

Bildnachweis:

Postkarte ca. 1920, nach H. Hoffmann

WAW, eigenes Werk