Georg Groddeck

Georg Groddeck 20013. Oktober 1866 † 11. Juni 1934
Georg Groddeck war Arzt, Schriftsteller und ein maßgeblicher  Wegbereiter der Psychosomatik.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Geboren wurde er am 13.Oktober 1866 in Bad Kösen an der Saale.

Nach Studium der Medizin in Berlin promovierte er bei Ernst Schweninger, dem Leibarzt Bismarcks.

1896 übersiedelt er mit seiner Frau Else von der Goltz  nach Baden-Baden und arbeitet als Badearzt im Sanatorium seiner Schwester Caroline.

Bald erwarb er sich dank seiner einzigartigen Behandlungsmethoden einen Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus.

 

Diese Methoden, die der Augenarzt Prof. Cohn bei einem Besuch im Sommer 1898 bei Groddeck beschrieb als „Püffe mit geballter Faust in die Gegend der Magengrube“, gefolgt von „Kneifen“ der Bauchdecke, bis „braune und blaue Flecken entstehen“ und „schlussendlich springt der Arzt in ganzer Person auf den Leib des Patienten so daß seine beiden Knie tief in die Magengrube hineindrücken“.

 

Wir ahnen, warum Groddeck von einigen seiner neidischen Kollegen als „Dr. Grobian“ und „Satan“ bezeichnet wurde.

Groddeck heilte ein wenig so wie er aussah: durch gütig gelenkte Höllenpein“ urteilte Hermann Graf Keyserling. [1]

Aber auch seine Entfettungscur war populär und erfolgreich.

Zu den Essenszeiten wurden viele kleine Portionen, auf kleinen Tellern und Tassen serviert, so war man stundenlang zu Tisch.

1903 stirbt seine Schwester und er wird Eigentümer der Villa Marienhöhe, Sanatorium Groddeck, dem heutigen Hotel Tanneck (Werderstr.).

 

Blick vom Hotel Tanneck auf Baden-Baden A

Hotel Tanneck: Blick über Baden-Baden

 

Groddeck arbeitet Tag und Nacht. Tagsüber behandelt er seine Patienten und Nachts schreibt er. (Ein Frauenproblem - 1902, Ein Kind der Erde - 1905, Nasamecu, natura sanat, medicus curat - 1913).

Aber er ist nicht nur Arzt und Psychiater. Als sozialer Reformer ruft er 1911 eine Konsumgenossenschaft ins Leben und war Gründungsmitglied der Baugenossenschaft (1912), so wie Initiator der nach den Plänen von Paul Schmitthenner erbauten Ooswinkel-Siedlung

 

Ooswinkel-Schautafel A

Schautafel der Ooswinkel-Siedlung, im April 2012

 

Ab dem Sommer 1916 hält Groddeck jeden Mittwoch Vorträge, die er als „Arznei“ für seine Patienten bezeichnet.

„......Die Tätigkeit des Arztes erstreckt sich nicht weiter als auf die Behandlung, das Heilen besorgt nicht er, sondern eben das Es“ schreibt er 1917 an Sigmund Freud.
Im selben Jahr skizziert er in „Psychische Bedingtheit und psychoanalytische Behandlung organischer Leiden“ die Grundzüge der Psychosomatik.

1918 gibt Groddeck sein „Satanarium“ heraus, eine Zeitschrift an der seine Patienten aktiv mitarbeiten.

1921 erscheint sein Roman „Der Seelensucher“, eine satirische Zeitkritik des Wanzenjägers Thomas Weltlein. „So was Freches, Ungeniertes, raffiniert Gescheit-Verrücktes ist von Erzählern unserer Sprache noch nicht gewagt worden“, urteilt Alfred Polgar über diesen Roman.

G. Groddeck beginnt eine lockere, fiktive Serie von Briefen, den „ Psychoanalytischen Briefen an eine Freundin“ an S. Freud zu schreiben, die 1923 unter dem Titel „Das Buch vom Es“ erscheinen.

Mit diesem Buch wird er in Europa berühmt, da es ihm gelingt, ein allgemeinverständliches Buch über die Psychoanalyse zu schreiben, „ein wahres Volksbuch der Psychoanalyse“, wie Otto Jägersberg betont und das „zu den Klassikern dieses Jahrhunderts gehört“, wie Ingeborg Bachmann meint. [1]

1933 erscheint sein letztes Buch „Der Mensch als Symbol“, in dem „Eigentümlichkeiten der Sprache und der bildenden Kunst benutzt werden zu dem Nachweis, wie eng von jeher Symbol und Leben miteinander verbunden sind“, wie er an Freud schreibt.

1933 setzen die Nationalsozialisten seine Absetzung als Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnungsbaugenossenschaft durch. Einige seiner  Bücher werden verboten und verbrannt.

Am 11.Juni 1934 stirbt er in Knonau, im Kanton Zürich. Sein Grab findet sich auf dem Baden-Badener Stadtfriedhof.

In der Ooswinkel-Siedlung erinnert eine Gedenktafel an Dr. Georg Groddeck.

 

Groddeck-Gedenktafel A

Gärten im Ooswinkel C

 

 

 

 

Georg Groddeck über Baden-Baden

 

 „Baden-Badens Glück ist seine Schönheit, nur seine Schönheit. Bäder gibt es auch anderswo, Vergnügen gibt es anderswo besser und bequemer, gute Hotels, Sportfeste, Ärzte und Läden sind keine Privilegien Baden-Badens. Eines aber hat Baden-Baden, dessen gleichen es in Europa nicht gibt, seine Schönheit.“

Dr. G. Groddeck, Die Arche

 

Quellen:

Dr. Georg Groddeck in Baden-Baden, Anfang 1934 aus:
Otto Jägersberg, Dr. Georg Groddeck in Baden-Baden, SPUREN 13

 Willi Andreas Weishaupt 2014