Der Oberrheingraben

 

panorama burg eberstein

Das Wetter heute in Baden:

28 °C, heftige Niederschläge mit bis zu 1.200 mm Regen, CO2-Gehalt: 1.600 ppm

Kommt Ihnen das merkwürdig vor?

Sie haben recht, irgend etwas stimmt hier nicht und das Ganze wird erst plausibel, wenn man „heute“ durch „im Eozän“ ergänzt,  also eine Zeitepoche betrachtet, die vor ca. 54 Millionen Jahren ihren Anfang nahm.

Damals lag Baden auf der Höhe von Sizilien und wanderte stetig nach Norden. Es war heiß, und die Niederschlagsmenge war hoch. Am besten stellt man sich einen heutigen tropischen Regen-Mischwald vor. Riesige Wälder wuchsen gen Himmel, aber auch die ersten blühende Pflanzen erschienen im Tertiär (ein Zeitalter, das von 65 Mio. Jahren bis vor 2 Mio. Jahren reicht), die Säugetiere verbreiteten sich, Urpferdchen, deren fossilierte Lebenszeichen man heute in der Grube Messel findet, galoppierten durch Baden und anthropoide Affen (Eozän, vor 50 Mio. Jahren) und die Ahnen der Menschen (Miozän, vor ca. 15 Mio. Jahren) betraten die Weltenbühne.

Und falls wir im Eozän, z.B.  auf der Yburg über die Rheinebene blicken würden, sähe das ganz anders aus als heute, denn den Rhein gab es damals noch nicht. Falls wir genug Zeit und Muse hätten und über Jahrtausende im Zeitraffer diesen Ausblick genießen könnten, sähen wir, dass sich die Rheinebene langsam aber stetig anhebt, d.h. sie „ginge auf wie ein Hefeteig“.

Warum?

Gewaltige Kräfte zerrten damals an der Grenze zwischen Erd-Mantel und -Kruste und verdünnten und dehnten diese Kruste, da diese im Zuge des Alpenaufstiegs unter Stress geriet, mit Rissbildung parallel zur N-S-verlaufenden Grabenachse. Tiefliegendes Magma suchte seinen Weg nach oben, erreichte aber die Oberfläche nur am Kaiserstuhl.

 Dann, in den nächsten 20 Mio. Jahren fiel dieser „Hefeteig in sich zusammen“ und hinterließ ein gewaltiges Becken. Stellenweise senkten sich die Abbruchkanten und das Becken um mehre tausend Meter, wobei sich die Randgebiete ebenfalls um mehrere tausend Meter hoben.

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1 ADiese Grabenbruchbildung hatte auch enorme Einflüsse auf das weitere Umland. So traten im Eozän im Umland von Messel (Bei Darmstadt) etwa 50 Vulkane auf, belegt durch die basaltischen Gesteine von Stücksbühl, Roßdorf, Otzberg.

Betrachten wir den Vulkan von Messel. Bei seinem Ausbruch wurden die harten Odenwald-Tiefengesteine regelrecht zerfetzt. Durch die schlagartige Umwandlung flüssigen Wassers in Wasserdampf wurden sie an die Oberfläche geschleudert und sind an den Hängen der heutigen Grubenränder gut erkennbar.

Es entstand ein Maarkrater, der sich rasch mit Wasser füllte. Von den Hängen rutschten Schuttströme nach, Tonschichten bildeten sich und ein Faulschlamm feinster Schichtung entstand, der Pflanzen und Tiere vor Zersetzung bewahrte und in den Schlamm einbettete. Ca. 1,5 Mio. Jahre bestand dieser See.

Heute gehören die in seinem Ölschiefer verfestigten Zeitzeugen zu den bedeutendsten fossilen Lagerstätten und zum Weltnaturerbe der UNESCO.

Zurück zum Rheingraben.

Der wurde im Quartär durch Sedimente, also Ablagerungen der Flüsse, des Windes und der Erosion im Laufe der nächsten 20 Mio. Jahre aufgefüllt.

Der Rhein entstand vermutlich erst vor ca. 15 Mio. Jahren und hatte seinen Ursprung im Gebiet des heutigen Kaiserstuhls.

Heute präsentiert sich der Rheingraben als riesiges Becken, dessen einziger Abfluss im rheinischen Schiefergebirge liegt. Sollte dieser Abfluss nicht mehr existieren, wäre der Oberrheingraben ein riesiger See.

Bei Mainz liegt die Tiefebene heute 85 m über NN., bei Basel im Süden 245 m hoch.

Der Rheingraben senkt sich auch heute noch.

Die immer noch andauernde geologische Aktivität dieser Landschaft zeigte sich im Basler Erdbeben von 1356. Damals wurde Basel durch ein Erdbeben und eine nachfolgende Feuersbrunst fast vollständig zerstört.

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5 A Und heute?

Heute genießen wir den Ausblick von der Yburg auf das Rheintal bei einem Glas Wein und köstlichen badischen Spezialitäten.

 

 

 

 

Quellen:

[1] GTOPO30, Zeichnung: Christian Röhr
[2] Grube Messel, Schautafel, Global Europarks Network, assisted by UNESCO
[3] Morphologie-Rohdaten: GTOPO30, Flüsse, Küsten, Grenze extrahiert aus Lahner  & Toloczyki 2004
[4] Mitteleuropa-Karte mit den platteninternen Ortsverschiebungen von GPS-Messstationen nach Tesauro et al. (2005).

Willi Andreas Weishaupt 2014