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  • Kalenderblatt 12. November 1918

    Kalenderblatt 12. November

     

    Am 12. November 1918 erließ der Rat der Volksbeauftragten (Übergangsregierung von SPD und USPD) mit Friedrich Ebert an der Spitze ein neues Wahlgesetz.

     

    „Die Abgeordneten werden in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl von den über zwanzig Jahre alten Männern und Frauen nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt. Der Wahltag muß ein Sonntag oder öffentlicher Ruhetag sein. Das Nähere bestimmt das Reichswahlgesetz.“

    Weimarer Reichsverfassung, Art. 22, Abs. 1

     

    Erstmals in Deutschland durften Frauen wählen und gewählt werden.

     

    Bei der Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 gingen 87% aller Frauen zur Wahl. Von 300 Kandidatinnen wurden 37 in den Reichstag gewählt. Dieser Frauen-Anteil von knapp neun Prozent wurde erst wieder bei der Wahl zum Deutschen Bundestag 1987 erreicht.

    Nur 14 Jahre später entzogen die Nationalsozialisten den Frauen das passive Wahlrecht.

     

    "Die Frauen dürfen so wenig auf die Hilfe der Männer warten, wie die Arbeiter auf die Hilfe der Bourgeoisie."

    August Bebel

     

     Frauenwahlrecht Plakat

     

    Geschichte des Frauenwahlrechts in Deutschland

  • Kalenderblatt 11. November 1918

    Kalenderblatt 11. November

    Am 11. November 1918 endete der I. Weltkrieg.

    Um 5 Uhr morgens wurde der Waffenstillstand von Compiègneunterzeichnet und trat sechs Stunden später in Kraft.

    Gekämpft und gestorben wurde bis zur letzten Minute.

    An diesem letzten Kriegsvormittag starben über 2.000 Soldaten, über 8.000 wurden verletzt.(1)

     

    Wenn irgend jemand fragt, warum wir starben,

    Sagt ihnen, weil unsre Väter gelogen haben.

    John Kipling, Epitaphs of the War

     

    Dritte Flandernschlacht Oktober 1917 Imperial War museum London

    Dritte Flandernschlacht Oktober 1917, Imperial War Museum, London

     

     

    Quellen/Literatur:

    (1) Adam Hochschild, DER GROSSE KRIEG, Klett-Gotta, S. 434

    Christopher Clark, DIE SCHLAFWANDLER, DVA

     

     
  • Kalenderblatt 8. November 1918

    Kalenderblatt 8. November

    Am 8. November 1918 erreichte die Novemberrevolution in Braunschweig mit der Abdankung des Herzogs Ernst August ihren ersten Höhepunkt.

    Volksfreund 8.11.1918 Staatsbibliothek Berlin

    Volksfreund vom 8. November 1918, Staatsbibliothek Berlin

     

    "Friede, Brot, Freiheit!" war schon im August 2017 das Motto des ersten Generalstreiks in Braunschweig.

     

    Im November 1918 stand Deutschland vor dem fünften Kriegswinter.

    Armut und Hunger regierten das Land. Die Spanische Grippe wütete in der Stadt. Das öffentliche Leben war auf den Krieg ausgerichtet. Immer mehr Kriegsinvalide prägten das Stadtbild. Fast alle Frauen und Kinder ab 14 Jahren arbeiteten in der Rüstungsindustrie. Die Männer waren alle an der Front.

    Der Krieg war sinnlos und verloren.

     

    Die Revolution organisierte sich in den Betrieben.

    Aufgerufen von der neuen USPD, des Spartakusbundes und Teile der MSPD (die in Braunschweig in der Minderheit war) gingen ca. 20.000 Menschen am 8. November nach der Frühschicht auf die Straße und besetzten den Bahnhof, das Telegrafenamt, die Polizeizentrale und schließlich das Schloss.

    August Merges forderte den letzten Welfenherzog zur Abdankung auf. Ernst August akzeptierte.

    Braunschweig Novemberrevolution Delegation Arbeiter und Soldatenrat 8. Nov. 1918 16 H XVI H I 1918 Stadtarchiv Braunschweig

    BS-Abordnung voLi: Hermann Meier, Hermann Schweiss (beide Soldatenräte), August Merges, Paul Gmeiner, Henry Finke (Arbeiterrat), Friedrich Schubert (Soldatenrat).

    Kein Schuss war gefallen.

    Auf dem Braunschweiger Schloss wehte die rote Fahne. 

     

  • Aussicht vom Merkur auf das Oostal

    Aussicht Merkur Oostal Herbst hell R

    Aussicht vom Merkur auf das Tal von Baden-Baden

  • Kalenderblatt 18. Oktober 1356

    Kalenderblatt 18. Oktober

     

    Am Abend des 18. Oktobers 1356 erschütterte das bislang stärkste Erdbeben nördlich der Alpen die Region um Basel.

    Steinhäuser, alle Türme, auch der Chor des Münsters, stürzten ein.

    Basel Konstanzer Weltchr

    Basel-Konstanzer Weltchronik 14. Jahrhundert

    In Panik verließen die Menschen ihre Häuser. Die Erde bebte immer wieder.

    Offene Feuerstellen entzündeten die vielen mit Stroh und Schindeln gedeckten Häuser der Stadt und richteten einen noch größeren Schaden an.

    Erst um Mitternacht endeten die Erdstöße.

    Bis zum Frühjahr 1357 wurde die Region von weiteren, schwächer werdenden Erdbeben heimgesucht.

    Ursächlich ist eine seismisch aktive Bruchzone des Rheingrabens.

    Quellen / Links:

     
    Ein Erdbeben könnte Basel von der Landkarte verbannen
  • Kalenderblatt 21.September 1852

    Kalenderblatt

    Am 21. September 1852 eröffnete Eduard Meßmer sein Delikatessen- und Kolonialwarengeschäft in Baden-Baden.

    Sein bekanntestes und erfolgreichstes Produkt war der „Meßmer Tee“.

     

    Links:

     
  • Bernsteinkette aus dem Hambacher Forst

    BK 3D

    Römisches Bernsteinkollier aus dem 3. Jahrhundert. Fundort: Hambacher Forst bei Niederzier, Kreis Düren.

    Rheinisches Landesmuseum Bonn. Bild:HOWI-Horsch,Will­­­­­­ly

     

    Während Aktivisten im Hambacher Forst um den Erhalt der Bäume kämpfen, fallen wenige Kilometer entfernt unbeachtet tausende Bäume, um Platz zu machen für Windkraftanlagen.

    Junge und alte Umweltschützer riskieren in diesen Tagen sogar ihre Gesundheit, um den Hambacher Wald vor der Rodung zu retten. RWE will die Bäume fällen, um weiter Braunkohlestrom produzieren zu können.

    Nicht weit entfernt, im Aachener Münsterwald, fielen bereits tausende Bäume. Hier allerdings für klimafreundlichen Strom aus Windkraft - weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit.

    Fußballfeldgroße Brachflächen haben die Kettensägen in den Wald geschlagen, sieben fast 200 Meter hohe Windräder wollen die Aachener Stadtwerke hier errichten. Schon Ende dieses Jahres sollen die ersten fünf Riesenwindmühlen Strom liefern.

    Dabei lebten auch hier bedrohte und geschützte Tiere: Schwarzstorch, Rotmilan, Gelbbauchkröte, Fledermäuse.

              

    Windkraftanlagen in Wäldern: 67 davon gibt es nach Angaben des Landesbetriebs Wald und Holz in NRW bereits - und es werden mehr. Weitere 12 befinden sich im Bau, 79 neue Anlagen sind genehmigt oder beantragt.

    Erstaunlich: Der Investitionsschub für solche Wald-Windparks ist der alten, rot-grünen Landesregierung zu verdanken.

    Klima und Naturschutz seien "angemessen ausgeglichen", wenn Wald für Windkraft geopfert wird, sagt Wibke Brems, energiepolitische Sprecherin der Grünen im Landtag.

    Wald ist offenbar nicht gleich Wald.

     

    Quelle: WDR.de September 2018

  • Pizza Barock

    Pizza „Barock“

    Spinat-Dorten auf Welsch mit Parmesan-Käß

    Nimm frischen Spinat
    der sauber gewaschen
    und wieder abgesigen ist
    dünste denselben in einer grossen Pfannen ohne Wasser
    damit er stirbt
    wann er genug gedünst und Wasser gibt
    so kehre oder rühre ihn um
    daß er gleich weich wird
    dann trucke den Safft ein wenig darvon
    und mache ihn an mit wenig Pfeffer
    Muscatnuß
    klein-bereiten Knobel
    Pinioli, Parmesan-Käß
    Butter und Wein-Beerlein
    Mache ein Blatt von subtilen Butter-Taig
    bereite die Füll darauf
    bedecks mit dem Ausschnitt
    bach es schnell hinweg
    und bestreue es mit Käß
    und gibs warmen.

     

    Rezept von 1719
    Erna Horn, Barocke Culinaria

    Baden-Württemberg 1/81

  • Mammutbäume

    Mammutbäume

     

    gehören zu den Zypressengewächsen. Es gibt drei rezente Gattungen.

    Riesenmammutbaum - Sequoiadendron giganteum
    Urweltmammutbaum - Metasequoia glyptostroboides
    Küstenmammutbaum - Sequoia sempervirens

    Riesenmammutbäume sind seit dem 19. Jahrhundert, d.h. seit ihrer „Entdeckung“ beliebte Parkbäume in Europa.

     

    Gymnospermen II

                      Brockhaus Konversationslexikon, 14. Auflage 1902, Achter Band

     

    Der Urweltmammutbaum wurde erst 1941 in den Bergregionen Zentralchinas entdeckt.

    Diese Mammutbäume werden bis zu 4.ooo Jahre alt.

    Küstenmammutbäume sind frostempfindlicher und in Deutschland seltener (z.B. in Weinheim).

    Zu verdanken haben wir diese großartigen Bäume in Süddeutschland dem Schwabenkönig Wilhelm I. (Friedrich Wilhelm Carl 1781-1864, König von Württemberg).

    Der ließ um 1840 einige, und 1864 „mehrere Lot“ aus Amerika gekaufte Samen in der Wilhelma (Kalthaus) aussäen und verschenkte, bzw. verkaufte die ca. 10.000 jungen Bäume an Adelige und reiche Bürger.

    Im kalten Winter 1879/80 erfror bei Temperaturen von minus 36° C vielerlei - nicht nur junge Mammutbäume.

    Heute existieren noch etwa 200 Bäume dieser „Wilhelma-Saat“.

    Die schönsten, ältesten, größten Mammutbäume in Süddeutschland leben natürlich in Baden-Baden.

    Sie stehen im Garten der Villa Friesenberg, bei der Stourdza-Kapelle, in der Allee,....

     

    Mammutbaum Wurzel

     

     

    Mammutbaum B. B

    WAW

    Auch im Park des Neuen Schlosses gibt es Riesenmammutbäume.

    Leider ist dieser herrliche Garten mit seinen seltenen Bäumen für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.

    Hommage a Baden Baden Neues Schloß 1981 Ol auf Leinwand 70a80

    Paul Siebert, Hommage à Baden-Baden, WAW

     

  • Wurzelholz aus dem Großen Moor bei Sassenburg

    Wurzelholz aus dem Großen Moor bei Sassenburg

    Moor Sassenburg Baumwurzel I R

    Moor Sassenburg Baumwurzel II D R

     

  • Kalenderblatt 7. August 1883

    Kalenderblatt 7. August

    Am 7. August 1883 wurde Hans Gustav Bötticher, der sich später Joachim Ringelnatz nannte, der große Poet und Mensch, in Wurzen (Sachsen) geboren.

    Ringelnatz Kuttel

     

    Wenn ich zwei Vöglein wär,
    Und auch vier Flügel hätt,
    Flög die eine Hälfte zu dir.
    Und die andere, die ging auch zu Bett,
    Aber hier zu Haus bei mir.
  • Nordschwarzwald

    Hugel und Wald

  • Die Badekur

    Die Badekur

    Hans Ulrich der Scherer war der
    Begründer der Badekur in Baden-Baden
     
    Das war 1460. Der Leibarzt des badischen Markgrafen Karl I. sicherte seinem Stand das Monopol. Nur ein Scherer, d.h. ein Bader durfte als Badearzt fungieren.
    Auch die „Kurtaxe“ erfand Ulrich.
    Vom Markgrafen erhielt er zwei der Thermalquellen als Lehen. Somit war er auch der erste Kurdirektor.
    Im 16.Jahrhundert erschienen die ersten wissenschaftlichen Badebücher. Paracelsus, Murner und Jacob Balde lobten die heilende Wirkung des Mineralwassers.
    Ihren neuzeitlichen Höhepunkt erlebte die Kur in Europa zu Anfang des 19. Jahrhunderts.
    Baden-Baden erwachte bereits 1796. Der Rastatter Kongreß spülte die gestressten Teilnehmer und deren Begleitung in die Bäderstadt.
    Dr. Anton Guggert, wieder ein Großherzoglicher Leib- und Badearzt, führte die Molkekur ein (2).
    Der berühmteste Arzt des 19.Jahrhunderts war Dr. Georg Groddeck.
    (1) f. „ärztliche Fürsorge“ aus lat. cura ’Sorge/Fürsorge’ in die ärztliche Fachsprache gelangt und seit Gersdorff 1526 Feldbuch der Wunderarznei 61a in dt. Texten nachweisbar.
    F.Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Walter de Gruyter, Berlin 1975
    (2) Unter Molke-Fasten, auch Molkekur oder modifiziertes proteinsubstituiertes Molkefasten, wird eine besondere Form desHeilfastens verstanden, diekurmäßig angewandt wird und bei der die Anwender unter Verzicht auf herkömmliche festeNahrung hauptsächlichMolke und andere Flüssigkeiten zu sich nehmen sollen. Zusätzlich zu Molke wird hierbei empfohlen,Obstsäfte,Sauerkrautsaft sowiekohlensäurefreiesWasser einzunehmen. Alternativ sind bei einigen Anwendern regelmäßige sogenannte Molketage beliebt. Das Molkefasten ähnelt demSaftfasten und ist eine Sonderform derNulldiät.
    Molke selbst ist alsNebenprodukt derKäseherstellung energie- und fettarm, enthält vieleProteine undKalzium und hat durch die enthalteneLactose (Milchzucker) eine abführende Wirkung.
     
    Quellen:
    WIKIPEDIA
    MERIAN Baden-Baden 7/28
  • Fliegende Blätter

    Fliegende Blätter

    Fliegende Blatter

     

    hieß eine deutsche Wochenschrift, die von 1845 bis 1928 in München erschien.

    Die einzelnen Ausgaben bestanden aus je acht, lange Zeit undatierten, Seiten und erschienen bald wöchentlich.

     

    Fliegende Blatter 2

    Die Künstler des Pinsels und der Feder gruppiert um die Verleger Braun&Schneider

    Fliegende Blatter 1862

    Weitere Redakteure, gez. W.Busch 1862

     

    Fliegende Blatter Verleger und Mitarbeiter

    Verleger und Mirarbeiter, gez.W.Busch

     

    Veröffentlicht wurden Karikaturen, Gedichte und Erzählungen.

    Besonders beliebt waren die „Serienhelden“. Typen, die das deutsche Bürgertum verkörperten.

    Unter dem Pseudonym Gottlieb Biedermaier veröffentlichten A. Kußmaul und L. Eichrodt ihre Gedichte des „alten Dorfschulmeisters Samuel Friedrich Sauter“

    ab 1855 in den Fliegenden Blättern.

    Darunter waren auch Biedermann und Bummelmeier.

     Bummelmeiers Klage Ko

    Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Schloß Rastatt -Bundesarchiv-

     

    Quellen:
    Wikipedia / common
  • Kalenderblatt 17. Juni 1933

    17. Juni 1933 - Bücherverbrennung in Baden

    Heute vor 85 Jahren, am 17. Juni 1933 fanden im „Gau Baden“ (z.B. in Bretten, Heidelberg, Karlsruhe, Offenburg und Pforzheim) im Rahmen der von der Hitler-Jugend durchgeführten „Kampfwoche gegen Schund und Schmutz“, Bücherverbrennungen statt.

    Diese„Aktion wider den undeutschen Geist“ inszenierten die Nationalsozialisten bereits ab dem 7. März 1933.

    Auch in Baden-Baden.

     

     

    Quellen/Links:

    Bildnachweis: © baden-geotouren

  • Bücher auf dem Scheiterhaufen

  • Der Badner Nistkasten - Schwabe schaffe, Badner denke!

    Der Badner Nistkasten - Schwabe schaffe, Badner denke!

    NiOb Die Schwabe schaffe mir denke

     

     

  • Bernstein

    Kulturgeschichte des Bernsteins
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    Die Sonne ging auf über dem tropischen Regenwald. Es war schwül und heiß. 
     
    Die Raubmilbe saß auf einer jungen Kiefernadel und konzentrierte sich auf ihr Opfer. Eine Ameise, auf direktem Weg in ihr Verderben.
    Die Sonnenstrahlen wärmten die Milbe, die Ameise, aber auch den großen Harztropfen, der über den Insekten hing.

    Dann ging alles sehr schnell.

    Jahrmillionen lang lag unsere Milbe in ihrem transparenten Grab, von der Sonne getrocknet, vom Sand bedeckt, vom Fluss zum Meer gespült,

    und letztendlich von eiszeitlichen Gletschern nach Süden transportiert.

    Heute sehen wir sie im Museum für Naturkunde in Berlin wieder.

    Fliege und Milbe in Bernstein

     

    Die kleine Milbe und die Ameise lebten im Eozän - vor ca. 50 Millionen Jahren.

    Schon seit Jahrzehntausenden war es damals auf der Erde warm, die Polar-Regionen waren eisfrei. Auch in Osteuropa herrschten tropische Temperaturen. Die Bodentemperatur lag vor 55 Millionen Jahren bei 20°C, der Sauerstoffanteil der Atmosphäre bei 26 Vol% und der Kohlenstoffdioxidanteil bei 2.000 ppm. 25 Millionen Jahre später war die Bodentemperatur auf 18 °C gesunken und der CO2-Anteil auf 500 ppm zurückgegangen.

    Die ersten Laubbäume und Blütenpflanzen wuchsen auf der Erde.

    Raubkatzen, große Laufvögel, die ersten Ur-Pferde durchstreiften die Wälder, und Krokodile und Flusspferde lebten in und an den tropischen Gewässern des heutigen Europas.

    In der Grube Messel, einem Maarsee bei Darmstadt fand und findet man herausragend erhaltene Fossilien aus jener Zeit.

    Im Norden erstreckten sich damals weite Kiefernwälder, Palmen und Farne über eine Fläche, größer als das heutige Europa. 

    Kiefern gibt es schon seit dem Karbon (vor 360 Millionen Jahre). Sie wuchsen bis zu einer Höhe von 60 Meter himmelwärts. 

    Im Karbon betrug der Sauerstoffanteil der Luft über 30%, der CO2-Anteil 800ppm und die Bodentemperatur wie heute 14°C.
    In sumpfigen, hellen Lichtungen jagten damals riesige Libellen mit der Flügelspannweite eines heutigen Falken. 
    Aus dieser Zeit stammt auch der älteste, heute bekannte Bernstein. Er ist 310 Mio. Jahre alt und stammt aus den Steinkohlelagerstätten in Schottland.

    Die verschiedenen Kiefern, die man heute als Pinus succinifera  (Bernsteinkiefer) zusammenfasst, schieden, wie das unsere heutigen Bäume auch in geringerem Maße tun, unter Klimastress und bei Verletzungen, ein Baumharz aus, das zu Bernstein wurde.  

     

    Doliostrobus taxiformis

    Naturkundemuseum Braunschweig



    Bernstein ist ein aus mehreren Kohlenwasserstoffen zusammengesetztes fossiles Harz, erzeugt von Tausenden von Bäumen über Millionen von Jahren.

     

    Bernstein findet sich auf allen Kontinenten. Aktuell sind 200 Fundstellen / Lagerstätten (lt. Wikipedia) bekannt.

     

    https://de.wikipedia.org/wiki/Bernsteinvorkommen

     

    Bernstein findet man nie im entsprechenden Waldboden. Das Harz muss möglichst rasch bedeckt und über Flüsse ins Meer transportiert werden, sonst zerfällt es. 

     

    Vom Bernsteinwald kennen wir nur das Harz.

     

    Über Jahrmillionen existierten diese Wälder.

     

    Kopal bezeichnet ein "junges" Baumharz (< 1 Mio. J.). 

    Auch heute noch gibt es hunderte stark harzende Pflanzen in den Tropen. 

    Im Madagaskar-Kopal sind die Atombombenexplosionen von Hiroshima und Nagasaki nachweisbar. In einem ausgehärteter Kopal.

    Bernstein ist in allen Kulturen ein Glücksstein.

    In Mexiko schützt er vor dem bösen Blick, in der Dominikanischen Republik vor bösen Geistern.

    Seine antiseptische Wirkung war in Europa früh bekannt, sein Wohlgeruch beim Verbrennen von allen Kulturen geschätzt.

    Bernstein fasziniert seit Urzeiten die Menschen, sicherlich aufgrund seiner brillanten Farbgebung und seiner außergewöhnlichen Eigenschaften, aber auch, weil uns in den Einschlüssen (Inklusen) Pflanzenreste, eine Vielzahl von Insektenarten, Schuppen von Reptilien und Haare von Säugetieren ein facettenreiches Bild des damaligen Lebens vermitteln.

    image.png                       

     

    Bernsteintropfen waren "Lichtfallen im Wald" (W. Weitschat).

     

     

    Bernstein - Eigenschaften

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    Bernstein ist sehr weich, lässt sich leicht ritzen und bearbeiten, mit Sand wunderbar schleifen und mit Wolle glänzend polieren.

    Bernstein verbrennt mit einem aromatischen weihrauchähnlichen Geruch.

    Unter Luftabschluss (trockene Destillation) erhitzt, schmilzt Bernstein und lässt sich in drei Fraktionen aufteilen:

    - Bernsteinkolophonium 
    - Bernsteinöl (Succinol) 
    - Bernsteinsäure (+ Schwefelwasserstoff)

    Ab 400 °C zersetzt sich Bernstein irreversibel.

    Reibt man ihn z.B. mit einem wollenen Gewebe lädt er sich (negativ) auf.  
    Bernstein hat elektrostatische Eigenschaften und ist ein vorzüglicher Isolator. 
    Auf den Bernstein (gr. elektron) geht der im 17 Jhdt. von W.Gilbert geprägte Begriff der „Elektrizität“ zurück.

    Bernstein ist nahezu inert gegen aggressive Säuren wie Flußsäure; wird in Öl (Firnis) eingelegt weich und schwimmt in gesättigter Salzlösung.

    Spektakulär ist seine Färbung und Transparenz, die Facetten reichen vom reinen Weiß des schaumigen Bernsteins über ein helles Gelb, hin zu den bekannten Brauntönen, dann zum fluoriszierenden Blau, bis hin zum schlackeartigen Schwarz.

    Diese Variationen u.a. durch die Luftbläschen im Bernstein hervorgerufen. Im weißen Bernstein (der auch im Meer schwimmt) finden sich bis zu einer Million Bläschen pro mm3 (1 mm3 entspricht dem Volumen eines Stecknadelkopfes), die mit Luft oder Wasser gefüllt sind.

    Aufgrund seiner vielen Eigenschaften hat er auch viele Namen. 
    Mineralogisch wird er Succinit (lat. Succinum = Saft) genannt, die Griechen nannten ihn Elektron (ἤλεκτρον=hell, strahlend), die Germanen glesum oder glaere (Glas) und die Araber anbar, woraus sich das engl. Amber und das span. Ámbar entwickelte.
    Die deutsche Bezeichnung Bernstein geht auf das niederdeutsche “bernen” 
    (brennen, also Brennstein) zurück.

     

     

    Bernstein

     

    Kunstwerke von Menschenhand

     

     

    Bernsteinbär von Stolp

     

    Bernstein Pferdefigur aus Woldenberg Dobigniew in der Neumark

    Pferd aus baltischem Bernstein, Woldenburg, Neolithikum

     

    Bernsteinmuseum Sellin Pferd Neolithikum Bernsteinmuseum Sellin

     

    Diese zwei Ringe aus baltischem Bernstein wurden in der Basis eines Tempelturms des assyrischen Stadtgottes in Assur gefunden.

                                                                     Zwei Perlen aus baltischem Bernstein aus dem Perlenkissen unter der Ziqqurrat vo 

                                                                                                                                                              Baltische Bernsteinringe, ca. 1.600 v. Chr. LDA Sachsen-Anhalt/Juraj Lipták

     

    Im alten Ägypten war Bernstein kostbar und begehrter als Gold.

    Auf dem äußeren Sarg von Tutanchamun  lag ein Skarabäus aus schwarzem Bernstein aus dem Baltikum.

    Bernstein Skarabäus Tut ench Amun Grabbeilage

    Tutanchamuns Skarabäus, 14. Jhr.  v. Chr. Ägyptisches Museum, Kairo

     

    Dies ähnelt einer Halskette aus einem Hügelgrab in Schwarza (Thüringen).

     

     

    2002 wurde in Qatna (Syrien) in der Felsengruft ein kleiner Löwenkopf aus baltischem Bernstein gefunden.

     

     lion head Qatna Syria 14thC BC Caitlin Green
    Löwenkopf, ca. 14. Jhr. v. Chr.
     

    Bernstein schmückte Europas Elite in der Bronzezeit.

    Bronze Standarte Bernstein

    Miniatur-Standarte mit Bernsteineinlage, Dänemark, Nordische Bronzezeit, Nationalmuseum Kopenhagen

    Das picenische Elfenbein- und Bernsteinkästchen

    Ausgrabungen von 2018 auf dem Colle Ete, Belmonte Piceno, südlich von Ancona

    600 v. Chr. brachten ein Kästchen (16x10x8cm) aus Elfenbein und baltischem Bernstein zutage.

    Kästchen

    600 v. Chr.

    Kästchen (16x10x8cm) aus Elfenbein und baltischem Bernstein.

     

    Sphinx von Grafenbühl I

    Sphinx von Grafenbühl

    späte Hallstattzeit (500 v.Chr.) bei Asberg, Ludwigsburg

    Gesicht aus baltischem Bernstein

     

     

     

    Das Bernsteingesicht von Bernstorf

     

     

    BK 3D

    Bernsteinkette aus dem Hambacher Forst

     

     Im dänischen Ølby wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein bronzezeitliches Frauengrab entdeckt.

    Die Frau lag in einem ausgehöhlten Baumstamm, trug eine wunderschöne Gürtelschnalle, einen Rock, an dem kleine Bronzeglöckchen klingelten und ein Oberarmband aus Bernstein mit einer blauen Glasperle, die aus Nippur (Mesopotanien) stammt.

    Grab mit Bernsteingaben 500

     

    Bernstein Mesopotanien I

     

    Es gab Bernsteinstraßen, alte Handelswege von der Nord- und der Ostsee nach Italien, zum schwarzen Meer und später bis nach Asien.

    Bernsteinrouten MGreifswald

    Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten

    Seit dem 12. Jahrhindert galt in Ostpreußen das „Bernsteinregal“, eine vom Deutschen Ritterorden eingeführte Verordnung, die die Bevölkerung zwang, den gefundenen Bernstein an ihren Herrn abzuliefern, ansonsten drohte der Tod am Galgen. Erst im 19. Jahrhundert wurde dieses Gesetz erheblich gelockert.

    Martin Luther bekam von seinem Landesherrn weiße Bernsteine zur Herstellung eines Pulvers gegen seine Gallenbeschwerden geschenkt.

    Im Mittelalter boomte der Bernsteinverbrauch in Europa, die katholische Kirche benötigte Rosenkränze. Die Zunft der Paternostermacher entstand.

    1716 schenkte Friedrich Wilhelm I. dem russischen Zaren Peter dem Großen das Bernsteinkabinett. 

    Bernsteinkabinett 600

     

    Das Original ist verschollen, die Replik existiert in St.Petersburg. 

     

     

    Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in der Medizin eine besondere Eigenschaft des Bernsteins genutzt. Blut in Bernsteinschalen gerinnt wesentlich langsamer.

    Die ersten Transfusionsgeräte bestanden bis zur Erfindung besserer Materialien aus Pressbernstein.

    Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab man Babys kleine, aus Pressbernstein gefertigte Perlen als Zahnungshilfe.

    Bis 1998 produzierten zwei Firmen Bernsteinsalbe.

     

    Bildergalerie

    Sußblattgewachs Blute im Bernstein CAROLA RADKE MUSEUM FUR NATURKUNDE BERLIN AUSSCHNITT

    Süßblatt Blüte im Bernstein,© CAROLA RADKE / MUSEUM FÜR NATURKUNDE BERLIN (AUSSCHNITT)

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     NINON ROBIN HARVARDNJIT AUSSCHNITT

     © NINON ROBIN (HARVARD/NJIT) (AUSSCHNITT), Bärtierchen, 19. Mio. Jahre, Karibik

     

     ADRIENNE JOCHUM SENCKENBERG FORSCHUNGSINSTITUT UND NATURMUSEEN AUSSCHNITT

    © ADRIENNE JOCHUM / SENCKENBERG FORSCHUNGSINSTITUT UND NATURMUSEEN (AUSSCHNITT) Behaarte Schnecke, 99 Mio. Jahre, Myanmar

     

     

     

     

     

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    Stegastochlidus saraemcheana,Rindenkäfer,Burma, ca. 100 Mio. Jahre,© OREGON STATE UNIVERSITY (AUSSCHNITT)

     Zecke an Dinofeder DPA E.PeÄalver
    Zecke in Saurierfeder, Myanmar, 100 Mio. J. DPA

     

    Bernstein mit Oculudentavis Schädel

    Myanmar-Bernstein mit Oculudentavis-Schädel, 99 Millionen Jahre, Foto: Lida Xing/dpa

    https://www.n-tv.de/wissen/fundsache/Schaedel-von-Urvogel-steckt-in-Bernstein-article21633280.html

     

    Bernstein Schleimpilz Myanmar 100 Mio. ALEXANDER SCHMIDT GEORG AUGUST UNIVERSITÄT GÖTTINGEN UND SCIENTIFIC REPORTS AUSSCHNITT

    Schleimpilz, Myanmar, 100 Mio. J, ALEXANDER SCHMIDT, GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT GÖTTINGEN UND SCIENTIFIC REPORTS (AUSSCHNITT)

     

    Bernstein Baltisch 44 Mio. Fossile Spannerraupe ARTUR MICHALSKI AUSSCHNITT

    Spannerraupe, Baltisch, 44 Mio.J, ARTUR MICHALSKI (AUSSCHNITT)

     

    Vorderfuss einer Eidechse Dominikanische Republik 17 Mio J

    Vorderfuss einer Eidechse, Dominikanische Republik, 15-20 Mio. Jahre, DPA

     

                                                       Großer Brocken R
    Der größte erhaltene Baltische Bernstein, Gewicht: ca. 10 kg, Maße: 48x22x20 cm, Fundort: Rarwino bei Kamin, Polen, gefunden 1860, Eozän, 50 Mio. Jahre,
    Museum für Naturkunde Berlin

     

    Ensemble R

    Termite und andere Insekten, Baltischer Bernstein, 40 Mio. J.

     

    Spinne Chimerarachne yingi in Bernstein 100Mio Bo Wang

    Spinne, Chimerarachne yingi in Bernstein, 100Mio J., Bo Wang

    Bernstein Myanmar Insektenfarben II

    NANJING INSTITUTE OF GEOLOGY AND PALAEONTOLOGY (NIGPAS)

    Bernstein Myanmar Insektenfarben III

    NANJING INSTITUTE OF GEOLOGY AND PALAEONTOLOGY (NIGPAS)

     

    Die Bernsteinvorkommen in Zhangpu, China

    zeigen, dass im Klimaoptimum des Miozäns, der tropische Regenwald weit nach Norden reichte (24,2°N).

    Darüber berichten die Autoren um Bo Wang.

     

    https://advances.sciencemag.org/content/7/18/eabg0625

     
    F3.large

    Fig. 3 Representative inclusions in Zhangpu amber.

    (A) Feather. (B) Moss (Bryophyta: Anomodontaceae: Haplohymenium). (C) Flower (Fagales: Fagaceae). (D) Pseudoscorpion (Pseudoscorpiones). (E) Pill woodlouse (Isopoda). (F) Water mite (Acari: Hydrachnidia). (G) Springtail swarm (Collembola: Hypogastruridae: Ceratophysella). (H) Centipede (Chilopoda). (I) Harvestman (Opiliones). (J) Jumping spider (Araneae: Salticidae). (K) Snail (Gastropoda: Cyclophoridae). Scale bars, 1 mm (A, B, and E), 0.5 mm (C, D, G, H, J, and K), 0.2 mm (F), and 2 mm (I).

     

    Dass es lebendgebärende Schnecken bereits in der Kreidezeit gab, ist erst seit einem Fund 2021 in Myanmar bekannt.

     TINGTING YU AUSSCHNITT
     Land Schnecke Cretatortulosa gignens mit vier gerade geborenen  Schnecken
    © TINGTING YU (AUSSCHNITT)
     
     

    Willi Weishaupt

    Baden-Geotouren

     

    Literatur:

    • Das Bernsteingesicht von Bernstorf, Dr. Manfred Moosauer, aviso
    • Bernstein-Gold des Nordens, Rule von Bismarck, Wachholtz Verlag Neumünster
    • Spektrum.de

     

    Bildnachweis:

    • Museum für Naturkunde, Berlin
    • Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten
    • Das Bernsteingesicht von Bernstorf, Dr. Manfred Moosauer, aviso
    • Palanga amber park museum (Litauen)
    • Wikipedia Commons

     

    Medien:

    Die Bernsteinstraße

    Arte

    https://www.youtube.com/watch?v=IZrPKwVSQG0&t=722s

     

    Bernstein NZZ

    https://www.youtube.com/watch?v=k-X9_LHx8N8&t=1670s

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