Baden Geotouren                                                                   

Geschichte

  • Kriegsende in Baden-Baden 1945

    Kriegsende in Baden-Baden 1945

    Frontgebiet Baden Baden 280

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Leben im Mittelalter

    Leben im Mittelalter

    Judentum am...
    Wehrhafte Bu...
    Knud Seckel...
    Giganten der...

  • Ludwig Wilhelm von Baden

    Ludwig Wilhelm von Baden

     

    Türkenlouis 240Geb. 8. April 1655 in Paris, † 4. Januar 1707 in Rastatt

    war Markgraf von Baden-Baden, Bauherr des Rastatter Schlosses, ein erfolgreicher Feldherr und genialer Stratege, ein glückloser Politiker.

     Ludwig Wilhelm war der einzige Nachkomme einer unglücklichen Ehe zwischen Ferdinand Maximilian von Baden-Baden (1625-1669) und der französischen Prinzessin Luise Christine von Savoyen-Carignan (1627-1689), die am Hofe des Sonnenkönigs lebten. Ludwig XIV. war Ludwig Wilhelms Taufpate.

    Da Luise sich weigerte Versailles zu verlassen, zogen Vater und der 6 Monate alte Ludwig allein nach Baden-Baden.
    Als der Vater nach einem Jagdunfall unerwartet stirbt, ist Ludwig 14 Jahre alt.

    Mit 15 unternimmt er seine Kavaliersreise, die ihn von Frankreich nach Italien, Mailand, Florenz und Rom führt. Er besucht Vorlesungen, trifft Papst Klemens X., besucht die Medici’s , kehrt als 19-jähriger zurück nach Baden-Baden und tritt in die kaiserliche Armee ein.

    Schnell macht er Karriere und wird dabei von seinem Onkel Hermann unterstützt, Hofkriegsratpräsident des Heiligen Römischen Reiches und von Raimondo Montecuccoli, einem bedeutenden Militärstrategen des 17. Jahrhunderts. Nach der Einnahme der Festung Philippsburg verleiht ihm der Kaiser ein Infanterieregiment.

    Mit 22 Jahren wird er Markgraf von Baden-Baden.

    Aber er ist selten zu Hause.

    Als die Franzosen 1689 seine Markgrafschaft verwüsteten und neben Baden-Baden mit seinem Ahnenschloss auch Städte wie Ettlingen, Rastatt, Bühl und Oberkirch (u.v.a.) in Rauch aufgehen, feiert er eine siegreiche Schlacht gegen die Türken.

    Ein Jahr später heiratet Ludwig Wilhelm die Prinzessin Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg.

    Nach dem Frieden von Nimwegen wird er Major und erlebt im großen Türkenkrieg in der Schlacht von Slankamen (bei Belgrad) 1691 seinen größten militärischen Sieg. Fortan wird er als „Erretter der Christenheit“ in ganz Europa gefeiert und erhält seinen Beinamen „Türkenlouis“.

    1693 übernimmt er das Kommando im Pfälzischen Erbfolgekrieg am Oberrhein, doch ohne die militärische Unterstützung des Kaisers ist sein Ziel “Frankreich in Frankreich zu bekämpfen“ nicht realisierbar.

    „Ohne Armee, ohne Geld, ohne Proviant, ohne alle übrigen Requisiten habe ich nicht Ursache, große Hoffnungen zu hegen“, schrieb er nach Wien.

    Als sich Ludwig Wilhelm beim Kaiser in seiner üblichen offenen Art über die mangelnde Unterstützung Wiens, noch immer hat er kein Reichsheer, beschwert, unterstellt der Kaiser dem Mann, der ihm Thron und Reich rettete, geheime Konspiration mit dem Feind.

    Leopold beauftragte darüber hinaus den Prinzen Eugen mit der Überwachung Ludwig Wilhelms. Als sein Vetter Ludwig Wilhelm „von allen Verleumdungen freispricht“, war dieser zwar offiziell rehabilitiert, aber schuf sich, da er weiterhin an den „Mönchen“, wie er die Geistlichen des Wiener Hofes nannte, Kritik übte, weitere Feinde.

    Schon 1695 hat er die Befestigungen von Sinsheim und Eppingen wiederherstellen lassen und formt mit den „Eppinger Linien“ den ersten „Westwall“.
    Weitere Befestigungen reichten von Kehl bis Phillipsburg, wobei besonders die Linie Bühl-Stollhofen in die Geschichte einging. Durch ein Schleusensystem konnte das flache Land unter Wasser gesetzt werden.

    1703 sollten sich diese Vorkehrungen bewähren. Die französischen Marschälle Villars und Tallard wollten „Le prince de Bade“ überrumpeln, scheiterten jedoch an den Befestigungen und dem uneinnehmbaren Stollhofen.

    Vereint mit den holländisch-englischen Truppen unter Marlborough, schlugen Prinz Eugen und Ludwig Wilhelm die französisch-bayrischen Armeen letztendlich bei Donauwörth. Ludwig Wilhelm erlitt auf den Höhen des Schellenberges eine Verletzung, von der er sich nicht mehr erholen sollte.

    Trotz Aufforderung des neuen Kaisers Joseph I. den Rhein zu überschreiten und das Elsass zu befreien, beschränkte sich Ludwig Wilhelm auf die Verteidigung, ließ an seinem Schloss in Rastatt weiterbauen und  sah dem Treiben der triumphierenden Helden Marlborough und Prinz Eugen mit wachsender Verbitterung zu.

    Noch einmal sollte ihn der Wiener Hof brüskieren. Als die polnischen Stände Ludwig Wilhelm ihre Königskrone anboten, intervenierten die Habsburger.

    Ludwig Wilhelm litt. Unter seinem schlechten Gesundheitszustand, seiner Kriegsverletzung und unter dem Undank des Wiener Hofes.

    Er hatte nicht mehr viel Zeit, schrieb an Joseph I., sorgte sich um seine Gemahlin und seine Kinder.

    Joseph I. wusste inzwischen vom wahren Gesundheitszustand des Markgrafen und antwortete ungewohnt herzlich.

    An einem kalten Wintermorgen, am 4. Januar 1707 stirbt der krebskranke Ludwig Wilhelm im Alter von 51 Jahren in seinem Schloss in Rastatt.

    Sein Heimatland hat seinen Tod wenig betrauert. Obwohl er es schützte wie kein anderer Markgraf.

    Ludwig Wilhelm hat 23 Schlachten geschlagen, 25 Belagerungen geleitet und niemals eine Niederlage erlitten.

    Aber er war auch Befehlsempfänger Habsburgs. Er hatte Krieg zu führen.

    Sein Drama war, dass er diese Kriege in seinem eigenen Land ausfechten musste.

    Das Haus Habsburg hat ihm seine Dienste schlecht gedankt.

    Willi Andreas Weishaupt 2014


    Literatur:

    Baden-Württemberg 1/83, G.Braun

    Katalog zur Sonderausstellung 300 Jahre, Der Friede von Rastatt, „....das aller Krieg eine Thorheit sey.“, Stadt Rastatt

  • Mark Twain

    Mark Twain

    Gemälde von James Carroll Beckwith
     
    30. November 1835 † 21. April 1910
    war ein amerikanischer Schriftsteller.
     

    1835 wurde er als Samuel Langhorne Clemens in Florida, Missouri geboren.

    Nach dem Tod seines Vaters musste er im Alter von 12 Jahren die Schule abbrechen und begann eine Lehre als Schriftsetzer.
    Mit 17 Jahren ging er nach New York. Mit 22 Jahren war er Lotse auf dem Mississippi, nahm am Sezessionskrieg auf Seiten der Konföderierten teil und suchte in den Bergen von Nevada nach Silber.
    Er wurde Reporter, schrieb für Zeitungen und Reiseberichte für Verlage.
    Ab 1863 nannte er sich in seinen literarischen Veröffentlichungen Mark Twain.
    1878 reiste Mark Twain durch Deutschland, die Schweiz und Italien.
    Er kam über Heidelberg nach Baden-Baden und in den Schwarzwald.
    Er lobte die Bäder, liebte den Schwarzwald aber ließ fast kein gutes Haar an der Bäderstadt.
    1880 schreibt er darüber ein Buch A Tramp Abroad, -  Bummel durch Europa.
    1894 musste er mit seinem Verlag Konkurs anmelden.
    Die in den nächsten Jahren folgenden Vortragsreisen unternahm er um seine Schulden abzutragen.
    1910 starb Mark Twain in Redding (Connecticut).

     

    Mark Twain über Baden-Baden:

    „Ich glaube fest daran, dass ich meinen Rheumatismus in Baden-Baden gelassen habe. Er steht Baden-Baden gern zur Verfügung. Ich hätte gern etwas Ansteckendes zurückgelassen, aber das lag nicht in meiner Macht.“

    „Es ist ein fades Städtchen, überall trifft man auf leeren Schein, kleinlichen Betrug und Aufgeblasenheit,
    aber die Bäder sind gut.“

     

    Mark Twain über den Schwarzwald:

    Mark Twain 200

    „Von Baden-Baden aus machten wir den üblichen Abstecher in den Schwarzwald. Die meiste Zeit über waren wir auf den Beinen. Man kann diese edlen Wälder ebensowenig beschreiben wie die Empfindung, die sie hervorrufen. Ein Zug dieser Empfindung ist jedoch ein Gefühl tiefer Zufriedenheit; ein anderer Zug ist eine heitere, jungenhafte Fröhlichkeit; und ein dritter und deutlich spürbarer Zug ist das Gefühl, daß die Alltagswelt weit entfernt und daß man von ihr und ihren Angelegenheiten vollkommen befreit sei.

    Diese Wälder erstrecken sich ohne Unterbrechung über ein riesiges Gebiet; und überall sind sie sehr dicht, sehr still, sehr harzig und duftend. Die Baumstämme sind stark und geradegewachsen, und an vielen Stellen ist der Boden meilenweit unter einem dichten Moospolster von leuchtend-grüner Farbe verborgen, dessen Oberfläche keine welken oder rissigen Stellen aufweist und dessen makellose Sauberkeit keine herabfallendes Ästchen oder Blatt befleckt.

    Das satte Dämmerlicht einer Kathedrale durchdringt die Säulengänge; die vereinzelten Sonnenflecke, die hier auf einen Stamm und dort auf einen Ast treffen, treten deshalb stark hervor, und wenn sie auf das Moos treffen, so scheint das beinahe zu brennen. Aber die sonderbarste und zauberhafteste Wirkung bringt das zerstreute Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne hervor; da vermag kein einzelner Strahl in die Tiefe zu dringen, doch das zerstreute Licht nimmt von Moos und Laubwerk Farbe an und durchflutet den Wald wie ein schwacher, grüngetönter Dunst, das Bühnenfeuer des Feenreiches. Der Hauch des Geheimnisvollen und des Übernatürlichen, der zu allen Zeiten im Wald spukt, wird durch dieses unirdische Glühen noch verstärkt.“


    Quellen:
    Alle Zitate aus : Mark Twain, Bummel durch Europa, Aufbau Verlag    
    [1] Mark Twain, Upton House, 1906, aus Mark Twain, Meine geheime Biographie, Aufbau Verlag, 2012

  • Matthäus Merian der Jüngere

    Matthäus Merian der Jüngere (1621-1687)
    Maler, Kupferstecher und Verleger
     
    via Wikipedia Commons
  • Paracelsus

    Paracelsus
     
    17. Dezember 1493, † 24. September 1541
    war Arzt, Alchimist, Astrologe, Philosoph und Schriftsteller.

     

    Louvre-Kopie des verlorenen Porträts von Quentin Massys
     

    Geboren wurde Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim bei Maria-Einsiedeln im Kanton Schwyz.

    Columbus hatte gerade den westlichen Seeweg nach Indien entdeckt, Granada, die letzte Feste der maurischen Kultur in Europa war gefallen. Martin Belheim hatte den ersten Globus in Nürnberg vollendet und Martin Luther war zehn Jahre alt.

    Theophrast verliert früh seine Mutter und der achtjährige zieht mit seinem Vater einem aus Schwaben stammenden Arzt nach Villach in Kärnten.

    Er studiert Medizin in Basel, Wien und  Ferrara und erlangt mit siebzehn seinen Bakkalaureus der Medizin. Danach beginnt er seine Wanderjahre durch Süditalien und Sizilien, zieht auf den alten Handelswegen nach Barcelona und Andalusien, besucht Santiago de Compostela und wandert auf der Pilgerstrasse nach Frankreich zurück.

    In der Stube daheim erfährt man nichts, als was die Phantasie hergibt; die Augen aber, die in der Erfahrenheit ihre Lust haben, das sollen die Professores eines wirklichen Arztes sein, schreibt er später.

    Er nennt sich jetzt Paracelsus.

    Über Antwerpen, da kannst du auf den Marktplätzen mehr lernen als in den deutschen und welschen Hochschulen, wandert er nach Friesland und Hamburg und arbeitet als Chirurg im dänischen Feldzug gegen Schweden.

    Seine Versuche, eine eigene Praxis an einem festen Ort zu gründen, scheitern. Entweder verprellt er durch seinen beißenden Spott seine Kollegen, die er als  Hundemetzger, Lügner, Hornochsen, Bescheisser und Mörder bezeichnet, oder er bringt die Obrigkeit durch seine Kontakte mit aufständischen Bauern gegen sich auf.

    Er wandert nach Ulm, Tübingen, besucht das Kloster Hirsau, behandelt 1526 den kranken Markgrafen Philipp I. und untersucht die heißen Quellen von Baden-Baden.

    Damit die Kranken geheilt werden, hat Gott in seiner Schöpfung verordnet, daß im aufspringenden Wasser mehr Kraft erfunden werde, denn in gescheiten Briefen geschrieben. Die heißen Wasser von Badin aber sind vollkommener als alles andere.

    Ende des Jahres wird er Bürger von Straßburg und verbrennt ein Jahr später die Lehrbücher der damals verehrten Medizinpäpste Hippokrates, Galenus und Avicenna in Basel.

    Ich habe die Summa der Bücher in Sanct Johannis Feuer geworfen, auf daß alles Unglück mit dem Rauch in Luft gang.

    Bildnisse1540 stirbt Paracelsus in Salzburg, kaum achtundvierzig Jahre alt. Sein Grabmal befindet sich in den Gruftarkaden der St. Sebastianskirche in Salzburg.

    Auf seinem Grabstein steht:

    „Hier ruht Philippus Theophrastus Paracelsus, ausgezeichnet als Doktor der Medizin, der jene grässlichen Krankheiten Aussatz, Zipperlein, Wassersucht durch seine wunderbare Kunst heilte, seine Habe und Gut unter die Armen verteilen ließ und im Jahre 1541, am 24. September, sein Leben mit dem Tod vertauschte“.

    Das medizinische Weltbild von Paracelsus besteht aus den vier Säulen Philosophie, Astronomie, Alchemie und ärztliche Ethik. Er lehnte das reine Bücherwissen als Spekulation ab und glaubte, dass nur der Umgang mit der Natur dem Arzt Weisheit bringe. Die medizinischen Autoritäten bezeichnete er als Phantasten, die in Unkenntnis der Verhältnisse Lügen verbreiten".
    Er bekämpfte die antike "Vier-Säfte-Lehre", wonach der Körper aus Blut, Schleim, roter und schwarzer Galle besteht.

    Paracelsus hingegen setzte sich für Heilmethoden ein, die gezielt auf Krankheiten und auf den Patienten abgestimmt sein sollten. Bei seinen umfassenden Untersuchungen berücksichtigte er die Gemütslage, die soziale Umgebung und setzte auch seine astrologischen Kenntnisse ein, da nach seiner Überzeugung der Mensch mit seinem materiellen Körper im Kosmos integriert sei.


    Quellen:

    Peter Wienich, Über bedeutende Ärzte der Geschichte I, Robugen GmbH
    Rita Wilp, Zur Paracelsus-Ausstellung in Magdeburg, Dt. Ärzteblatt 1997
    Pirmin Meier, Paracelsus – Arzt und Prophet, Ammann

     Abbildungen aus Hubert Göbels. 1890

     Willi Andreas Weishaupt 2014

  • Perkeo

    Clemens Pankert, genannt Perkeo

    *1702 Salurn/Tirol, †1735, Knopfmacher, war Hofzwerg des Kurfürsten Karl III. Philipp von der Pfalz
    Karl Philipp, kaiserlicher Statthalter der ober- und vorderösterreichischen Lande in Innsbruck, brachte Clemens Pankert an den Heidelberger Hof. Dort war der trinkfeste Hofzwerg der Hüter des großen Weinfasses im Schloss.
    Perkeo war „an Wuchse klein und winzig, an Durste riesengroß“ (Heinrich Merkel).

     

    Johann Georg Dathan (1703-1748)- Hofnarr Clemens Perkeo vor dem Schwetzinger Schloss, um 1725
    via Wikipedia Commons

     

    Das Große Heidelberger Fass
    via Wikipedia Commons

     

    Perkeo und der Heidelberger Brückenaffe
    via Wikipedia Commons
  • Philipp Melanchthon

    Philipp Melanchthon

     

    richtiger Melanthon (gräzisiert aus Schwarzerd), geb. am 16. Februar 1497 in Bretten, war ein deutscher Theologe, Philosoph, Philologe und Humanist.

    Mit Luther war Melanchthon die wichtigste Person der deutschen Reformation.

    Als sein Vater, Waffenschmied des Pfalzgrafen 1507 starb, kam Philipp nach Pforzheim in das Haus seiner Großmutter, einer Schwester Reuchlins.
    1510 bezog er die Universität Heidelberg, wurde 1511 Baccalaureus („einer, der mit beerenreichem Lorbeer bekränzt ist“, heute Bachelor). Ein Jahr später wollte er seinen Magister erlangen, wurde aber nicht zur Prüfung zugelassen. (M. war 15 Jahre altund man traute ihm die notwendige Autorität als Lehrer nicht zu). Melanchthon ging nach Tübingen. Hier wurde er 1514 (also mit 17 Jahren) Magister, las über Aristotelische Philosophie, griechische und römische Klassiker und schrieb eine griechische Grammatik.

    Auf Reuchlins Empfehlung wurde er 1518 Professor der griechischen Sprache und Literatur in Wittenberg und entwickelte in seiner Antrittsrede „De corrigendis adolescentiae studiis“ (über die Reform des Jugendstudiums) sein humanistisches Programm. 

    Früh schloss sich Melanchthon Luther an. Mit ihm verband ihn eine Freundschaft, die trotz einiger Verstimmungen bis zu Luthers Tod andauerte.

    Bei der Leipziger Disputation 1519 war Melanchthon anwesend und trat offen für Luther ein.

    1521 publizierte er die erste Zusammenfassung der evangelischen Glaubenslehre (Loci communes).

    Seine 1527 verfasste Schrift zur Instruktion für die auf Befehl des Kurfürsten Johann des Beständigen vorgenommene Visitation der sächsischen Kirchen, war die erste evangelische Kirchen- und Schulordnung. 

    Die „Augsburger Konfession“ (von 1530, heute als Augsburger Bekenntnis bezeichnet) ist nur nach ihrer letzten Ausarbeitung, dagegen die „Apologie der Augsburgischen Konfession“ ganz sein Werk.

    Durch diese Arbeiten gewann Melanchthon in der protestantischen Welt ein so hohes Ansehen, dass Franz der I. von Frankreich und HeinrichPhilipp Melanchton Bder VIII. von England ihn zur Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten einluden. Diesen Aufforderungen folgte er jedoch nicht, nahm aber an allen wichtigen Verhandlungen zwischen den deutschen Protestanten oder mit den Schweizern oder den Katholiken teil. Überall war er der verständnisvolle Vermittler.

    Nach Luthers Tod trat Melanchthon als Gelehrter weithin berühmt und als „Praeceptor Germaniae“ (Lehrer Deutschlands) gepriesen, das schwere Erbe an. Er war nun die höchste Autorität unter den evangelischen Theologen.

    Philipp wurde wegen seiner milden, vermittelnden, der Calvinist. Abendmahlslehre geneigten Richtung von den strengen Lutheranern heftig angefeindet. 

    Philipp Melanchthon starb in Wittenberg.

    In der dortigen Schlosskirche finden wir sein Grab, auf dem geschrieben steht:

    „Hier ruht des höchst verehrungswürdigen Philipp Melanchthons Leib, der im Jahre 1560 den 19. April in dieser Stadt gestorben ist, nachdem er gelebt hat 63 Jahre 2 Monate und 2 Tage.“

    Die Einheit der Kirche war sein letzter Wunsch, die Streitsucht der Theologen (rabies theologorum) seine letzte Klage.

    Ein Haus für Melanchthon wurde 1901 in Bretten vollendet und 1903 eingeweiht.

    Heute befindet sich dort ein reformationsgeschichtliches Museum, eine Bibliothek und die Europäische Melanchthon-Akademie Bretten.

     

    Bretten Melanchtonhaus

     

     

    Bretten Melanchtonhaus M

     


    Quellen:
    Brockhaus, Konversationslexikon, Jubiläumsausgabe, 1902
    Brockhaus, Kleines Conversations-Lexikon, Leibzig, 1888
    Georg Urban, Philipp Melanchthon - Sein Leben, Melanchthonverein Bretten
    Willi Andreas Weishaupt 2014
    © Baden-GEO-Touren
     
  • QGIS Tutorial - Georeferenzierung einer historischen Karte des Großherzogtums Baden

    QGIS Tutorial
  • Republik Baden

    Republik Baden

    Tafel "Republik Baden", fotografiert am Eingang des Stadtmuseums Rastatt
    via Wikipedia Commons
  • Residenzschloss Rastatt

    Residenzschloss Rastatt

     

    Schloss Rastatt 600Das Schloss Rastatt ist die älteste Barockresidenz am Oberrhein. Bauherr war Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707).

    Das dortige Jagdschloss ließ der Markgraf bis auf die Kellerebene abreißen um darauf nach den Plänen von  Domenico Egidio Rossi seinen Regierungssitz zu errichten.

    Vorbild war die dreiflügelige Schlossanlage von Versailles.

     Schloss Rastatt spiegelt das absolutistische Selbstverständnis der damaligen Herrscher wieder. Da Rastatt in den Pfälzischen Erbfolgekriegen von den Franzosen 1689 fast vollständig zerstört wurde, konnte danach auch das Stadtareal neu konzipiert  und aufgebaut werden.  So wurden - nach Versailler Vorbild, fächerförmige Straßen zum Schloss hin ausgerichtet, die Patte d’oie.

    Auch Ludwigs Verwandter, der Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach wählte für seine Residenzstadt Karlsruhe diesen Fächergrundriss.

    Die barocken Wegachsen wurden auch außerhalb der Städte weitergeführt. So sind z.B. die beiden Eingangsfrontseiten der Schlösser Rastatt und Ettlingen exakt aufeinander ausgerichtet, d.h. der Markgraf konnte damals auf einer schnurgeraden Pappel-  und Kastanienallee von Schloss Rastatt nach Schloss Ettlingen fahren und kam genau am anderen Schlosseingang an.
    Der Verlauf der heutigen Bundesstr. 3 erinnert noch heute daran.

    Auch Schloss Favorite ist nach Schloss Ettlingen ausgerichtet.

    Markgraf Ludwig Wilhelm erlebte die Fertigstellung von Schloss Rastatt nicht mehr.

    Die bei seinem Tode 32 Jahre alte Gemahlin Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg übernahm die Regierungsgeschäfte und ließ in ihrer 20 Jahre dauernden Regierungszeit neben dem Schloss Rastatt auch Schloss Favorit und Schloss Ettlingen er- oder ausbauen.

    Schloss Rastatt wurde nie zerstört und beherbergt heute, neben den markgräflichen Prunkgemächern, ein Wehrkundemuseum und eine Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte.

     

    Willi Andreas Weishaupt 2014
    © Baden-GEO-Touren

     

  • Revolution in Baden

    Das Hungerlied

    Verehrter Herr und König,
    Weißt du die schlimme Geschicht?
    Am Montag aßen wir wenig,
    Und am Dienstag aßen wir nicht.

    Und am Mittwoch mussten wir darben
    Und am Donnerstag litten wir Not;
    Und ach, am Freitag starben
    Wir fast den Hungertod!

    Drum lass am Samstag backen
    Das Brot fein säuberlich -
    Sonst werden wir sonntags packen
    Und fressen, o König, dich!

    Georg Weerth 1844

     

     

    „Offenburger Forderungen“ vom 12. September 1847

    Forderungen_des_Volkes_Offenburg_1847.jpg

    Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Schloß Rastatt -Bundesarchiv

     

    „Mannheimer Forderungen“ vom 27. Februar 1848
     

    Forderungen des deutschen Volkes

    Allgemeine Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere.

    Ein deutsches Parlament, frei gewählt durch das Volk.

    Jeder deutsche Mann, sobald er das 21ste Jahr

    erreicht hat, ist wahlfähig als Urwähler und wählbar zum

    Wahlmann. Auf je 1000 Seelen wird ein Wahlmann

    ernannt, auf je 100 000 Seelen ein Abgeordneter zum

    Parlament. Jeder Deutsche ohne Rücksicht auf Rang,

    Stand, Vermögen und Religion, kann Mitglied dieses

    Parlaments werden, sobald er das 25. Lebensjahr zurück-

    gelegt hat. Das Parlament wird seinen Sitz in Frankfurt

    haben und seine Geschäfts-Ordnung selbst entwerfen.

    Unbedingte Preßfreiheit.

    Vollständige Religions-, Gewissens- und Lehrfreiheit,

    Volksthümliche Rechtspflege mit Schwurgerichten.

    Allgemeines deutsches Staatsbürger-Recht.

    Gerechte Besteuerung nach dem Einkommen.

    Wohlstand, Bildung und Unterricht für Alle.

    Schutz und Gewährleistung der Arbeit.

    Ausgleichung des Mißverhältnisses von Kapital und Arbeit.

    Volksthümliche und billige Staats-Verwaltung.

    Verantwortlichkeit aller Minister und Staatsbeamten.

    Abschaffung aller Vorrechte.
     

    Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Schloß Rastatt -Bundesarchiv

     

     Johann Peter Hasenclever Arbeiter vor dem Magistrat um 184850 Museum Kunstpalast Dusseldorf

     Johann Peter Hasenclever Arbeiter vor dem Magistrat um 1848/50 Museum Kunstpalast Düsseldorf
     
     
    „Eine Revolution ist ein Unglück, aber ein größeres Unglück ist eine verunglückte Revolution“
    Heinrich Heine
  • Schloss Eberstein

    Schloss Eberstein
     
  • Schloss Eberstein

    Neu-Eberstein

     

    Burg Eberstein war vom 13. bis zum 14. Jahrhundert Stammsitz der Herren von Eberstein. Im 14. Jahrhundert wird die Burg von Graf Eberhard von Württemberg belagert. Seit 20 Jahren führt der Wolf von Eberstein Krieg gegen die Württemberger.

    Diese Taten ruinieren letztendlich ihn und sein Geschlecht.

     

    Neu-Eberstein 1 A

    Neu-Eberstein 3 B

     

     


    Neu-Eberstein 6 A

     

     

     

    Neu-Eberstein 5 B

     Neu-Eberstein 4 B

     

     

  • Schloss Favorite

    Schloss Favorite

     

    P1010577Zum Themenkreis Badische Burgen und Schlösser fahren wir heute Richtung Rastatt und besuchen Schloss Favorite.

     

     

    Nach einem Mittagessen im Schloss Café wandern wir durch den herrlichen Park des Schlosses.

    Danach fahren wir zu den Rastatter Rheinauen, oder bei schlechtem Wetter zum Rastatter Residenzschloss.

    Erbaut wurde das, als einziges in seiner ursprünglichen Form erhaltende „Porzellanschloss“ in Deutschland, von Johann Michael Ludwig Rohrer für die Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden in den Jahren 1710 bis 1730. 

     

    Sibylla hatte sehr klare Vorstellungen, wie ihr „Lustschloss“ auszusehen hatte, sollte es doch Schaufenster für ihre Leidenschaften der Maskerade, des Jagdspiels und des Porzellans sein. Sie war die Witwe des „Türkenlouis“,  des „roten Königs“, wie ihn die Türken nannten, der im Alter von 51 Jahren in seinem noch nicht fertiggestellten Schloss in Rastatt an seinen Verletzungen, die er bei der Schlacht am Schellenberg erhalten hatte, verstarb.

     

    P1010573 C               P1010574 C

     

     

     

     

     

    Einzigartig ist die reichhaltige Sammlung an chinesischem Porzellan, sowie an Lackmalereien, sowie die Kunstwerke der ersten 20 Jahre Meißener Porzellanproduktion ab 1710.

     

    Eremitage C

    Etwas abseits befindet sich die Eremitage –franz. „Einsiedelei“, die ebenfalls M.L. Rohrer erbaute. Der achteckige Bau beherbergt in seinem zentralen Innenbereich eine Magdalenenkapelle, die von fünf Räumen umschlossen wird. In der Kapelle und in Speisezimmer finden sich lebensgroße Wachsfiguren der heiligen Familie. In dieser einfachen Einsiedelei verbrachteSibylla ihre Buß- und Bettage.


    Sibylla war sehr religiös. 1717 rief der Jesuit Joseph Mayr zu einer Bußprozession in Rastatt auf und vorneweg ging Sybila, wie alle trug sie eine Dornenkrone und geißelte sich selbst.

    Schloss Favorite besuchte auch Mark Twain, s. „Bummel durch Europa“.

     

     

     Rückseite R

    Willi Andreas Weishaupt 2014
    © Baden-GEO-Touren

     

  • Schloss Rastatt

    Schloss Rastatt

     

    RA Schloss 1000H

  • Schloss Seelach

    Schloss Seelach

     

    Schloss Seelach 2 240

    wurde in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Graf und Gräfin Chreptowitsch in Lichtental (Ortsteil von Baden-Baden) auf der Seelach erbaut.

     

     

     

     

    Eingebettet in ein 8 Hektar großes Areal besteht das Ensemble aus der Villa und dem Pförtnerhaus, beide im französischen Stil errichtet, sowie aus dem Kutscherhaus, den Stallungen und dem großen Gewächshaus, die alle zu dem älteren Gutshof gehörten.

     

    Faszinierend ist der Blick über Baden-Baden, hin zum Rheintal bis in die Pfälzer Berge.

    Das Ehepaar verbrachte ihre Sommermonate auf ihren Schloss Seelach.
    Die Prominenz war hier, bis hin zum Kaiser und dem späteren Zaren.

    27 Jahre später starb der Graf und das Schloss wechselte die Besitzer und verfiel im Laufe der Zeit.

    2008 bis 2012 wurde das Schloss und einige Nebengebäude im Auftrag von Dostar Oil Service, einem kasachischen Unternehmen, aufwändig von Grund auf, Stein für Stein neu aufgebaut.

     

     Willi Andreas Weishaupt 2014

    © Baden-GEO-Touren

     

     

  • Schwarzacher Münster

    Schwarzacher Münster

     

  • Seefahrer und Entdecker

    Seefahrer und Entdecker

    Leif Eriksson

    Leif Eriksson

     

    Zheng He

     

    Bartolomeu Diaz

     

    Christoph Kolumbus

     

    Vasco de Gama

     

    James Cook

     
    Internationales Maritimes Museum Hamburg
    Peter Tamm Sen. Stiftung
  • St.Severin, Keitum, Sylt

    Kirchen

     

    Sankt Severin, Keitum, Sylt

    _____________________________________________________________________________________

     

    Die Kirche ließ um 1020 Knut der Große, Herrscher über ein Nordseereich, das England, Dänemark, Norwegen und Südschweden umfasste, erbauen. 

    Der Dachstuhl stammt wohl aus dem Jahr 1216. 

    Sankt Severin ist der älteste Sakralbau Schleswig-Holsteins.

     

    Früher befand sich hier, auf dem Sylter Geestkern, ein Heiligtum des Gottes Odin und ein Quellen Heiligtum der Göttin Freya. 

    Rundherum wurden die Toten bestattet. Der Ringwall ist noch heute erkennbar.

    Das Fundament der Kirche besteht aus lokalem Findlings-Granit, die Mauern aus rheinischem Tuffstein und Ziegelsteinen.

    St. Severin Grundriß           St. Severin Zeichnung Kirche Schmidt Eppendorf         

    St. Severin, Zeichnungen von Schmidt-Eppendorf in (1)

     

    Namensgeber der Kirche war der heilige Severin, der dritte Bischof von Köln (um 400). Auch der Taufstein (um 1000) wurde aus rheinischem Sandstein gefertigt.

    St. Severin Taufbecken

     

    Der Turm und die Sakristei stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

    St. Severin SW           St. Severin Turm und Kirche Nordseite          St. Severin Apsis Grabsteine

                    

    Der Turm ist eine markante Landmarke, weithin sichtbar.

    Er war früher zur Kirche hin zugemauert, diente als Zuflucht und auch als Gefängnis.

    St. Severein W

     

     

    Der Kircheneingang im Süden war den Männern und den schwangeren Frauen vorbehalten, der Nordeingang den Frauen und Kindern.

    St. Severin Südeingang                 St. Severin Nordeingang

    Kircheneingang Süden                                                                            Heutiger Nordeingang der Kirche im Turm

     

    Als Bodenpodest des Nordeingangs diente die Quellsteinplatte aus Freyas Heiligtum.

     St. Severin Freyjas Quellstein

    Man musste die Göttin mit Füßen treten, um in dieses Gotteshaus zu gelangen.

    Das gefiel nicht allen.

     

    Das 14. Jahrhundert war für die Nordseeanreiner ein Jahrhundert des Untergangs, eine einzige Heimsuchung.

    Erst kam die Pest, dann die Allerheiligenflut 1341 und 1362 die zweite Marcellusflut.

    Ganze Dörfer und Regionen, die Menschen und das Vieh, alles versank im Meer. Sylt wurde zur Insel.

    Karte SyltFöhr u. Amrum 1240 und 1872

    Die Inseln Sylt, Föhr und Amrum um 1240 und um 1872, Museum Altfriesisches Haus, Keitum, Sylt

     

    Warum wurden die armen Sylter so hart gestraft? Waren sie keine guten Christen?

     

    Die Sylter verjagten die Pfaffen und verehrten wieder ihre alten Götter.

    Wenn auch nur für kurze Zeit. Dann kam die Reformation in den Norden. 

    1537 verließ der letze katholische Bischof Skandinavien.

     

    Durch Handel und Walfang wurden viele Sylter wohlhabend und spendeten für Severin, für ihre Kirche (1)

     

    1580 Kanzel, gestiftet von Pastor Cruppius und seiner Frau Katharina

    1650 Holzstatue Johannes der Täufer, oberrheinische Arbeit

    1699 Einbau der Westempore

    1700 Die drei Deckenleuchter wurden von mehreren Kapitänsfamilien gestiftet

    1724 Einbau der Nordempore

    1846 Standuhr, gestiftet von Uhrmacher M.Nielsen

     

    Und noch heute blickt ein heidnischer Gott von einem Deckenleuchter auf die Kirchenbesucher.

    St. Severin Innenraum Orgel Empore Leuchter

     

    Quelle, Literatur:

     

    (1) Verweilen in Sankt Severin, Keitum auf Sylt, Kirchengemeinde Keitum

         Antiquariat 

     

    Bilder: Willi Weishaupt 

Go to top