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Menschen & Werke

  • Mark Twain

    Mark Twain

    Gemälde von James Carroll Beckwith
     
    30. November 1835 † 21. April 1910
    war ein amerikanischer Schriftsteller.
     

    1835 wurde er als Samuel Langhorne Clemens in Florida, Missouri geboren.

    Nach dem Tod seines Vaters musste er im Alter von 12 Jahren die Schule abbrechen und begann eine Lehre als Schriftsetzer.
    Mit 17 Jahren ging er nach New York. Mit 22 Jahren war er Lotse auf dem Mississippi, nahm am Sezessionskrieg auf Seiten der Konföderierten teil und suchte in den Bergen von Nevada nach Silber.
    Er wurde Reporter, schrieb für Zeitungen und Reiseberichte für Verlage.
    Ab 1863 nannte er sich in seinen literarischen Veröffentlichungen Mark Twain.
    1878 reiste Mark Twain durch Deutschland, die Schweiz und Italien.
    Er kam über Heidelberg nach Baden-Baden und in den Schwarzwald.
    Er lobte die Bäder, liebte den Schwarzwald aber ließ fast kein gutes Haar an der Bäderstadt.
    1880 schreibt er darüber ein Buch A Tramp Abroad, -  Bummel durch Europa.
    1894 musste er mit seinem Verlag Konkurs anmelden.
    Die in den nächsten Jahren folgenden Vortragsreisen unternahm er um seine Schulden abzutragen.
    1910 starb Mark Twain in Redding (Connecticut).

     

    Mark Twain über Baden-Baden:

    „Ich glaube fest daran, dass ich meinen Rheumatismus in Baden-Baden gelassen habe. Er steht Baden-Baden gern zur Verfügung. Ich hätte gern etwas Ansteckendes zurückgelassen, aber das lag nicht in meiner Macht.“

    „Es ist ein fades Städtchen, überall trifft man auf leeren Schein, kleinlichen Betrug und Aufgeblasenheit,
    aber die Bäder sind gut.“

     

    Mark Twain über den Schwarzwald:

    Mark Twain 200

    „Von Baden-Baden aus machten wir den üblichen Abstecher in den Schwarzwald. Die meiste Zeit über waren wir auf den Beinen. Man kann diese edlen Wälder ebensowenig beschreiben wie die Empfindung, die sie hervorrufen. Ein Zug dieser Empfindung ist jedoch ein Gefühl tiefer Zufriedenheit; ein anderer Zug ist eine heitere, jungenhafte Fröhlichkeit; und ein dritter und deutlich spürbarer Zug ist das Gefühl, daß die Alltagswelt weit entfernt und daß man von ihr und ihren Angelegenheiten vollkommen befreit sei.

    Diese Wälder erstrecken sich ohne Unterbrechung über ein riesiges Gebiet; und überall sind sie sehr dicht, sehr still, sehr harzig und duftend. Die Baumstämme sind stark und geradegewachsen, und an vielen Stellen ist der Boden meilenweit unter einem dichten Moospolster von leuchtend-grüner Farbe verborgen, dessen Oberfläche keine welken oder rissigen Stellen aufweist und dessen makellose Sauberkeit keine herabfallendes Ästchen oder Blatt befleckt.

    Das satte Dämmerlicht einer Kathedrale durchdringt die Säulengänge; die vereinzelten Sonnenflecke, die hier auf einen Stamm und dort auf einen Ast treffen, treten deshalb stark hervor, und wenn sie auf das Moos treffen, so scheint das beinahe zu brennen. Aber die sonderbarste und zauberhafteste Wirkung bringt das zerstreute Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne hervor; da vermag kein einzelner Strahl in die Tiefe zu dringen, doch das zerstreute Licht nimmt von Moos und Laubwerk Farbe an und durchflutet den Wald wie ein schwacher, grüngetönter Dunst, das Bühnenfeuer des Feenreiches. Der Hauch des Geheimnisvollen und des Übernatürlichen, der zu allen Zeiten im Wald spukt, wird durch dieses unirdische Glühen noch verstärkt.“


    Quellen:
    Alle Zitate aus : Mark Twain, Bummel durch Europa, Aufbau Verlag    
    [1] Mark Twain, Upton House, 1906, aus Mark Twain, Meine geheime Biographie, Aufbau Verlag, 2012

  • Georg Groddeck

    Georg Groddeck

    Georg Groddeck 20013. Oktober 1866 † 11. Juni 1934
    Georg Groddeck war Arzt, Schriftsteller und ein maßgeblicher  Wegbereiter der Psychosomatik.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Geboren wurde er am 13.Oktober 1866 in Bad Kösen an der Saale.

    Nach Studium der Medizin in Berlin promovierte er bei Ernst Schweninger, dem Leibarzt Bismarcks.

    1896 übersiedelt er mit seiner Frau Else von der Goltz  nach Baden-Baden und arbeitet als Badearzt im Sanatorium seiner Schwester Caroline.

    Bald erwarb er sich dank seiner einzigartigen Behandlungsmethoden einen Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus.

     

    Diese Methoden, die der Augenarzt Prof. Cohn bei einem Besuch im Sommer 1898 bei Groddeck beschrieb als „Püffe mit geballter Faust in die Gegend der Magengrube“, gefolgt von „Kneifen“ der Bauchdecke, bis „braune und blaue Flecken entstehen“ und „schlussendlich springt der Arzt in ganzer Person auf den Leib des Patienten so daß seine beiden Knie tief in die Magengrube hineindrücken“.

     

    Wir ahnen, warum Groddeck von einigen seiner neidischen Kollegen als „Dr. Grobian“ und „Satan“ bezeichnet wurde.

    Groddeck heilte ein wenig so wie er aussah: durch gütig gelenkte Höllenpein“ urteilte Hermann Graf Keyserling. [1]

    Aber auch seine Entfettungscur war populär und erfolgreich.

    Zu den Essenszeiten wurden viele kleine Portionen, auf kleinen Tellern und Tassen serviert, so war man stundenlang zu Tisch.

    1903 stirbt seine Schwester und er wird Eigentümer der Villa Marienhöhe, Sanatorium Groddeck, dem heutigen Hotel Tanneck (Werderstr.).

     

    Blick vom Hotel Tanneck auf Baden-Baden A

    Hotel Tanneck: Blick über Baden-Baden

     

    Groddeck arbeitet Tag und Nacht. Tagsüber behandelt er seine Patienten und Nachts schreibt er. (Ein Frauenproblem - 1902, Ein Kind der Erde - 1905, Nasamecu, natura sanat, medicus curat - 1913).

    Aber er ist nicht nur Arzt und Psychiater. Als sozialer Reformer ruft er 1911 eine Konsumgenossenschaft ins Leben und war Gründungsmitglied der Baugenossenschaft (1912), so wie Initiator der nach den Plänen von Paul Schmitthenner erbauten Ooswinkel-Siedlung

     

    Ooswinkel-Schautafel A

    Schautafel der Ooswinkel-Siedlung, im April 2012

     

    Ab dem Sommer 1916 hält Groddeck jeden Mittwoch Vorträge, die er als „Arznei“ für seine Patienten bezeichnet.

    „......Die Tätigkeit des Arztes erstreckt sich nicht weiter als auf die Behandlung, das Heilen besorgt nicht er, sondern eben das Es“ schreibt er 1917 an Sigmund Freud.
    Im selben Jahr skizziert er in „Psychische Bedingtheit und psychoanalytische Behandlung organischer Leiden“ die Grundzüge der Psychosomatik.

    1918 gibt Groddeck sein „Satanarium“ heraus, eine Zeitschrift an der seine Patienten aktiv mitarbeiten.

    1921 erscheint sein Roman „Der Seelensucher“, eine satirische Zeitkritik des Wanzenjägers Thomas Weltlein. „So was Freches, Ungeniertes, raffiniert Gescheit-Verrücktes ist von Erzählern unserer Sprache noch nicht gewagt worden“, urteilt Alfred Polgar über diesen Roman.

    G. Groddeck beginnt eine lockere, fiktive Serie von Briefen, den „ Psychoanalytischen Briefen an eine Freundin“ an S. Freud zu schreiben, die 1923 unter dem Titel „Das Buch vom Es“ erscheinen.

    Mit diesem Buch wird er in Europa berühmt, da es ihm gelingt, ein allgemeinverständliches Buch über die Psychoanalyse zu schreiben, „ein wahres Volksbuch der Psychoanalyse“, wie Otto Jägersberg betont und das „zu den Klassikern dieses Jahrhunderts gehört“, wie Ingeborg Bachmann meint. [1]

    1933 erscheint sein letztes Buch „Der Mensch als Symbol“, in dem „Eigentümlichkeiten der Sprache und der bildenden Kunst benutzt werden zu dem Nachweis, wie eng von jeher Symbol und Leben miteinander verbunden sind“, wie er an Freud schreibt.

    1933 setzen die Nationalsozialisten seine Absetzung als Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnungsbaugenossenschaft durch. Einige seiner  Bücher werden verboten und verbrannt.

    Am 11.Juni 1934 stirbt er in Knonau, im Kanton Zürich. Sein Grab findet sich auf dem Baden-Badener Stadtfriedhof.

    In der Ooswinkel-Siedlung erinnert eine Gedenktafel an Dr. Georg Groddeck.

     

    Groddeck-Gedenktafel A

    Gärten im Ooswinkel C

     

     

     

     

    Georg Groddeck über Baden-Baden

     

     „Baden-Badens Glück ist seine Schönheit, nur seine Schönheit. Bäder gibt es auch anderswo, Vergnügen gibt es anderswo besser und bequemer, gute Hotels, Sportfeste, Ärzte und Läden sind keine Privilegien Baden-Badens. Eines aber hat Baden-Baden, dessen gleichen es in Europa nicht gibt, seine Schönheit.“

    Dr. G. Groddeck, Die Arche

     

    Quellen:

    Dr. Georg Groddeck in Baden-Baden, Anfang 1934 aus:
    Otto Jägersberg, Dr. Georg Groddeck in Baden-Baden, SPUREN 13

     Willi Andreas Weishaupt 2014

     

     

  • Irmengard von Baden

    Markgräfin Irmengard von Baden

     

    Kloster Lichtenthal Fürstenkapelle A
    gründete im 13. Jahrhundert
    das Kloster Lichtenthal

     

    Um 1200 wurde Irmengard von Baden geboren. Sie entstammte den beiden mächtigsten Geschlechtern des deutschen Mittelalters, Welfen und Staufer.Sie war die Tochter des Welfen Heinrichs I., ein Sohn Heinrich des Löwen und Agnes, die Erbtochter des  Staufers Konrad, Pfalzgraf bei Rhein.

     

     1210 verlobte sich die junge Pfalzgräfin mit Markgraf Hermann V. von Baden und heirate ihn 1219.

    Im frühen Mittelalter lebten viele Klöster im Konflikt zwischen geistlichem Streben gemäß der Klosterlehre und dem weltlichem Anspruch des Adels.
    Deshalb wurde der Ruf nach Reformen des monastischen Lebens immer lauter.

    Aus dieser Sehnsucht heraus, verließen 1098 Mönche der Abtei Mosleme in Frankreich ihr Kloster, um in der Gegend von Cîteaux (lat. Cistercium) nach der alten Regula Benedicti, ein einfaches, von der Hände Arbeit bestimmtes Leben zu führen. Als 1113 der Abt Bernhard von Clairvaux nach Cîteaux kam, der durch seine charismatische Art viele Anhänger und Freunde auch im weltlichen und politischen Leben hatte, begann für die Cistercienser ihre Blütezeit in Europa, später oft das „bernhardinische Zeitalter“ genannt.

    Das erste deutsche Cistercienserkloster wurde 1123 in Klamp, dem heutigen Kreis Wesel zugehörig, gegründet.

    Heinrichs zweite Frau Agnes von Landsberg gründete zwischen den Jahren 1225 und 1233 das Cistercienserinnenkloster Wienhausen bei Celle.

    Somit führte Irmengard von Baden einerseits die Familientradition fort, als sie 1245 die Cistercienserinnen-Abtei Lichtenthal gründet, war doch das Kloster für Frauen des Mittelalters der einzig mögliche Raum, geistliche und vereinzelt auch weltliche Erziehung zu erfahren und dies dort zur Entfaltung zu bringen und andererseits suchte die Markgräfin nach dem Tod ihres Ehemanns 1242 auch nach einem Ort , der als Grablege der Familie dienen konnte.

    Doch vielen männlichen Geistlichen, vor allem solchen, die auch weltliche Macht erstrebten oder innehatten, waren diese Frauenkloster suspekt und so wurde Ende des 13. Jahrhunderts die Zahl der Frauenklöster „eingefroren“ und Neugründungen nicht mehr erlaubt.

     

    Heilige

    Links: Gerungus, Uta von Schauenburgs Sohn, erster Abt des Klosters Allerheiligen,
    Mitte: Helena, Mutter des röm. Kaisers Konstantin, Rechts: Uta von Schauenburg, Stifterin von Allerheiligen

     

    Alle drei Sandsteinfiguren stammen aus dem aufgehobenen Kloster Allerheiligen.

     Irmengard selbst hatte bei der Gründung des Klosters Lichtenthal anfangs viele Gegner, auch den Bischof von Straßburg, der alle Pläne der Markgräfin auf Gründung eines neuen, weiteren Klosters ablehnte.
    Diese wusste sich zu wehren, leitete den Grenzfluss Oos einfach um und so gehörte das Kloster nunmehr, da rechts der Oos gelegen, zum Bistum Speyer.

     Nonnen aus dem Kloster Wald bei Meßkirch trafen ein, Irmengard kümmert sich um die päpstliche Anerkennung, die Innozenz IV. in einem Schutzbrief und einem Ordensprivileg auch bestätigte.

     Irmengards Söhne, Hermann und Rudolf stellten im März 1245 den Stiftungsbrief aus und übergaben damit ihrer Mutter „das Patronatsrecht der Kirchen in Ettlingen und Baden, ihren Zehnten in Iffezeim, die Dörfer Winden und Beuren mit allem Zubehör, zwei Höfe in Oos, einen in Eberstein und 12 Pfund Straßburger Münze von ihren Zinsen in Selz“.

    1248 wird Frau Trudine zur ersten Äbtissin bestellt und das Kloster Lichtenthal wird in den Cistercienserorden aufgenommen.
    Im gleichen Jahr überträgt Irmengard ihre Güter dem Kloster und lebt dort im Konvent.

    Am 24. Februar 1260 stirbt Markgräfin Irmengard und wird im Altarraum der Kirche, neben ihrem Gemahl beigesetzt.

    Quelle: 750 Jahre Kloster Lichtenthal, Festschrift zum Klosterjubiläum 1245-1995, ebd.

     

    Willi Andreas Weishaupt 2014
    © Baden-GEO-Touren

     

  • Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen

    Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen

     

    Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen 240geb. um 1623 in Gelnhausen, † 17. August 1676 in Renchen

    war ein deutscher Schriftsteller. Mit seinem Hauptwerk, dem Simplicissimus schuf er den ersten barocken Roman in deutscher Sprache, der als umfassendstes Dokument des Dreißigjährigen Krieges überragende Bedeutung hat.

     Er stammt aus einer adeligen, später verarmten und verbürgerten Familie, die im 16. Jahrhundert ihren Stammsitz an der Werra aufgab, um sich im protestantischen Gelnhausen (Hessen) nieder zu lassen.

    Hans Jakobs Vater stirbt früh, seine Mutter heiratet erneut und folgt ihrem Mann nach Frankfurt.

    Hans Jakob wächst bei seinem Großvater, einem Bäcker auf, der seinen Adelstitel abgelegt hat und sich einfach Christoph nennt.

    Bis 1634 kann er die Lateinschule besuchen.

    In diesem Jahr kommt der Dreißigjährige Krieg nach Gelnhausen. Die katholische Liga brandschatzt die Region. Hans Jakob kann in die Festung  Hanau flüchten, fällt jedoch den kaiserlichen Truppen in die Hände. [1]

    So erlebt er schon als Zehnjähriger, als Troßbube, die Schrecken des Krieges, nimmt an der blutigen Schlacht bei Wittstock teil und kommt 1639 mit dem Leibdragonerregiment des General Götz nach Baden um das von den Schweden belagerte Breisach zu entsetzen.

    In Offenburg war er Musketier beim Oberstleutnant Hans Reinhard von Schauenburg. Den Schauenburgern diente er später als Schreiber und Sekretär. [2]

    Als dann endlich Frieden war, heiratete Hans Jakob  nach katholischem Ritus die einundzwanzigjährige Catharina Henninger, Tochter eines angesehenen Leutnants im Schauenburgischen Regiment.

    Mit ihr hatte er zehn Kinder.

    Er wurde Verwalter der Schauenburgischen Familiengüter in Gaisbach (bei Oberkirch) in der Ortenau.

    Über den Straßburger Arzt Johannes Küeffer lernt er den Bischof von Straßburg kennen, der ihn 1667 zum Schultheis (Ortsvorsteher, Gerichtsverwalter und Steuereinzieher) von Renchen (bei Oberkirch) macht. [2]

    Nun endlich hat Hans Jakob Christoph, der sich seit seiner Heirat wieder Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen nennt, ein geregeltes Auskommen und vor allem Muße.

    Alle seine Romane schreibt und publiziert er in den letzten zehn Jahren seines Lebens.

    Der abenteuerliche Simplicissimus-1 2401668 erscheint, bei dem Nürnberger Verleger Wolff Eberhard Feißecker einer der ersten Bestseller im deutschen Raum, Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch, unter seinem anagrammatischen Namen GERMAN SCHLEIFHEIM von Sulsfort.

    Er veröffentlicht in rascher Folge das sechste Buch zum Simplicissimus und weitere Romane und Erzählungen.

    Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen stirbt, noch nicht einmal fünfundfünfzig Jahre alt,  am 17. August 1676 in Renchen.

    Durch seine Kriegserfahrungen ist ihm keine Grausamkeit, keine Rohheit fremd.

    Er raubt, betrügt, hurt und mordet wie andere auch in dieser aus den Fugen geratenen Zeit.

    Aber er beobachtet sich und sehnt sich nach einer besseren Welt.

    Die Erzählung ist keine Abenteuergeschichte, sondern ein sich entwickelnder Reifeprozess des Protagonisten in seiner Welt.

    Und über die sagt er:

    „Adieu Welt! Denn bei dir ist nichts Beständiges. Die hohen Türme werden vom Blitz erschlagen, die Mühlen vom Wasser hinweggeführt; das Holz wird von den Würmern, das Korn von Mäusen, die Früchte von Raupen und die Kleider von Schaben gefressen; das Vieh verdirbt vor Alter und der arme Mensch vor Krankheit.“

    Simplicius trifft im Wald auf ein Bildnis des Gottes Baldanders. Der hat ihn geformt:

    Bald groß, bald klein, bald reich bald arm, bald hoch bald nieder, bald lustig bald traurig, bald bös bald gut und in Summa bald so und bald anders.“

    Der Ich-Erzähler wächst im Spessart auf einem Bauernhof auf.

    Er weiß nicht wie er heißt oder wo er herkommt.

    Ein Söldnertrupp  brandschatzt das Gehöft. Der Bub flieht in den Wald und findet einen Einsiedler, der ihn Simplicius nennt und unterrichtet.

    Der Einsiedler stirbt und er wandert fort.

    Die Schweden fangen ihn, dort wird er Hofnarr.

    Dann macht der Sohn des Einsiedlers Karriere, wird der berühmte Jäger von Soest, und sogar reich.

    Er heiratet, verliert sein Vermögen und geht nach Frankreich. Die Damen von Paris erwarten ihn.

    Er hat Pocken, sinkt zum Landstreicher und wird wieder Soldat.

    Er trifft seinen Freund Ulrich Herzbruder und sie beschließen eine Wallfahrt nach Maria Einsiedeln zu unternehmen.

    Simplex heiratet und wird Bauer.

    Er wandert zum Mummelsee, wirft Steine ins Wasser um die dortigen Geister zu rufen. Die  erscheinen und geleiten ihn in phantastische Unterwasserwelten, die miteinander verbunden, bis ins Zentrum der Erde führen.

    Zum Abschied schenkt ihm der König der Sylphen einen Stein der, wenn man ihn auf den Boden legt, eine Mineralquelle hervorsprudeln lässt.

    Beim Weg nach Hause verirrt er sich und trifft Harz- und Holzmacher die ihn argwöhnisch beäugen. Derart abgelenkt, legt er sich hin und denkt nicht mehr an seinen magischen Stein. Alsbald sprudelt eine Heilquelle an seinem Schlafplatz hervor. Enttäuscht und mit „nichts als müde Bein und den Hergang vor den Hingang“ kehrt er zu seinem Bauernhof zurück.

    Als seine Frau stirbt, zieht er nach Russland und Asien und kehrt wieder zurück, um Einsiedler auf einer Schwarzwaldhöhe zu werden.

    Damit endet das fünfte Buch

    Aber diese Behaglichkeit bekommt ihm nicht und so reist er über Italien ins Heilige Land, wird überfallen, als Sklave verkauft und rettet sich in eine Robinsonade.

    Clemens Brentano nennt den Simplicissimus einen der vortrefflichsten Bücher.

    Es hat mir so wollen behagen, Mit Lachen die Wahrheit zu sagen.
    'Simplicius Simplicissimus'

    Quellen:

    [1] Brockhaus Konversations-Lexikon, Neue Revidierte Jubiläums-Ausgabe, Achter Band, 1903

    [2] Emil Ermatinger, Der abenteuerliche SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS, Kiepenheuer & Witsch Köln Berlin, 1968

    Willi Andreas Weishaupt 2014

    Ausflug zum Mummelsee

  • Philipp Melanchthon

    Philipp Melanchthon

     

    richtiger Melanthon (gräzisiert aus Schwarzerd), geb. am 16. Februar 1497 in Bretten, war ein deutscher Theologe, Philosoph, Philologe und Humanist.

    Mit Luther war Melanchthon die wichtigste Person der deutschen Reformation.

    Als sein Vater, Waffenschmied des Pfalzgrafen 1507 starb, kam Philipp nach Pforzheim in das Haus seiner Großmutter, einer Schwester Reuchlins.
    1510 bezog er die Universität Heidelberg, wurde 1511 Baccalaureus („einer, der mit beerenreichem Lorbeer bekränzt ist“, heute Bachelor). Ein Jahr später wollte er seinen Magister erlangen, wurde aber nicht zur Prüfung zugelassen. (M. war 15 Jahre altund man traute ihm die notwendige Autorität als Lehrer nicht zu). Melanchthon ging nach Tübingen. Hier wurde er 1514 (also mit 17 Jahren) Magister, las über Aristotelische Philosophie, griechische und römische Klassiker und schrieb eine griechische Grammatik.

    Auf Reuchlins Empfehlung wurde er 1518 Professor der griechischen Sprache und Literatur in Wittenberg und entwickelte in seiner Antrittsrede „De corrigendis adolescentiae studiis“ (über die Reform des Jugendstudiums) sein humanistisches Programm. 

    Früh schloss sich Melanchthon Luther an. Mit ihm verband ihn eine Freundschaft, die trotz einiger Verstimmungen bis zu Luthers Tod andauerte.

    Bei der Leipziger Disputation 1519 war Melanchthon anwesend und trat offen für Luther ein.

    1521 publizierte er die erste Zusammenfassung der evangelischen Glaubenslehre (Loci communes).

    Seine 1527 verfasste Schrift zur Instruktion für die auf Befehl des Kurfürsten Johann des Beständigen vorgenommene Visitation der sächsischen Kirchen, war die erste evangelische Kirchen- und Schulordnung. 

    Die „Augsburger Konfession“ (von 1530, heute als Augsburger Bekenntnis bezeichnet) ist nur nach ihrer letzten Ausarbeitung, dagegen die „Apologie der Augsburgischen Konfession“ ganz sein Werk.

    Durch diese Arbeiten gewann Melanchthon in der protestantischen Welt ein so hohes Ansehen, dass Franz der I. von Frankreich und HeinrichPhilipp Melanchton Bder VIII. von England ihn zur Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten einluden. Diesen Aufforderungen folgte er jedoch nicht, nahm aber an allen wichtigen Verhandlungen zwischen den deutschen Protestanten oder mit den Schweizern oder den Katholiken teil. Überall war er der verständnisvolle Vermittler.

    Nach Luthers Tod trat Melanchthon als Gelehrter weithin berühmt und als „Praeceptor Germaniae“ (Lehrer Deutschlands) gepriesen, das schwere Erbe an. Er war nun die höchste Autorität unter den evangelischen Theologen.

    Philipp wurde wegen seiner milden, vermittelnden, der Calvinist. Abendmahlslehre geneigten Richtung von den strengen Lutheranern heftig angefeindet. 

    Philipp Melanchthon starb in Wittenberg.

    In der dortigen Schlosskirche finden wir sein Grab, auf dem geschrieben steht:

    „Hier ruht des höchst verehrungswürdigen Philipp Melanchthons Leib, der im Jahre 1560 den 19. April in dieser Stadt gestorben ist, nachdem er gelebt hat 63 Jahre 2 Monate und 2 Tage.“

    Die Einheit der Kirche war sein letzter Wunsch, die Streitsucht der Theologen (rabies theologorum) seine letzte Klage.

    Ein Haus für Melanchthon wurde 1901 in Bretten vollendet und 1903 eingeweiht.

    Heute befindet sich dort ein reformationsgeschichtliches Museum, eine Bibliothek und die Europäische Melanchthon-Akademie Bretten.

     

    Bretten Melanchtonhaus

     

     

    Bretten Melanchtonhaus M

     


    Quellen:
    Brockhaus, Konversationslexikon, Jubiläumsausgabe, 1902
    Brockhaus, Kleines Conversations-Lexikon, Leibzig, 1888
    Georg Urban, Philipp Melanchthon - Sein Leben, Melanchthonverein Bretten
    Willi Andreas Weishaupt 2014
    © Baden-GEO-Touren
     
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