Baden Geotouren                                                                   

  • Franz Xaver Reich

    Franz Xaver Reich

     

    geb. 1. August 1815 in Hüfingen, † 8. Oktober 1881 ebenda

    war ein in Baden vielbeschäftigter Bildhauer.

    Sein Vater Lucian d.Ä. gründete in Hüfingen eine Mal- und Zeichenschule.

    Neben seinen Söhnen Franz und Luzian unterrichtete er dort u.a. die Brüder Heinemann und Rudolf Gleichauf.

    Franz wollte Bildhauer werden. Durch Vermittlung seines Onkels konnte er ab 1832 im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt arbeiten.

    1837 hatten die beiden Brüder ein gemeinsames Atelier in Hüfingen. Sie schufen die Figurengruppe Die Donau mit Brigach und Breg.

    Ein Jahr später entstanden die Skulpturen am Eingangsportal der Karlsruher Kunsthalle.

    Prägend für Franz wurde seine (vom Haus Fürstenberg gesponserte) Italienreise 1842. Aus Portici brachte er die Tradition der Blumenteppiche mit nach Hause. Diese Tradition wurde in Hüfingen gepflegt und machte das Städtchen weit über die Baar hinaus berühmt.

    Franz Xaver Reich hat auch in Baden-Baden seine Spuren hinterlassen.

     

     

    Trinkhalle

    Trinkhalle Fries R

    Giebelrelief (Entwurf von Christian Lotsch), Ausführung F.X. Reich (1839-1842)

     

    In der Mitte des Reliefs steht eine Quellnymphe. Ihr nähern sich (li) die Kranken, die nach dem Genuss des heilenden Wassers, geheilt (re) von dannen ziehen.

     

    Amtshaus (heute Ärztehaus)

    SoStr47

    Portalstatuen Justitia (Schwert und Waage) und Lex (Gesetzestext und Schwörstab).

     

    Standbild des Großherzogs Leopold

    Eingeweiht am 20.09.1861 am Leopoldsplatz.

    Wurde 1940 im Rahmen der NS-Aktion Metallspende eingeschmolzen.

    db Baden Baden Leopoldsplatz 19301

     

    Fürstenbergdenkmal

    Am Hang des Herrenguts (Leopoldstr.) überlebte der Sohn des Fürsten Carl Egon III. einen Sturz vom Pferd. Aus Dankbarkeit ließ der Vater ein Schutzengel-Denkmal von F.X. Reich errichten.

    FBD R

     

     

     

    Literatur / Quellen:

    Wikipedia

    Kunstdenkmäler Badens, E.Lacroix, P.Hirschfeld, H.Niester, C.F.Müller, 1942

    AQUAE 08, Der Bildhauer Franz Xaver Reich und sein Wirken in Baden-Baden, Reiner Haehling von Lanzenauer

    Friedrich von Weech, Badische Biographien, 1891

    Badische Biographien - Franz Xaver Reich

    Postkarte

    WAW, eigenes Werk

  • Fremersbergturm, Herbst

    Fremersbergturm

    Fremersbergturm

  • Geologie der Thermalquellen von Baden-Baden

    Geologie der Thermalquellen von Baden-Baden

     

    Der Florentiner Berg besteht aus einer Serie von Sandsteinen, Konglomeraten und Arkosen mit dazwischen eingeschalteten Schiefertonen.
    Auf Störungen in den oberkarbonischen Schichten steigt Thermalwasser auf, das in Quellen und Stollen gefasst wird.
     

    Thermalquellen von Baden Baden

     

    In einer tektonischen Störungszone, der Hauptthermalstörung, steigt das Thermalwasser auf verschiedenen Klüften und mit unterschiedlichen Temperaturen auf und bildet 30m über der Talsohle eine Reihe von Quellen. In der Talsohle selbst tritt kein Thermalwasser aus.

    Das bedeutet, dass die Hauptthermalstörung abgedichtet ist.

    Früher bildeten die Quellen rund 20 verschiedene natürliche Austritte.

    1606 unterschied Johann Matthaeus Heuss die Quellaustritte:

    Ursprungquelle, Brühquelle, Judenquelle, Ungemachquelle, Höllquelle, Murquelle, Fettquelle, Büttquelle und 3 Quellen zum Kühlen Brunnen.


    Die heißeste Quelle ist die Höllquelle mit 68,9 Grad, sie ist auch die Quelle mit dem höchsten Austritt.

     1868-71 wurden durch Robert Gerwig, dem späteren  Erbauer der Schwarzwaldbahn, die Quellaustritte neu gefasst und in zwei Stollen gesammelt.

     

    Thermalquellen am Florentiner Berg

     

    Am Schlossberg wurden 1967 zwei Bohrungen niedergebracht, die 60 Grad heißes Thermalwasser erschlossen. Das Wasser fließt in einer 630m langen Leitung zum Friedrichsbad.

    Schon 1856/57 hatte eine missglückte Steinkohlenbohrung bei Oos in 245m Tiefe salziges Wasser erbracht, das im Bohrloch arthesisch aufstieg.

    Die Quellen fördern pro Tag 1,7 Tonnen NaCl und 40 kg LiCl.

    Die Temperatur und Konzentration ist unverändert, was Messreihen seit 1894 belegen.

    In der Umgebung von Baden-Baden liegt die geothermische Tiefenstufe bei 19-20m je Grad Temperaturerhöhung. Das bedeutet, dass das Thermalwasser aus einer Tiefe von 1200-1500m stammt.

    Das Tertiär im Oberrheingraben ist hier 1200m mächtig. So stammt der Mineralgehalt der Wasser vermutlich aus den Schichten des Tertiär.

    Das Alter der Thermalquellen ist unbekannt, da keine älteren Sinterablagerungen bekannt sind.

    Vermutlich entstanden die Thermalquellen infolge der spätpleistozänen Tektonik, als der Schwarzwald einen starken Aufstieg erfuhr.

    Robert Wilhelm Bunsen hat 1861 die Elemente Rubidium und Cäsium im Thermalwasser nachgewiesen

    Nachdem die Alemannen die römischen Thermalbäder zerstört hatten, bildete sich ein mächtiger Quellsinterhügel aus Aragonit, untergeordnet Kalkspat und Kieselsinter.

    Der Sinterhügel wurde 1869/70 bei Bau des Friedrichsbades abgetragen.

     

     

    Thermalstollen im Quellenbereich

     

    Quelle:
    Rudolf Metz: Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald,
    20.Sonderheft der Zeitschrift DER AUFSCHLUSS, 1971
     
    Jürgen Herrmann 2016

    Thermalquellen_Analyse1910_KO.jpg

  • Geologie und Tektonik der Senke von Baden-Baden

    Geologie und Tektonik der Senke von Baden-Baden

     Fanglomerat mit Sandsteinbank A Porphyrkonglomerat unterhalb der Burg Alt-Eberstein

     

    Im Perm war das Ende des Variszischen Gebirges gekommen. Auf den abgetragenen Gebirgsrümpfen des im Oberkarbon noch mächtigen Hochgebirges hatten sich Senken gebildet. Es war heiß und trocken, denn der Superkontinent Pangäa ließ nur wenig Regen in das Innere des Landes kommen.

     In dieser heißen Wüste spülten episodische Starkregen gewaltige Sedimentmengen in die Gräben und Senken auf dem Grundgebirge.

    In der Senke von Baden-Baden kamen so Sandsteine und Fanglomerate zur Ablagerung, wie es auch noch heute in anderen Wüstengebieten geschieht. Zeitweise herrschte ein starker Vulkanismus vor, der Lavadecken auf der Wüstenlandschaft hinterließ.

     

    Porphyrkonglomerat des Battert

     

    BBS1024

     RUDOLF METZ (1977): Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald,
    besonders in dessen alten Bergbaurevieren. - Lahr (Schauenburg)

     

    SBB

    Geologie der Senke von Baden-Baden

    ©Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau
    Download am  23.04.2018

     

    Permokarbon der Senke von Baden-Baden

     

    Am Ende des Perm war das Badener Land weitgehend eingeebnet, wurde von den Schichten des Buntsandstein, und schließlich von den Flachmeeren der Muschelkalkzeit und des Jura überdeckt.

    Im Jungtertiär hob sich nach und nach der heutige Schwarzwald und die Erosion begann erneut ihr Werk.

     

    http://baden-geotouren.com/images/Baden-Baden450.jpg

    Das Oostal im Südteil der Senke von Baden-Baden

     

    Das Landschaftsbild ist vielfältig und reizvoll, es ist zerblockt, gestaffelt und wird im Westen von den tektonischen Störungen des Oberrheingrabens begrenzt.

    Das heutige Bild der Senke von Baden-Baden ist geprägt durch hügelige Landschaften im Bereich der Rotliegend-Sedimente, sowie durch Höhenzüge und Berge des Buntsandstein und den Resten der permischen Lavadecken.

     

    Friesenberg-Granit 2 A 1
    Friesenberg-Granit

     

    Themen der Exkursion:

    • Geologie von Grundgebirge und Deckgebirge im Schwarzwald
    • Gesteine und Formationen: Rotliegend-Fanglomerate, Buntsandstein, Muschelkalk, devonische Schiefer
    • Geologischer Bau der Oberkarbon-Rotliegend-Senke von Baden-Baden
    • Geologie der Badener Vorberge
    • Tektonischer Rahmen (Grabenrandverwerfung, Bernbacher Störung, Gernsbacher Störungszone)
    • Thermalquellen von Baden-Baden
    • Battertsattel mit dem Naturschutzgebiet Battertfelsen
    • Uran-Vorkommen bei Müllenbach
    • Tertiäraufschlüsse am Grabenrand
     
    Touren und Themen nach RUDOLF METZ (1977):
    Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald,
    besonders in dessen alten Bergbaurevieren. - Lahr (Schauenburg)
     
     

    Oostal

    Ausgang des Oostals

     

  • Geologische Profile durch das Gebiet des Battert

    Geologische Profile durch das Gebiet des Battert
    nach Arbeiten von Eck, Thürach und Göhringer
     
    Geologie des Battert 1024
  • Georg Groddeck

    Georg Groddeck

    Georg Groddeck 20013. Oktober 1866 † 11. Juni 1934
    Georg Groddeck war Arzt, Schriftsteller und ein maßgeblicher  Wegbereiter der Psychosomatik.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Geboren wurde er am 13.Oktober 1866 in Bad Kösen an der Saale.

    Nach Studium der Medizin in Berlin promovierte er bei Ernst Schweninger, dem Leibarzt Bismarcks.

    1896 übersiedelt er mit seiner Frau Else von der Goltz  nach Baden-Baden und arbeitet als Badearzt im Sanatorium seiner Schwester Caroline.

    Bald erwarb er sich dank seiner einzigartigen Behandlungsmethoden einen Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus.

     

    Diese Methoden, die der Augenarzt Prof. Cohn bei einem Besuch im Sommer 1898 bei Groddeck beschrieb als „Püffe mit geballter Faust in die Gegend der Magengrube“, gefolgt von „Kneifen“ der Bauchdecke, bis „braune und blaue Flecken entstehen“ und „schlussendlich springt der Arzt in ganzer Person auf den Leib des Patienten so daß seine beiden Knie tief in die Magengrube hineindrücken“.

     

    Wir ahnen, warum Groddeck von einigen seiner neidischen Kollegen als „Dr. Grobian“ und „Satan“ bezeichnet wurde.

    Groddeck heilte ein wenig so wie er aussah: durch gütig gelenkte Höllenpein“ urteilte Hermann Graf Keyserling. [1]

    Aber auch seine Entfettungscur war populär und erfolgreich.

    Zu den Essenszeiten wurden viele kleine Portionen, auf kleinen Tellern und Tassen serviert, so war man stundenlang zu Tisch.

    1903 stirbt seine Schwester und er wird Eigentümer der Villa Marienhöhe, Sanatorium Groddeck, dem heutigen Hotel Tanneck (Werderstr.).

     

    Blick vom Hotel Tanneck auf Baden-Baden A

    Hotel Tanneck: Blick über Baden-Baden

     

    Groddeck arbeitet Tag und Nacht. Tagsüber behandelt er seine Patienten und Nachts schreibt er. (Ein Frauenproblem - 1902, Ein Kind der Erde - 1905, Nasamecu, natura sanat, medicus curat - 1913).

    Aber er ist nicht nur Arzt und Psychiater. Als sozialer Reformer ruft er 1911 eine Konsumgenossenschaft ins Leben und war Gründungsmitglied der Baugenossenschaft (1912), so wie Initiator der nach den Plänen von Paul Schmitthenner erbauten Ooswinkel-Siedlung

     

    Ooswinkel-Schautafel A

    Schautafel der Ooswinkel-Siedlung, im April 2012

     

    Ab dem Sommer 1916 hält Groddeck jeden Mittwoch Vorträge, die er als „Arznei“ für seine Patienten bezeichnet.

    „......Die Tätigkeit des Arztes erstreckt sich nicht weiter als auf die Behandlung, das Heilen besorgt nicht er, sondern eben das Es“ schreibt er 1917 an Sigmund Freud.
    Im selben Jahr skizziert er in „Psychische Bedingtheit und psychoanalytische Behandlung organischer Leiden“ die Grundzüge der Psychosomatik.

    1918 gibt Groddeck sein „Satanarium“ heraus, eine Zeitschrift an der seine Patienten aktiv mitarbeiten.

    1921 erscheint sein Roman „Der Seelensucher“, eine satirische Zeitkritik des Wanzenjägers Thomas Weltlein. „So was Freches, Ungeniertes, raffiniert Gescheit-Verrücktes ist von Erzählern unserer Sprache noch nicht gewagt worden“, urteilt Alfred Polgar über diesen Roman.

    G. Groddeck beginnt eine lockere, fiktive Serie von Briefen, den „ Psychoanalytischen Briefen an eine Freundin“ an S. Freud zu schreiben, die 1923 unter dem Titel „Das Buch vom Es“ erscheinen.

    Mit diesem Buch wird er in Europa berühmt, da es ihm gelingt, ein allgemeinverständliches Buch über die Psychoanalyse zu schreiben, „ein wahres Volksbuch der Psychoanalyse“, wie Otto Jägersberg betont und das „zu den Klassikern dieses Jahrhunderts gehört“, wie Ingeborg Bachmann meint. [1]

    1933 erscheint sein letztes Buch „Der Mensch als Symbol“, in dem „Eigentümlichkeiten der Sprache und der bildenden Kunst benutzt werden zu dem Nachweis, wie eng von jeher Symbol und Leben miteinander verbunden sind“, wie er an Freud schreibt.

    1933 setzen die Nationalsozialisten seine Absetzung als Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnungsbaugenossenschaft durch. Einige seiner  Bücher werden verboten und verbrannt.

    Am 11.Juni 1934 stirbt er in Knonau, im Kanton Zürich. Sein Grab findet sich auf dem Baden-Badener Stadtfriedhof.

    In der Ooswinkel-Siedlung erinnert eine Gedenktafel an Dr. Georg Groddeck.

     

    Groddeck-Gedenktafel A

    Gärten im Ooswinkel C

     

     

     

     

    Georg Groddeck über Baden-Baden

     

     „Baden-Badens Glück ist seine Schönheit, nur seine Schönheit. Bäder gibt es auch anderswo, Vergnügen gibt es anderswo besser und bequemer, gute Hotels, Sportfeste, Ärzte und Läden sind keine Privilegien Baden-Badens. Eines aber hat Baden-Baden, dessen gleichen es in Europa nicht gibt, seine Schönheit.“

    Dr. G. Groddeck, Die Arche

     

    Quellen:

    Dr. Georg Groddeck in Baden-Baden, Anfang 1934 aus:
    Otto Jägersberg, Dr. Georg Groddeck in Baden-Baden, SPUREN 13

     Willi Andreas Weishaupt 2014

     

     

  • Georg Herwegh

    Georg Herwegh

     

    Georg Herwegh 300geb. 31. Mai 1817 bei Stuttgart, †  7. April 1875 in Baden-Baden
    war Poet, Dichter, Salon-Revolutionär, Vordenker, Shakespeare-Übersetzer und ein Mensch, der selten lachte.

    Georgs Vater Ludwig Herwegh war ein aus Baden eingewanderter Gastwirt.
    Seine Mutter Rosina Märklin stammte aus einer schwäbischen Apothekerfamilie.
    Die Ehe war nicht glücklich. Ludwig und Rosina stritten sich oft, heftig und rau.

     

     

    Mit elf Jahren kam er zu seiner Großmutter nach Balingen, konnte auf Betreiben seiner Mutter die Lateinschule besuchen und als Vorbereitung zur Aufnahme in Maulbronn ein staatliches Examen ablegen.
    Dann wurde er krank.


    Ein angehender Mediziner promovierte über den Fall „Geschichte eines St. Veits-Tanzes (1) welcher mit dem thierischen Magnetismus (2)  behandelt und zum Theil geheilt wurde“.

    Georg war vierzehn Jahre alt, als sich seine Eltern trennten und er in das Maulbronner Seminar aufgenommen wurde. (3)

    Mit Achtzehn verließ er Maulbronn um in Tübingen zu studieren.
    Von dem theologischen Studium unbefriedigt, und unter den kasernenartigen Verhältnissen des Stifts leidend, geriet er nach mehreren „unehrerbietigen Äußerungen“ zunehmend in den Fokus der Verwaltung. (4)

    An einem lauen Sommerabend des Jahres 1836  kam Georg fröhlich angetrunken, aber leider viel zu spät aus dem Wirtshaus zurück ins Stift.  Er war sehr impulsiv, beleidigte die Wache und zwei ältere Studenten, wanderte in den Karzer und wurde aus dem Stift entlassen.

    Georg zog wieder nach Stuttgart, arbeitete bei August Lewald in dessen Zeitschrift „Europa“ mit. Lewald beschreibt ihn als einen „in sich gekehrten, bei Diskussionen schroffen poetischen Geist“.

    Georg wird zum Militärdienst eingezogen. Er sieht seine reale Situation nicht, beleidigt einen Unteroffizier und aus einer durch Lewalds Beziehungen eingefädelten möglichen „Beurlaubung“ wird dank Georgs Ego eine vierwöchige Kasernenhaft.

    Nach verbüßter Haft musste er sein Geld als Übersetzter (Lamartine) verdienen.
    Und als er dann doch wieder auf einen Maskenball ging, warf ihn ein gräflicher Oberstleutnant nach „frechem Benehmen“ hinaus und erstatte Anzeige. Ihm drohte die (Zwangs) Einberufung auf „unbestimmte Zeit, zur besseren Bekanntmachung der Disziplin und Subordination“.

    Im Sommer 1839 floh er mit Hilfe seines Freundes Dietzel auf dem „Schwabenweg“ in die Schweiz zu Heinrich Elsner („Leuchtturm“-Herausgeber in Thurgau).

    Auch in der Schweiz, aber in Zürich und Winterthur, wurde 1841 das „Literarische Comptoir“ gegründet und Julius Fröbel verlegte als erstes Werk Georg Herweghs  „Gedichte eines Lebendigen“. (5)

    Das Buch wurde ein Bestseller.

    Herwegh wurde ins Rampenlicht katapultiert, seine Gedichte trafen den Nerv der Zeit.

    Seinem Gnadengesuch wurde stattgegeben (gegen ihn bestand immer noch ein Haftbefehl wegen Fahnenflucht).
    Nun konnte er wieder in die deutschen Länder reisen.
    Es wurde ein Triumphzug des Weltbürgers, des ehernen Sängers, von Mainz nach Köln (dort lernte er K. Marx kennen) bei Fackelzügen und Banketten, über Leipzig, wo sie unterm Balkon seine Gedichte rezitierten und ihn mit einem Lorbeerkranz schmückten. In Dresden lernte er Arnold Ruge kennen, der ihn wiederum mit Bakunin und Turgenjew bekannt machte. Dann reiste er nach Berlin.

    Hier fieberte bereits Emma, die selbstbewusste Tochter des sehr vermögenden Seidenwaren- und Modehaus-Besitzers Siegmund, im gleichen Monat und Jahr wie Georg geboren, seiner von ihr arrangierten Ankunft entgegen.
    Georg kannte Emma nicht, aber Emma hatte sich schon bei der Lektüre der „Gedichte eines Lebendigen“ in ihren Poeten verliebt.
    Jetzt stand er vor ihr.
    Acht Tage später verlobten sie sich.

    Dann Herweghs Audienz beim preußischen König.
    Stumm und ehrfurchtsvoll blieb er wohl, und „machte seinen Diener“ (Heine).
    Erst im nach hinein rechtfertigte er sich mit seinem „Wort unter vier Augen“. Als dieses Schreiben (angeblich durch Indiskretion) veröffentlicht wurde, musste Herwegh Preußen innerhalb eines Tages verlassen, trennte sich von seiner Verlobten und reiste in die Schweiz, wo er sich die Bürgerrechte im Kanton Baselland kaufte.

    Dort heirateten Georg und Emma am 8. März 1843.
    Emma war eine schöne, temperamentvolle, intelligente Frau und eine gute Partie. (6).

    Die Hochzeitsreise führte über Frankreich nach Italien. Mit dem Schiff dann nach Neapel, für sieben Wochen. Sie zogen nach Paris, ans Seineufer. Das Ehepaar Marx und Ruge wohnten um die Ecke.

    Georg schrieb für den „Vorwärts!“, eine kritische Zeitung, die bald wegen „politischer Beiträge“ verboten wurde.

    Er hatte ein Verhältnis mit Marie Comtesse d’Agoult. Über sie lernte er Liszt kennen, der einige seiner Gedichte vertonte, u.a. das „Rheinweinlied“(7).

    Die Herweghs zog es, mit ihren Freunden Carl Vogt und Michail Bakunin ans Meer, nach St. Malo, nach Nizza.
    Sie fieberten der Revolution entgegen.
    Die ließ auf sich warten. So hatte man Zeit und Muße, Georg widmete sich der Meeresbiologie (8).

    Dann kam sie doch, die Revolution.
    Der französische König floh nach England.
    Auf der anderen Rheinseite forderten Hecker und Struve die deutsche Republik.

    In Paris sammelten sich die deutschen Handwerker in der Deutschen demokratischen Gesellschaft und Herwegh schrieb an Hecker, nannte 5.000 Mann, die „binnen acht Tagen an der Grenze stehen können.“ (9).

    Nach einigem Exerzieren, vielen Hurra-Rufen und endlosen Reden, zog schließlich ein bunter Haufen von etwa 700 Mann nach Straßburg.

    In Konstanz rief Hecker die Republik aus, zog gen Norden nach Engen.
    Die unerschrockene Emma Herwegh suchte ihn dort auf und bot Hilfe an.

    Am Ostermontag 1848 überquerten ein Poet, der kein Stratege war,
    dessen Frau, die sich vor nichts fürchtete, außer dass ihrem Georg ein Leid geschehen könnte,
    ein paar charakterstarke Kommandeure
    und ungefähr 600 Mann, die 200 Gewehre hatten (der Rest nur Sensen),
    den Rhein,
    um im Vaterland „der Freiheit eine Gasse zu brechen“.

    Es war eine Sackgasse.
    Das Großherzogtum Baden hatte, zusammen mit Hessen, Bayern und Württemberg mehr als 30.000 Soldaten gegen die Aufständischen aufgeboten.
    Hecker und Struve waren bereits geschlagen, die Herwegh’sche Schar konnte nur noch versuchen in die Schweiz zu entkommen.

    Der Tross kam bis Dossenbach (also fast bis Rheinfelden). Eine württembergische Kompanie stellte und besiegte die Freischärler. Emma und Georg entkamen (10).

    Monate später waren sie wieder in Paris.

     

     Zu Frankfurt an dem Main
    Die Wäsche wird nicht rein;
    Sie bürsten und sie bürsten,
    die Fürsten bleiben Fürsten
    Die Mohren bleiben Mohren
    Trotz aller Professoren
    Im Parla – Parla – Parlament
    Das Reden nimmt kein End’!

     

    In Wien machte Fürst zu Windisch-Graetz mit den Revolutionären kurzen Prozess. 2.000 Menschen starben. Der Abgeordnete Robert Blum wurde, trotz seiner Immunität als Abgeordneter, erschossen.

    Georg zog sich zurück. Alle Politik sei Schund, nur die Naturwissenschaft sei wahr.

    Wahr war auch Georgs Liaison mit Natalie Herzen (11). Aus dem Karneval der freien Liebe wurde eine Tragödie (12).

    Zwischen Herwegh und Wagner entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Mit Liszt zusammen, schwärmten sie von großen gemeinsamen musikalischen Werken.

     

    Einige Jahre später wurde Georg in die Führung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins berufen und nach Drängen Lassalles verfasste er sein berühmtes Bundeslied:

    Menschenbienen, die Natur,
    Gab sie euch den Honig nur?
    Seht die Drohnen um euch her!
    Habt ihr keinen Stachel mehr?

    Mann der Arbeit, aufgewacht!
    Und erkenne deine Macht!
    Alle Räder stehen still,
    Wenn dein starker Arm es will.

     

     

     Die finanzielle Situation der Herweghs verschlechterte sich.
    Georg musste auch seine Bibliothek verkaufen und floh vor den Gläubigern aus Zürich.
    Er ließ sich in Baden-Baden (Sophienstraße) nieder. Im Oktober 1866 kam Emma mit den zwei Kindern (Ada und Marcel) nach.
    Die Familie zog nach Lichtental.
    Georg übersetzte Shakespeare.

    Was kein freier, deutscher Patriot sich vorgestellt hatte: nicht die Revolutionäre schufen mit dem Volk „von unten“ ein Deutschland, sondern Bismarck tat dies, mit „Blut und Eisen“, „von oben“ - wie er es angekündigt hatte.

    Georg war entsetzt.


    „Germania mir graut vor dir! Mir graut vor dir, ich glaube fast, daß du, in argen Wahn versunken, mit falscher Größe suchst zu punkten, und daß du, gottesgnadentrunken, das Menschenrecht vergessen hast“.

     

    Wo waren alle seine Freunde? Tot, ausgewandert, auf der anderen Seite?
    Er hatte nur noch wenige, z.B. Carl Dernfeld (Architekt der Kirche St. Bonifatius in Lichtental und des neuen Friedrichsbades).

    Um Georg wurde es einsam.
    Im Alter von 58 Jahren starb er im April des Jahres 1875 an einer Lungenentzündung.

    Emma bestattete ihren geliebten Georg in der Schweiz, im Kanton Baselland in „freier republikanischer Erde“.

    Sein Wunsch, nach dem erhofften Zusammenbruch „Germaniens“ auf seinem Grabstein die Zeilen „Getrost mein Vater, Preußen ist nicht mehr!“ hinzuzufügen, wurde nicht erfüllt.

     

    Die Fragen sind erledigt,
    Die Pfaffen machen bim bam bum;
    Den Armen wird gepredigt
    Das Evangelium.


    (1) Georg erkrankte wahrscheinlich an der Autoimmunkrankheit Chorea, die wie   Parkinson, durch einen Zerfall der Basalganglien eingeleitet wird.

    Demgegenüber war der Veitstanz ein mittelalterliches Massenphänomen in Europa.
    „Die Menschen tanzten......... mit vielerlei Verrenkung,......bis sie zur Erde fielen.“
    Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges werden die Berichte über die „Tanzwut“ spärlicher.

    (2) 1780 entdeckte Luigi Galvani bei Induktionsversuchen mittels Lichtbogenentladungen den Einfluss elektrischer Ströme auf Muskelgewebe bei Fröschen. Verschiedene Metalle und natürliche Magnete galten alsbald als Stoffe mit großer, positiver Wirkung auf den menschlichen Organismus (Mesmerismus).

    (3) Dazu musste Georg eine Prüfung in Latein, Griechisch und Hebräisch ablegen.  

    (4) Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse sorgte für ein Klima der Angst. Verbote und Verordnungen bestimmten auch das studentische Leben von Georg.
    Im Stift gab eine strikte Kleiderordnung, der Alltag war minutiös vorgegeben.
    Studentische Organisationen waren verboten. Einrichtungen, wie Turnvereine, aber auch Gartenvereine, waren verboten. Die inländische Presse wurde scharf zensiert, Publikationen aus dem Ausland unterbunden.

    (5) Ein Gedichtband voller Klischees, aber auch Hoffnung mit martialischem, aber auch geflügeltem Vokabular, Zitate: „Reißt die Kreuze aus der Erden! Alle sollen Schwerter werden“, „Voran zum heiligen Krieg“, oder „Und durch Europa brechen wir der Freiheit eine Gasse“, aber auch „O wag’ es doch, nur Einen Tag, Nur Einen, frei zu sein“.
    Heinrich Heine, der Georg Herwegh als „eiserne Lerche“ bezeichnete (in einem Gedicht, was er zu Lebzeiten nicht veröffentlichte), war gegen diesen „Wartburger Spuk“.

    (6) Herwegh, der noch zwei Jahre zuvor um Schuhe betteln musste, erhielt jetzt als Vorschuss auf Emmas Mitgift 20.000 Francs pro Jahr. Ausserdem verdiente er durch die Einnahmen seines Bestsellers anfangs gut.
    20.000 Francs entsprachen damals (1850) ungefähr 6.000 Taler.
    Der Wochenlohn eines Webers betrug 3 Taler und 3 Silbergroschen.

     

    (7) Rheinweinlied:

    Wo solch ein Feuer noch gedeiht,
    Und solch ein Wein noch Flammen speit,
    Da lassen wir in Ewigkeit
    Uns nimmermehr vertreiben.
    Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein,
    Und wär’s nur um den Wein,
    Der Rhein soll deutsch verbleiben.

    Der ist sein Rebenblut nicht wert,
    das deutsche Weib, den deutschen Herd,
    Der nicht auch freudig schwingt sein Schwert,
    Die Feinde aufzureiben.
    Frisch in die Schlacht hinein!
    Hinein für unsern Rhein!
    Der Rhein soll deutsch verbleiben.

     

    (8) Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Naturwissenschaften (und die Industrialisierung) in einem atemberaubenden Tempo. Physik, Chemie und Biologie wurden eigenständige Wissenschaften. Es war chic, biologische Studien und Versuche durchzuführen, man suchte das „Lebensprinzip“ zu ergründen.

    (9) In Paris lebten um diese Zeit ca. 50.000 deutsche Handwerker. Im Frühjahr 1848 wurden viele arbeitslos. Vor allem Bornstedt organisierte die Legion, sammelte Geld und Waffen. Herwegh wurde zum Präsidenten der Liga ausgerufen.

    (10) Die Umstände der Flucht, Georg soll sich im Spritzleder (das ist ein Lederschutz an der Seite von Kutschen und Wagen) versteckt haben, führte zu Spottgedichten, „....Heiß fiel es dem Herwegh bei, Daß der Hinweg besser sei...“.

    (11) Natalie Herzen, war die zarte, feine, intelligente Ehefrau von Alexander Herzen, einem adligen Schriftsteller, Publizist und Spross einer reichen russischen Familie. Alexanders Eltern heirateten nicht, er war ein Herzenskind und hieß deshalb Herzen.

    (12) Nach einigem Hin und Her zogen die beiden Paare nach Nizza in ein von Herzen angemietetes Haus.
    Die Herweghs waren nahezu pleite. Emma nahm bei Alexander Herzen einen Kredit über 10.000 Francs auf.
    Die Tragödie begann.
    Große Emotionen, angedrohte Abreisen, Georg flehte Alexander Herzen (über Emma) an, ihm das Leben zu nehmen, Natalie forderte dies von von Georg und Emma bot Alexander an, bei ihm zu bleiben, wenn er Natalie freigäbe.
    Emma trennte sich von Georg, er zog nach Zürich und schrieb weiter seine Liebes-und Rechtfertigungsbriefe an Natalie. Alexander und Natalie versöhnten sich.
    Er schrieb, beleidigend an Alexander. Den Antwortbrief von Natalie schickte er zurück, vertuschte dabei ungeschickt, dass er ihn gelesen hatte.
    Natalie starb nach einer Totgeburt.
    Zwei alte Freunde Alexanders (Haugh und Tessié) suchten Herwegh in dessen Hotel auf. Herwegh leugnete, wurde von Haug geohrfeigt und zum Duell aufgefordert. Herwegh kniff.
    Georg und Emma versöhnten sich und zogen wieder zusammen.

     

    Literatur:
    Ulrich Enzensberger, Herwegh Ein Heldenleben, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1999
    Ein wunderbares Buch, aus dem die meisten Zitate dieses Beitrags stammen.

    Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz, Herausgeber G.Herwegh, BiblioLife

     

    Bildnachweis:
    Georg Herwegh, gezeichnet von Emma Siegmund 1842, Herwegh Archiv, Dichtermuseum Liestal

    Museen:
    Dichtermuseum Liestal, Baselland



    Revolutionslied ça ira

     

     

     

     

     

       Emma Herwegh

    Biografie von Emma Herwegh

     

    Willi Andreas Weishaupt 2015
    © Baden-GEO-Touren

     

     

  • Geothermische Anomalie bei Baden-Baden

    Geothermische Anomalie im Nordschwarzwald

     

    Geothermie 300m

     Legende Geothermie

    Untergrundtemp. 300 m u. Gelände
    Abrufdatum: Januar 2013
    © Regierungspräsidium Freiburg, LGRB

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Geroldsauer Wasserfall

    Geroldsauer Wasserfall


     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Geschichte von Baden-Baden

    Geschichte von Baden-Baden

     

     

    Baden-Baden liegt in einem Seitental des mittleren Oberrheingrabens,  umgeben von einem grandiosen Panorama ehemaliger Vulkanhügel, die eine weite Sicht über die Rheinebene, das Murgtal und den Schwarzwald erlauben.

    Der Oberrheingraben ist, bedingt durch seine Entstehungsgeschichte eine ganz eigene Landschaft.

     

    Kloster Lichtenthal 1 A

     THEMA Baden-Baden

     

     

     

         Panorama auf dem Merkur 500

     

    Klimatisch ist Baden-Baden besonders begünstigt. Oft erreicht die warme Luft aus dem Süden über die Rhône, bzw. die Saône die Rheinpforte und wärmt den weiten Graben.
    Die Pfälzer Berge, die Vogesen und der Schwarzwald schützen das Tal.

    Und es gibt die Thermalquellen. Schon über Jahrzehntausende hinweg liefert eine Störungszone, die sich wohl bei der Hebung des Schwarzwalds bildete, die Energie, um Wasser, tausende von Metern tief, auf fast 70 Grad aufzuheizen und dieses, angereichert mit den Mineralien des Tertiärs, an die Oberfläche zu befördern.

    Gewaltige Sinterhügel wuchsen einstmals am Florentinerberg (auf diesem befindet sich heute das Neue Schloss), die jedoch vor dem Bau des Friedrichsbades (1870) abgetragen wurden.

     

    Florentiner Berg

     

    Heute wachsen an diesem Hang die Südfrüchte.

    Und die Quellen sind auch schon lange gezähmt, doch davon später mehr.

    Sicherlich kamen schon in der Frühzeit des Menschen diese auf ihren Streifzügen durch das Tal. Zeugnisse einer dauerhaften Besiedlung gibt es jedoch bis heute nicht.

    Erst die Kelten hinterließen dauerhafte Spuren.

    Eine Wallanlage auf dem Battert ist keltischen Ursprungs und Schloss Hohenbaden steht sicherlich auf keltischen Fundamenten.
    Um Hügelsheim/Söllingen wurden mehrere keltische Grabhügel gefunden, unter ihnen der „Heiligenbuck“, ein frühkeltischer Fürstengrabhügel aus der Hallstattzeit (600 v.Chr.).

    Als die Römer im ersten Jahrhundert n.Chr. ihre Rheinlinie absteckten und Straßen und militärische Wehranlagen errichteten waren die Thermalquellen für sie eine willkommene Bereicherung. Ein kleines Kastell wurde errichtet.

    Die römischen Soldaten fassten die Quellen, nutzten das warme, heilsame Wasser für sich und für ihre Pferde und nannten die Siedlung Aquae (Bad).
    Bald wurden die ersten Steinbauten errichtet.

    Nachdem sich der römische Kaiser  Caracalla in den Thermen von Baden-Baden an der Ausava (Oos) von den Kriegsstrapazen erholt hatte, ließ er die Kaiserthermen erbauen und gab der Stadt den Namen Aquae Aureliae.

    Dann vertrieben die Alemannen die Römer.

     

    „Die Alemannen wohnten nun, etwa vom Jahr 237 nach Christi Geb., in dieser Gegend, und die Oos und die Murg bildeten die nördliche Grenze ihres Gebietes. An Aurelia’s Stelle sehen wir im Laufe der Zeit einen Ort sich erheben, den wir zuerst in einer Urkunde Dagobert’s II. vom Jahr 675 als eine Ostfränkische Besitzung unter dem Namen „Baldin“ erwähnt finden; späterhin begegnet er unserem Blick als der Hauptort des Oosgau’s (auch Uffgau, Usgau), sogenannt von dem Bergwasser, das bei seinem Ursprung Beinnersbach, weiter Oosbach und zuletzt Oelbach heißt.“

    So beschreibt August Schnezler, ein Redakteur und passionierter Sagensammler, 1846 die Gründungsgeschichte von Baden-Baden.

     

    Die Alemannen interessierten sich wenig für bauliche, römische Hinterlassenschaften.
    Ob der Ort weiterhin noch existierte, oder die Thermalquellen genutzt wurden, wissen wir nicht.

    Als die Franken die Alemannen vertrieben, wurde die Oos Grenzfluss und damit auch Sprachgrenze zwischen den beiden Völkern.

    Erst im 8. Jahrhundert finden sich spärliche Dokumente über neu geschlossene Besitzverhältnisse in der Region.

    987 jedenfalls erhält es der Graf Manegold vom späteren Kaiser Otto III. und in dieser Schenkung wird als Ortsname „Badon“ genannt.

    Dann bekommt Hermann II. vom Kaiser Baden-Baden (und Kloster Selz) geschenkt, weil er sich im Investiturstreit auf die richtige Seite schlägt.

    Er nennt sich „Marchio de Baduon“, damit ist er der erste Markgraf von Baden.

    Diese Familie wird über die nächsten acht Jahrhunderte die Entwicklung Baden-Baden’s maßgeblich beeinflussen.

    Es gab Markgrafen wie Jakob I. (1407-1453), der als gerechter Landesherr in den Schriften erwähnt wird, oder Christoph I. (1453-1527), der viel für Wachstum und Wohlstand seiner Markgrafschaft getan hat, und es gab andere wie Philipp II. (1569-1588), der eine brutale Rekatholisierung betrieb und in seiner Regierungszeit 15 Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ, oder Eduard Fortunat, der mit seinem verschwenderischen Lebensstil sein Land in den Bankrott trieb, oder Wilhelm (1593-1677) der die Scheiterhaufen (Hinrichtungsstätte, an der heutigen ev. Stadtkirche) wieder zum Brennen brachte.

    Wie sah es aus, das „alte“ Baden (Baden-Baden)?

    Das zeigt uns eine Merian Karte aus dem 17. Jahrhundert (1643).

    Zentrum des Ortes war der Marktplatz, früher befanden sich hier die römischen Bäder. Jetzt stand auf diesem Platz die Stiftskirche (Pfarrkirche Peter und Paul).

     

    Ansicht von Baden-Baden nach Merian 600

    Die Stadtmauer gab es bereits seit Mitte des 14. Jahrhunderts.

    Fünf Tore hatte die Stadt. Ein hinteres und oberes Tor zum Schloss, und eines zur Oos, eines nach Beuern (Lichtental) und eines nach Gernsbach (zum Spital) .

    Außerhalb der Stadtmauer (rechts) befand sich die Spitalkirche und der Friedhof.
    Das Alte Schloss – Hohenbaden im Hintergrund (A) und das Neue Schloss (B) auf dem Florentiner Berg dominierten die Stadt.

    Im unteren Bildrand erkennt man die Oos. Hier standen mehrere Mühlen.

    46 Jahre nach der Entstehung dieses Merian-Stiches gab es dieses Baden-Baden nicht mehr. Die Franzosen hinterließen im Pfälzischen Erbfolgekrieg östlich des Rheins nur  verbrannte Erde.

    Nur langsam erholte sich unser Städtchen von den im Raum Baden fast einhundert Jahre lang andauernden Kriegen.

    Mit dem Frieden von Rastatt (1714) verbesserten sich die Lebensumstände, auch in Baden.

    Aber es dauerte noch eine Generation bis auch die Glocken der Stiftskirche wieder läuteten.

    Baden-Baden war zu dieser Zeit eine arme Stadt mit ca. 2.000 Einwohnern. Das Neue Schloss stand leer.

    Als August Georg Simpert von Baden (1706-1771) ohne männliche Nachkommen starb, endete damit auch die Linie der Markgrafen von Baden-Baden und Baden-Baden gehörte zu Baden-Durlach. Die Markgrafschaft Baden entstand.

    Zwei Jahre später wurde das Jesuitengymnasium, die einzige höhere Lehranstalt der Markgrafschaft geschlossen.

    Die Baden-Badener versuchten zu überleben, die Pariser revoltierten.

    Als die französische Revolution dort die Landhäuser des Adels und des reichen Bürgertums erreichte, übersiedelten einige Damen und Herren nach Baden-Baden.
    In Baden-Baden baute man ein hölzernes Promenadenhaus außerhalb der Altstadt, auf der gegenüberliegenden Oosseite.

    Heute steht dort das Kurhaus und die Trinkhalle.

    Auch die Friedensverhandlungen in Rastatt (1797-1799)  spülte viele Diplomaten in die nahe Kurstadt.

    Aloys Schreiber, der noch Schüler des Jesuitenkollegs war, verfasste den ersten Reiseführer, der nicht nur den Kurbetrieb, sondern auch die „Schönheiten“ von Baden-Baden beschrieb, ein Begriff, der in der folgenden Romantik den Aufstieg der Stadt zur Kurstadt wesentlich befördern sollte.

    „Baden-Badens Glück ist seine Schönheit, nur seine Schönheit. Bäder gibt es auch anderswo, Vergnügungen gibt es anderswo besser und bequemer, gute Hotels, Sportfeste, Ärzte und Läden sind keine Privilegien Baden-Badens. Eines aber hat Baden-Baden, dessen gleichen es in Europa nicht gibt, seine Schönheit“, schrieb im späten 19. Jahrhundert der Arzt Georg Groddeck in seiner Zeitschrift.

    Das Neue Schloss wurde herausgeputzt, schließlich kam der Kurfürst  zur Kur.

    Ein „Star-Architekt“ der damaligen Zeit - Friedrich Weinbrenner (1766-1826) - wurde engagiert. Unter seiner Regie entstanden Bauten wie ein „Museum Paleotechnikum“ (Antiquitätenhalle), die (alte) Trinkhalle (hinter der Stiftskirche), das Hotel Badischer Hof und das Kurhaus. Heute vermittelt nur noch die Villa Hamilton (Leopoldsplatz) Weinbrenners Stil. Alle anderen Gebäude wurden entweder abgerissen (Antiquitätenhalle, alte Trinkhalle) oder umgebaut (Hotel Badischer Hof, Konversationshaus, heute Rathaus, Kurhaus).

    Der Aufstieg von Baden-Baden zur Bädermetropole begann.

    Willi Andreas Weishaupt 2015

     

  • Grobbachtal

    Das Grobbachtal

    Rhododendron-Wald im Grobbachtal

  • Heimatspiel im Merkurwald

    Heimatspiel im Merkurwald um 1935

    Heimatspiel (Kloster Lichtenthal) im Merkurwald, um 1935

  • Herbst in Baden-Baden

    Herbst in Baden-Baden
     
     
  • Hotel Magnetberg

    Hotel Magnetberg
     
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  • Irmengard von Baden

    Markgräfin Irmengard von Baden

     

    Kloster Lichtenthal Fürstenkapelle A
    gründete im 13. Jahrhundert
    das Kloster Lichtenthal

     

    Um 1200 wurde Irmengard von Baden geboren. Sie entstammte den beiden mächtigsten Geschlechtern des deutschen Mittelalters, Welfen und Staufer.Sie war die Tochter des Welfen Heinrichs I., ein Sohn Heinrich des Löwen und Agnes, die Erbtochter des  Staufers Konrad, Pfalzgraf bei Rhein.

     

     1210 verlobte sich die junge Pfalzgräfin mit Markgraf Hermann V. von Baden und heirate ihn 1219.

    Im frühen Mittelalter lebten viele Klöster im Konflikt zwischen geistlichem Streben gemäß der Klosterlehre und dem weltlichem Anspruch des Adels.
    Deshalb wurde der Ruf nach Reformen des monastischen Lebens immer lauter.

    Aus dieser Sehnsucht heraus, verließen 1098 Mönche der Abtei Mosleme in Frankreich ihr Kloster, um in der Gegend von Cîteaux (lat. Cistercium) nach der alten Regula Benedicti, ein einfaches, von der Hände Arbeit bestimmtes Leben zu führen. Als 1113 der Abt Bernhard von Clairvaux nach Cîteaux kam, der durch seine charismatische Art viele Anhänger und Freunde auch im weltlichen und politischen Leben hatte, begann für die Cistercienser ihre Blütezeit in Europa, später oft das „bernhardinische Zeitalter“ genannt.

    Das erste deutsche Cistercienserkloster wurde 1123 in Klamp, dem heutigen Kreis Wesel zugehörig, gegründet.

    Heinrichs zweite Frau Agnes von Landsberg gründete zwischen den Jahren 1225 und 1233 das Cistercienserinnenkloster Wienhausen bei Celle.

    Somit führte Irmengard von Baden einerseits die Familientradition fort, als sie 1245 die Cistercienserinnen-Abtei Lichtenthal gründet, war doch das Kloster für Frauen des Mittelalters der einzig mögliche Raum, geistliche und vereinzelt auch weltliche Erziehung zu erfahren und dies dort zur Entfaltung zu bringen und andererseits suchte die Markgräfin nach dem Tod ihres Ehemanns 1242 auch nach einem Ort , der als Grablege der Familie dienen konnte.

    Doch vielen männlichen Geistlichen, vor allem solchen, die auch weltliche Macht erstrebten oder innehatten, waren diese Frauenkloster suspekt und so wurde Ende des 13. Jahrhunderts die Zahl der Frauenklöster „eingefroren“ und Neugründungen nicht mehr erlaubt.

     

    Heilige

    Links: Gerungus, Uta von Schauenburgs Sohn, erster Abt des Klosters Allerheiligen,
    Mitte: Helena, Mutter des röm. Kaisers Konstantin, Rechts: Uta von Schauenburg, Stifterin von Allerheiligen

     

    Alle drei Sandsteinfiguren stammen aus dem aufgehobenen Kloster Allerheiligen.

     Irmengard selbst hatte bei der Gründung des Klosters Lichtenthal anfangs viele Gegner, auch den Bischof von Straßburg, der alle Pläne der Markgräfin auf Gründung eines neuen, weiteren Klosters ablehnte.
    Diese wusste sich zu wehren, leitete den Grenzfluss Oos einfach um und so gehörte das Kloster nunmehr, da rechts der Oos gelegen, zum Bistum Speyer.

     Nonnen aus dem Kloster Wald bei Meßkirch trafen ein, Irmengard kümmert sich um die päpstliche Anerkennung, die Innozenz IV. in einem Schutzbrief und einem Ordensprivileg auch bestätigte.

     Irmengards Söhne, Hermann und Rudolf stellten im März 1245 den Stiftungsbrief aus und übergaben damit ihrer Mutter „das Patronatsrecht der Kirchen in Ettlingen und Baden, ihren Zehnten in Iffezeim, die Dörfer Winden und Beuren mit allem Zubehör, zwei Höfe in Oos, einen in Eberstein und 12 Pfund Straßburger Münze von ihren Zinsen in Selz“.

    1248 wird Frau Trudine zur ersten Äbtissin bestellt und das Kloster Lichtenthal wird in den Cistercienserorden aufgenommen.
    Im gleichen Jahr überträgt Irmengard ihre Güter dem Kloster und lebt dort im Konvent.

    Am 24. Februar 1260 stirbt Markgräfin Irmengard und wird im Altarraum der Kirche, neben ihrem Gemahl beigesetzt.

    Quelle: 750 Jahre Kloster Lichtenthal, Festschrift zum Klosterjubiläum 1245-1995, ebd.

     

    Willi Andreas Weishaupt 2014
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  • Johann Peter Büttgen: Das Alte Schloss bei Baden, 1842

    Johann Peter Büttgen
    Das Alte Schloss bei Baden, 1842
     
    1000
  • Johann Wilhelm Schirmer - Das Geroldsauer Tal bei Baden-Baden

    Johann Wilhelm Schirmer - Das Geroldsauer Tal bei Baden-Baden

  • Johann Wilhelm Schirmer - Das Oberbeuerner Tal vom Cäcilienberg aus, Vormittag

    Johann Wilhelm Schirmer - Das Oberbeuerner Tal vom Cäcilienberg aus, Vormittag

  • Johann Wilhelm Schirmer - Das Oostal mit Blick auf die Rheinebene und die Vogesen

    Johann Wilhelm Schirmer - Das Oostal mit Blick auf die Rheinebene und die Vogesen

  • Johannes Schroth

    Johannes Schroth

     

    Johann Schroth 180geb. 18. Dezember 1859 in Jöhlingen, † 23.11.1923 bei Offenburg

    war Architekt, Baurat und um 1900 einer der wichtigsten Kirchenbaumeister im badischen Raum, begann ein Architekturstudium in Karlsruhe und Charlottenburg.

     

     

     

     

     

    Mit 25 Jahren begann er seine Architekten-Laufbahn im erzbischöflichen Bauamt Heidelberg unter Ludwig Maier.*

    Nach drei Jahren geht er nach Berlin zu August Orth, einem angesehenen freien Architekten in der Reichshauptstadt.

    Doch bereits ein Jahr später (1888) kommt er zurück, jetzt ins erzbischöfliche Bauamt Karlsruhe unter Adolf Williard.

    Dort wird er 1893 zunächst nur kommissarischer und dann vier Jahre später offizieller Leiter der Baubehörde.

    Bereits früh benutzt er neuromanischen Formen, wie etwa bei St. Johannes in Wagshurst, wo er sich an der Benediktiner-Abtei in Schwarzach orientiert.

    Beim Bau der Sinzheimer Pfarrkirche eskaliert der Streit zwischen Schroth und Meckel und erst nach dessen Entlassung baut Schroth Kirche um Kirche.

    Karlsruhe war um 1900 eines der Zentren des Jugendstils in Deutschland.

    Schroth übernimmt diese Bauform. Die Avantgarde waren andere: Hermann Billing, der die Kunsthalle in Baden-Baden erbaute, Robert Curjel oder Karl Moser.

    Die bauen die Pauluskirche in Basel, die Christuskirche und die Lutherkirche in Karlsruhe, aber die Lutherkirche in Baden-Baden errichtet Martin Elsaesser.

    Und Schroth baute St. Bernhard in Badens Weststadt. Ein Kuppelbau aus hellem Murgtaler Sandstein, vielleicht dem wichtigsten Jugendstilbau in der Erzdiozöse Freiburg.

    Die kirchliche Empörung war groß.

    Doch Schroth setzte sich durch.

    Schroth wurde mehrfach geehrt und 1918 hat der badische Großherzog ihn zum Baurat ernannt.

    Die Aufbruchsstimmung der 1920er Jahre sollte Johannes jedoch nicht mehr erleben.

    Er starb, noch nicht einmal 64 Jahre alt. Begraben wurde er in Karlsruhe.

    * Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es vier Erzbischöfliche Bauämter im Großherzogtum Baden:
    Karlsruhe und Freiburg, dann Heidelberg und Konstanz.

    Max Meckel, ausgebildet in Köln, jetzt erzbischöflicher Baudirektor in Freiburg, war Vorgesetzter aller vier Bauämter und nicht gut auf Schroth zu sprechen. Er warf ihm vor „wenig geschult“ zu sein.

    Schroth keilte dagegen.

    Die Erzbischöfe ließen nur neugotisch oder neuromanisch designte Kirchen zu.

    Die Konflikte waren vorgegeben.

    Quellen:

    [1] Foto aus dem St.-Lioba-Blatt Nr.42 vom 19.10.1913, Diözesanarchiv Freiburg

    Ulrich Coenen, BNN, Januar bis März 2014


    Interessante Kirchen:

    Achern, St. Stefan

    Daxlanden, Heilig-Geist-Kirche

    Ettlingen, Herz Jesu

    Gengenbach, Kirche der Franziskanerinnen

    Hockenheim, St. Georg

    Kappelrodeck, St. Nikolaus, „Achertäler Dom“

    Karlsruhe, St. Bonifatius

    Kehl, St. Johannes Nepomuk

    Kuppenheim, St. Sebastian

    Neusatz, Jugendstil

    Offenburg, Dreifaltigkeitskirche

    Ottenau, St. Jakob

    Ottersweier, Pfarrkirche

    Steinbach, St. Jakobus

    Wagshurst, St. Johannes der Täufer


     

    Willi Andreas Weishaupt 2014
    © Baden-GEO-Touren
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