Museum Salzlandkreis
Aussicht vom Merkur auf das Tal von Baden-Baden
Pieter Bruegel der Ältere - Die Kornernte
Die Kornernte 1565. Öl auf Holz. 119 × 162 cm. Metropolitan Museum of Arts, New York City
via Wikipedia Commons
Literatur-Tipp
Die Tyrannei des Schmetterlings
Roman von Frank Schätzing
aus dem Verlag Kiepenheuer & Witsch
Pressespiegel
Badisches Tagblatt
Pressespiegel
Badisches Tagblatt
Pressespiegel
Badisches Tagblatt, 12.10.2018
Wissenswertes über den Wein
Den Wein haben die Menschen von „den Göttern aus Erbarmen erhalten“ schrieb Plato.
In Georgien haben die Archäologen die ältesten bisher bekannten SPUREN ZUR WEINHERSTELLUNG vor 9.000 Jahren gefunden.
Dem altägyptischen König Tutanchamun wurden 26 Weinamphoren mit genauer Jahrgangsbezeichnung in sein Grab gelegt.
Auch für die Griechen war Wein göttlich, damals betranken sich die Götter.
Dyonisos trank mit Herkules um die Wette, doch bald gab er den gefüllten Becher an seinen römischen Nachfolger Bachus ab.
Die Römer brachten die Weinrebe an den Rhein. Den Elbling und den Riesling.
Süße Weißweine, die die Römer mit bis zu 90% Wasser verdünnten, die Barbaren aber pur tranken.
Die Römer wussten manchmal nicht so genau, was sie wollten. So ließ ein römischer Kaiser die Weinreben seines Vorgängers ausreißen und Weizen anbauen.
Die Klöster bewahrten das Wissen über den Weinanbau nach dem Untergang des römischen Imperiums.
Kloster Eberbach: Im 12. Jahrhundert kamen Mönche aus Burgund und haben die Burgunderreben mitgebracht. Im 12. und im 13. Jahrhundert war Kloster Eberbach das größte Weinunternehmen der Welt.
Badische Weinstraße zwischen Baden-Baden und Oberkirch
Das Weinbaugebiet zwischen Oos und Rench gehört zur Ortenau und liegt am Schwarzwaldrand und in der Vorbergzone.
Hier gedeihen Riesling (=Klingenberger), Traminer (=Clevener), Ruländer und Müller-Thurgau (=Rivaner), sowie Spätburgunder.
Route und Stationen der Exkursion
- Die Exkursion beginnt in Baden-Baden mit der Fahrt über die Waldseestraße durch das Michelbachtal. Links der Straße ist Friesenberg-Granit aufgeschlossen.
- Abstecher zum Fremersberg: Im Süden unterhalb liegt das Klostergut Fremersberg mit der Lage Sinzheimer Klostergut Fremersberger Feigenwäldchen
- Abstecher zum Steinbruch am Waldeneck mit ignimbritischen Rhyolith-Decken
Blick von der Yburg auf das Rhyolith-Gebiet mit dem Steinbruch Waldeneck
-
Weiter nach Sinzheim mit den Lagen Sinzheimer Frühmessler, Sinzheimer Sonnenberg, Sinzheimer Sätzler, Varnhalter Steingrübler, Varnhalter Sonnenberg, Varnhalter Klosterbergfelsen
- Fahrt nach Steinbach (Steinbacher Stich den Buben) und Neuweier mit den Lagen Neuweier Mauerberg, Neuweier Schlossberg, Neuweier Altenberg. Wir besuchen das Weingut Schloss Neuweier und die Baden-Badener Winzergenossenschaft
Blick von der Yburg auf Neuweier und den Oberrheingraben
Weinberge beim Restaurant-Café Röderswald
Wissenswertes über den Wein
- Den Wein haben die Menschen von „den Göttern aus Erbarmen erhalten“ schrieb Plato.
- In Georgien haben die Archäologen die ältesten bisher bekannten SPUREN ZUR WEINHERSTELLUNG vor 9.000 Jahren gefunden.
- Dem altägyptischen König Tutanchamun wurden 26 Weinamphoren mit genauer Jahrgangsbezeichnung in sein Grab gelegt.
- Auch für die Griechen war Wein göttlich, damals betranken sich die Götter.
- Dyonisos trank mit Herkules um die Wette, doch bald gab er den gefüllten Becher an seinen römischen Nachfolger Bachus ab.
- Die Römer brachten die Weinrebe an den Rhein. Den Elbling und den Riesling.
- Süße Weißweine, die die Römer mit bis zu 90% Wasser verdünnten, die Barbaren aber pur tranken.
- Die Römer wussten manchmal nicht so genau, was sie wollten. So ließ ein römischer Kaiser die Weinreben seines Vorgängers ausreißen und Weizen anbauen.
- Die Klöster bewahrten das Wissen über den Weinanbau nach dem Untergang des römischen Imperiums.
- Kloster Eberbach: Im 12. Jahrhundert kamen Mönche aus Burgund und haben die Burgunderreben mitgebracht. Im 12. und im 13. Jahrhundert war Kloster Eberbach das größte Weinunternehmen der Welt.
-
Kappelwindeck (Sternenberg), Alt-Windeck, Hubbad, Neusatz
-
Sasbach und Sasbachwalden mit den Lagen Alde Gott, Klostergut Schelzberg, Eichwäldele, Limburg, Rote Halde, Eichert, Hochberg, Gestühl, Steingrube
-
Kappelrodeck mit Lagen Kappelrodecker Hex vom Dasenstein und dem Winzerkeller Hex vom Dasenstein
-
Waldulm mit den Lagen Waldulmer Kreuzberg und Waldulmer Pfarrberg und der Waldulmer Winzergenossenschaft
- Oberkirch mit den Lagen Schlossberg und Renchtäler. Wir besuchen die Schauenburg und die Grimmelshausengaststätte Silberner Stern
Grimmelshausengaststätte Silberner Stern in Oberkirch
Renée Sintenis, Joachim Ringelnatz, 1923 (1)
Im Park
Ein ganz kleines Reh
stand am ganz kleinen Baum,
Still und verklärt wie im Traum
Das war des Nachts elf Uhr zwei.
Dann ging ich um vier
Morgens wieder vorbei
Und da träumte noch immer das Tier.
Da schlich ich mich leise
Ich atmete kaum
Gegen den Wind an den Baum
Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips
Und da war es aus Gips.
Joachim Ringelnatz, 1933
Dieses Gedicht ist der einzige Text, den Joachim Ringelnatz
vor einer Kamera vorgetragen hat (2).
https://www.youtube.com/watch?v=TPIAx6Rcd0w
Quelle/Literatur:
(2) Hilmar Klute, War einmal ein Bumerang, Das Leben des Joachim Ringelnatz, Verlag Galiani Berlin 2015
Wilhelm Busch - Die Zeit
Neues Wilhelm Busch Album, Verlagsanstalt Hermann Klemm Freiburg i.B., 1953
Wilhelm Busch: Lehrer Lämpel (aus Max und Moritz)
via Wikipedia Commons
Wilhelm Busch
via Wikipedia Commons
Wilhelm Busch: Die fromme Helene (1872)
Wilhelm Busch: Stehender Schusterjunge nach links (um 1875)
Wilhelm Busch: Mein Stubenplatz in Wiedensahl (1853)
Franz Hanfstaengl: Wilhelm Busch (1874)
Wilhelm Busch: Der hohle Zahn (1862)
Aber Moritz aus der Tasche / Zieht die Flintenpulverflasche / Und geschwinde, stopf, stopf, stopf! / Pulver in den Pfeifenkopf
„Rums!! – Da geht die Pfeife los …“, 1865
Fink und Frosch
Neues Wilhelm Busch Album, Verlagsanstalt Hermann Klemm Freiburg i.B., 1953
Im Apfelbaume pfeift der Fink
Sein Pinkepink!
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
Bis auf des Baumes Blätterdach
Und bläht sich auf und quakt: »Jaja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!«
Und wie der Vogel frisch und süß
Sein Frühlingslied erklingen ließ,
Gleich muß der Frosch in rauhen Tönen
Den Schusterbaß dazwischen dröhnen.
»Juchheija heija !« spricht der Fink.
»Fort flieg' ich flink!«
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.
»Wat!« ruft der Frosch. »Dat kann ick och!«
Macht einen ungeschickten Satz,
Fällt auf den harten Gartenplatz,
Ist platt, wie man die Kuchen backt,
Und hat für ewig ausgequackt.
Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, daß er ein Vogel wär',
So irrt sich der.
Neues Wilhelm Busch Album, Verlagsanstalt Hermann Klemm Freiburg i.B., 1953
Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum)
Herbst-Anemone (Anemone hupehensis)
Wilde Karde (Dipsacus fullonum L.)
Heimatspiel (Kloster Lichtenthal) im Merkurwald, um 1935
Römisches Bernsteinkollier aus dem 3. Jahrhundert. Fundort: Hambacher Forst bei Niederzier, Kreis Düren.
Rheinisches Landesmuseum Bonn. Bild: HOWI-Horsch,Willly
Während Aktivisten im Hambacher Forst um den Erhalt der Bäume kämpfen, fallen wenige Kilometer entfernt unbeachtet tausende Bäume, um Platz zu machen für Windkraftanlagen.
Junge und alte Umweltschützer riskieren in diesen Tagen sogar ihre Gesundheit, um den Hambacher Wald vor der Rodung zu retten. RWE will die Bäume fällen, um weiter Braunkohlestrom produzieren zu können.
Nicht weit entfernt, im Aachener Münsterwald, fielen bereits tausende Bäume. Hier allerdings für klimafreundlichen Strom aus Windkraft - weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit.
Fußballfeldgroße Brachflächen haben die Kettensägen in den Wald geschlagen, sieben fast 200 Meter hohe Windräder wollen die Aachener Stadtwerke hier errichten. Schon Ende dieses Jahres sollen die ersten fünf Riesenwindmühlen Strom liefern.
Dabei lebten auch hier bedrohte und geschützte Tiere: Schwarzstorch, Rotmilan, Gelbbauchkröte, Fledermäuse.
Windkraftanlagen in Wäldern: 67 davon gibt es nach Angaben des Landesbetriebs Wald und Holz in NRW bereits - und es werden mehr. Weitere 12 befinden sich im Bau, 79 neue Anlagen sind genehmigt oder beantragt.
Erstaunlich: Der Investitionsschub für solche Wald-Windparks ist der alten, rot-grünen Landesregierung zu verdanken.
Klima und Naturschutz seien "angemessen ausgeglichen", wenn Wald für Windkraft geopfert wird, sagt Wibke Brems, energiepolitische Sprecherin der Grünen im Landtag.
Wald ist offenbar nicht gleich Wald.
Quelle: WDR.de September 2018
Kindergebetchen
Erstes
Lieber Gott, ich liege
Im Bett. Ich weiß, ich wiege
Seit gestern fünfunddreißig Pfund.
Halte Pa und Ma gesund.
Ich bin ein armes Zwiebelchen,
Nimm mir das nicht übelchen.
Zeites
Lieber Gott, recht gute Nacht.
Ich hab noch schnell Pipi gemacht,
Damit ich von dir träume.
Ich stelle mir den Himmel vor
Wie hinterm Brandenburger Tor
Die Lindenbäume.
Nimm meine Worte freundlich hin,
Weil ich schon sehr erwachsen bin.
Drittes
Lieber Gott mit Christussohn,
Ach, schenk mir doch ein Grammophon.
Ich bin ein ungezognes Kind,
Weil meine Eltern Säufer sind.
Verzeih mir, daß ich gähne.
Beschütze mich in aller Not,
Mach meine Eltern noch nicht tot
Und schenk der Oma Zähne.
Joachim Ringelnatz
Pizza „Barock“
Spinat-Dorten auf Welsch mit Parmesan-Käß
Nimm frischen Spinat
der sauber gewaschen
und wieder abgesigen ist
dünste denselben in einer grossen Pfannen ohne Wasser
damit er stirbt
wann er genug gedünst und Wasser gibt
so kehre oder rühre ihn um
daß er gleich weich wird
dann trucke den Safft ein wenig darvon
und mache ihn an mit wenig Pfeffer
Muscatnuß
klein-bereiten Knobel
Pinioli, Parmesan-Käß
Butter und Wein-Beerlein
Mache ein Blatt von subtilen Butter-Taig
bereite die Füll darauf
bedecks mit dem Ausschnitt
bach es schnell hinweg
und bestreue es mit Käß
und gibs warmen.
Rezept von 1719
Erna Horn, Barocke Culinaria
Baden-Württemberg 1/81
Friedericke Caroline Neuber
geb. am 8. März 1697 in Reichenbach (Vogtland), † 29. November 1760 in Laubegast Dresden
war Theaterdirektorin, Schauspielerin und Schriftstellerin.
Die junge Prinzipalin Friedericke Caroline Neuber, geborene Weißenborn im Kreise ihrer Schauspieler (1)
Die Neuberin, wie sie genannt wurde, war die Gründerin des neuen deutschen Theaters.
Sie initiierte den Bau eines „festen Hauses für das deutsche Sprechtheater“ (in Hamburg), holte das „fahrende Volk“ von der Straße, indem sie ihren Schauspielern einen festen Vertrag gab und ein Gehalt zahlte, und verbannte den Hanswurst aus seiner zentralen Bühnenrolle. Der Hanswurst war zu jener Zeit ein ordinärer, aber beliebter derber Possenreiter, der für die „Lacher“ sorgte.
In Leipzig förderte die Neuberin junge Bühnendramatiker, indem sie Stücke von Weise, Gellert, Schlegel und Lessing (Der junge Gelehrte) uraufführte.
Friedericke spielte in Sachsen, in Hamburg und Lübeck, in Straßburg und in Petersburg.
Zu ihrem Repertoire gehörten Stücke von Moliere, Racine und Übersetzungen von Gottsched.
Goethe würdigte sie in seinem Theaterroman „Wilhelm Meisters Theatralische Sendung“ mit der Madame de Retti.
Friedericke starb völlig verarmt in Dresden.
Auf ihrem ersten Denkmal stand:
„Dem verdienten Andenken einer Frau voll männlichen Geistes, der berühmtesten Schauspielerin ihrer Zeit, der Urheberin des guten Geschmacks auf der teutschen Bühne Carolinen Friederiken Neuberin geb. Weissenbornin aus Zwickau welche nachdem sie Dreyßig Jahre hindurch sich in Teutschland Ehre gemacht endlich zum Lohn ihrer Arbeiten Zehn Jahre lang alle Beschwerlichkeiten des Alters und der Armuth nur von wenigen Freunden unterstützt mit christlicher Großmuth gelassen ertragen hatt aus dem durch Bomben eingeäscherten Dresden mit schon kranken Leibe flüchtend hier in Laubegast elend starb und in Leuben armselig begraben ward widmeten diesen Stein einige Kenner ihrer Verdienste und Liebhaber der Kunst in Dresden im Jahre 1776.“
Heute ist das Neuberinmuseum in Reichenbach/Vogtland ein herausragendes Haus der deutschen Theatergeschichte.
(1) Wandbild der Schauspielerin Friedericke Caroline Neuber, Schloss Blankenburg um 1730, vermutlich von Hofmaler Johann Conrad Eichler, aus dem ehemaligen Redoutensaal, Öl auf Leinwand 207x115 cm.
Foto: Andrea Hempel Halle/Saale, Bild aus Privatbesitz.
Das Ölgemälde ist bislang das einzige authentische Porträt der Neuberin.
Diese ehemalige Wandbespannung gehört zu den über 1.000 Leinwandbildern, die 1990 in der Moritzburg in Halle wiederentdeckt wurden.
Die Theaterwissenschaftlerin Bärbel Rudin identifizierte die Neuberin auf diesem Gemälde.
Quellen / Literatur:
Wikipedia
Neuberinmuseum Reichenbach, Dauerausstellung
Wilhelm Busch: Drei alte Weiden (1870/75)
Wilhelm Busch: Selbstbildnis in Graublau (1869)
„Wart’ Dich werden wir gleich haben!"
„Maestoso“
Der kleine Maler mit der großen Mappe (1859)
Große Klette (Arctium lappa)
Mammutbäume
gehören zu den Zypressengewächsen. Es gibt drei rezente Gattungen.
Riesenmammutbaum - Sequoiadendron giganteum
Urweltmammutbaum - Metasequoia glyptostroboides
Küstenmammutbaum - Sequoia sempervirens
Riesenmammutbäume sind seit dem 19. Jahrhundert, d.h. seit ihrer „Entdeckung“ beliebte Parkbäume in Europa.
Brockhaus Konversationslexikon, 14. Auflage 1902, Achter Band
Der Urweltmammutbaum wurde erst 1941 in den Bergregionen Zentralchinas entdeckt.
Diese Mammutbäume werden bis zu 4.ooo Jahre alt.
Küstenmammutbäume sind frostempfindlicher und in Deutschland seltener (z.B. in Weinheim).
Zu verdanken haben wir diese großartigen Bäume in Süddeutschland dem Schwabenkönig Wilhelm I. (Friedrich Wilhelm Carl 1781-1864, König von Württemberg).
Der ließ um 1840 einige, und 1864 „mehrere Lot“ aus Amerika gekaufte Samen in der Wilhelma (Kalthaus) aussäen und verschenkte, bzw. verkaufte die ca. 10.000 jungen Bäume an Adelige und reiche Bürger.
Im kalten Winter 1879/80 erfror bei Temperaturen von minus 36° C vielerlei - nicht nur junge Mammutbäume.
Heute existieren noch etwa 200 Bäume dieser „Wilhelma-Saat“.
Die schönsten, ältesten, größten Mammutbäume in Süddeutschland leben natürlich in Baden-Baden.
Sie stehen im Garten der Villa Friesenberg, bei der Stourdza-Kapelle, in der Allee, ....
WAW
Auch im Park des Neuen Schlosses gibt es Riesenmammutbäume.
Leider ist dieser herrliche Garten mit seinen seltenen Bäumen für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Paul Siebert, Hommage à Baden-Baden, WAW
Wurzelholz aus dem Großen Moor bei Sassenburg
Der Leopoldsplatz in Baden-Baden
ist einer der zentralen Plätze der Stadt. Hier treffen sich die Sophienstraße (Nord-Süd Achse) und die Lichtentaler-/Luisen-Straße (Ost-West Achse).
Die Geschichte des Platzes beginnt mit einer Linde, die schon seit hunderten von Jahren an diesem Ort stand.
Darunter wurde gefeiert, getanzt, Gericht gehalten und gestorben.
Der Platz hieß „Lindenplatz“ und es gab ein Gasthaus „Zur Linde“ (bei dem heutigen Postgebäude).
Als die Stadtmauer Mitte des 13.Jahrhunderts gebaut wurde verlor der Platz an Größe, jedoch nicht an Bedeutung. Denn dort stand das Beuerner Tor, schon damals ein Verkehrsknotenpunkt
So sah Merian in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Stadt.
Merian Stich 1643
Sehen wir uns den Bereich um das Beuerner Tor etwas genauer an
H = Beuerner Tor. Rechts die große Linde. Die Straße, die an der Stadtmauer entlang führt, der „Graben“ vor der Stadtmauer, wird später die Sophienstraße werden. Der „Grawe“ entwässerte das Rotenbächle und konnte bei Gefahr geflutet werden. Die gen Osten führende Straße (re) wurde zur Lichtentaler Straße. Hier ging es nach Beuern (Lichtental). Auf einer weiteren Straße gelangte man zur Oos (S), heute: unterer Teil der Sophienstraße.
Die folgenden Kriege hat unsere Linde nicht überlebt.
Im frühen 19. Jahrhundert wurden die Stadtmauer und die Wehrtürme abgerissen. Das Beuerner Tor erst 1822.
Die westlich gelegenen Häuser der Sophienstraße wurden auf den Grundmauern der Stadtmauer errichtet und die Straße auf dem alten Stadtgraben (1).
Nun gab es einen großen Platz, den die honorigen Bürger der Stadt mit einem Standbild des kürzlich (1852) verstorbenen Großherzogs Leopold schmücken wollten, dem die Badener wahrlich viel zu verdanken hatten (2).
Von den hochfahrenden Plänen des Gründungskomitees blieb aus Geldmangel ein einfache Bronzestatue übrig, die der Bildhauer Franz Xaver Reich schuf.
Aufgestellt wurde sie am 20.09.1861.
Acht Kandelaber begrenzten das Monument, sicherlich auch um das Standbild vor herumlungernden Tagelöhnern und dem rasch zunehmenden Verkehr zu schützen. Fuhrwerke, Droschken, Reiter, Fußgänger, der neue Leopoldsplatz wurde zu dem Verkehrsknotenpunkt.
Aber einem mit Flair.
Im Frühjahr blühten in der Sofienstraße die Kastanien, Weinreben wurden an den Häusern hochgezogen und der bronzene Großherzog stand inmitten blühender Rhododendrenbüsche.
Der Ort war ein unbefestigter Sandplatz. Im Sommer staubig, im Winter ein Morast. Zwar wurde für die Fußgänger schon 1884 ein „Inseltrottoir“ gebaut, aber erst 1886 erhielt der Leopoldplatz einen solideren Kiesbelag (3).
2 Jahre später unternahm Bertha Benz ihren berühmten Ausflug und das Zeitalter des Automobils begann.
Der Belag des Leopoldsplatzes genügte diesen neuen Anforderungen nicht mehr. Also machte sich eine Kommission auf den Weg, fuhr nach Straßburg und studierte dort die modernen Straßenbeläge.
Man entschied sich für schwedisches Kiefernholz und so erhielt der Platz noch vor dem Ersten Weltkrieg einen aus Holz gepflasterten, geräuscharmen Belag.
Das war vor über 100 Jahren.
Die Holzkonstruktion hatte aber auch Nachteile: Man musste sie pflegen, was jährlich Geld kostete und bei nasser Kälte wurde sie spiegelglatt.
ug. Postkarte
Also wurde der „Leo“ über-asphaltiert, außer den Mosaikplatten von Villeroy und Boch am Standbild Leopolds natürlich.
ug. Postkarte
Achtzig Jahre lang blickte der Großherzog auf seine erste Sommerresidenz, Palais Hamilton.
Dann wurde die Bronzefigur vom Sockel geholt und verschwand in den Schmelzöfen der Nationalsozialisten.
Aber der Name Leopoldsplatz blieb.
Schon seit 1910 gab es eine Straßenbahn, die von Lichtental über den Leopoldsplatz bis zum heutigen Theater, beim ehemaligen Stadtbahnhof, fuhr.
Leider hat auch die Straßenbahn den zweiten Weltkrieg nicht überlebt.
Anfang der 50er Jahre fuhren die O-Busse (elektr. Oberleitung) von Oos bis Oberbeuern.
Fuhr die Straßenbahn immerhin 40 Jahre, wurden die O-Busse bereits nach 20 Jahren ausgemustert.
Seit 1971 werden im Personenverkehr Omnibusse eingesetzt.
g.Postkarte, 1980
Neuerdings fahren die Omnibusse durch die Allee, da der Leopoldsplatz saniert wird.
Neben dem Austausch maroder Versorgungsleitungen wird das Rotenbächle neu kanalisiert.
Sanierung Leopoldsplatz, Rotenbächle-Kanal, 2018, WAW
Natürlich ist auch der neue Belag des sanierten Platzes wieder Gegenstand leidenschaftlicher Diskussionen.
(1) Man kann keine Geschichte des Leopoldsplatzes oder der Sofienstraße , usw. schreiben, ohne die Fachfrau der Badener Stadtgeschichte zu erwähnen, bzw. zu zitieren: Margot Fuss.
(2) Leopold (geb. 1790 in Karlsruhe, † 1852 ebenda), Großherzog von Baden
gefiel es in Baden-Baden so gut, dass er die Stadt zu seiner Sommerresidenz
(Palais Hamilton, später Neues Schloss) machte.
Er verbrachte dort oft mehrere Monate im Jahr.
Nicht nur damit beförderte er Baden-Baden zur internationalen Bäder-Stadt.
Unter seiner Amtsführung verlor Baden seine politische Souveränität an Preußen.
Die Preußen standen dem Großherzog Leopold „hilfreich zur Seite“ als es darum ging die Revolution von 1848/49 zu ersticken.
(2) Der damalige Belag fußte auf einem von Mac Adam entwickelten Straßenbelag mit drei unterschiedlichen Schotterkörnungen, die stark verdichtet und seitlich entwässert wurden (Makadambelag).
Im Prinzip hatten schon die Römer ihre Straßen so gebaut:
Füssen, Schautafel, WAW
Bei relativ schnell fahrenden Fahrzeugen saugt der Unterdruck den Staub und den Sand aus dem Gefüge. Deshalb ging man dazu über, die Oberfläche mit einer Asphalt- oder Teer-Schicht zu versiegeln.
Quelle / Literatur:
Margot Fuss, Die Chronik der Sofienstraße, Heft 4, Arbeitskreis für Stadtgeschichte Baden-Baden, April 1967
http://www.obus-es.de/Baden-Baden_19_07_03.htm
Brockhaus Konversations-Lexikon, 1901
Franz Xaver Reich
geb. 1. August 1815 in Hüfingen, † 8. Oktober 1881 ebenda
war ein in Baden vielbeschäftigter Bildhauer.
Sein Vater Lucian d.Ä. gründete in Hüfingen eine Mal- und Zeichenschule.
Neben seinen Söhnen Franz und Luzian unterrichtete er dort u.a. die Brüder Heinemann und Rudolf Gleichauf.
Franz wollte Bildhauer werden. Durch Vermittlung seines Onkels konnte er ab 1832 im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt arbeiten.
1837 hatten die beiden Brüder ein gemeinsames Atelier in Hüfingen. Sie schufen die Figurengruppe Die Donau mit Brigach und Breg.
Ein Jahr später entstanden die Skulpturen am Eingangsportal der Karlsruher Kunsthalle.
Prägend für Franz wurde seine (vom Haus Fürstenberg gesponserte) Italienreise 1842. Aus Portici brachte er die Tradition der Blumenteppiche mit nach Hause. Diese Tradition wurde in Hüfingen gepflegt und machte das Städtchen weit über die Baar hinaus berühmt.
Franz Xaver Reich hat auch in Baden-Baden seine Spuren hinterlassen.
Trinkhalle
Giebelrelief (Entwurf von Christian Lotsch), Ausführung F.X. Reich (1839-1842)
In der Mitte des Reliefs steht eine Quellnymphe. Ihr nähern sich (li) die Kranken, die nach dem Genuss des heilenden Wassers, geheilt (re) von dannen ziehen.
Amtshaus (heute Ärztehaus)
Portalstatuen Justitia (Schwert und Waage) und Lex (Gesetzestext und Schwörstab).
Standbild des Großherzogs Leopold
Eingeweiht am 20.09.1861 am Leopoldsplatz.
Wurde 1940 im Rahmen der NS-Aktion Metallspende eingeschmolzen.
Fürstenbergdenkmal
Am Hang des Herrenguts (Leopoldstr.) überlebte der Sohn des Fürsten Carl Egon III. einen Sturz vom Pferd. Aus Dankbarkeit ließ der Vater ein Schutzengel-Denkmal von F.X. Reich errichten.
Literatur / Quellen:
Wikipedia
Kunstdenkmäler Badens, E.Lacroix, P.Hirschfeld, H.Niester, C.F.Müller, 1942
AQUAE 08, Der Bildhauer Franz Xaver Reich und sein Wirken in Baden-Baden, Reiner Haehling von Lanzenauer
Friedrich von Weech, Badische Biographien, 1891
Badische Biographien - Franz Xaver Reich
Postkarte
WAW, eigenes Werk
Augusta Raurica
war eine römische Stadt, die um 200 n.Chr. mehr als 20.000 Einwohner hatte.
Sie lag nahe am Rhein einige Kilometer östlich von Basel in der heutigen Schweiz (Augst, Aargau).
alle Schautafeln, Augusta Raurica
Sehr sehenswert, das dortige Römermuseum